Die Alternative für Mobilitätsfragen
14.02.2025 Bünzen, Region OberfreiamtMobilität für alle
Tixi, der Fahrdienst für das soziale Leben
Der Bünzer Walter J. Hess ist Präsident vom Fahrdienst Tixi Aargau.
Neun Fahrzeuge hat der Fahrdienst Tixi Aargau mit Sitz in Mägenwil. ...
Mobilität für alle
Tixi, der Fahrdienst für das soziale Leben
Der Bünzer Walter J. Hess ist Präsident vom Fahrdienst Tixi Aargau.
Neun Fahrzeuge hat der Fahrdienst Tixi Aargau mit Sitz in Mägenwil. In diesen Tagen hat der Verein ein neues Auto mit Rampe zum Verladen von Rollstühlen in Betrieb genommen. Vereinspräsident Walter J. Hess erklärt, welche Anstrengungen der Verein jeweils unternimmt, um ein neues Fahrzeug anzuschaffen. Warum es heisst, Vereinsmitglieder werden von Vereinsmitgliedern gefahren. Dazu sieht er das Fahren im Verein als Vorbereitung aufs Alter. --vaw
Walter J. Hess aus Bünzen ist Präsident von Tixi Aargau
Der Verein Tixi Aargau wird seit zwei Jahren von Walter J. Hess als Präsident geführt. Der Fahrdienst hat es sich zum Ziel gesetzt, die Mobilitätsbedürfnisse von älteren und dementen Menschen zu ermöglichen, damit diese ein soziales Leben führen können.
Verena Anna Wigger
«Wenn sie kein Geld bekommen, dann vielleicht Zeit», mit dieser Aussage hat alles angefangen. Auf den Verein Tixi aufmerksam geworden ist Walter J. Hess durch einen «Bettelbrief», wie er dieser Werbung salopp sagt. Geld wollte Hess nicht senden, doch seine Zeit wollte er spenden. «Meine Frau Silvia ermunterte mich, bei Tixi einzusteigen.» Sie bestärkte ihn, sich als Fahrer zu engagieren. «Dann haben wir ein Thema, über das wir sprechen können», sagte sie ihm damals schmunzelnd. Sie ist Ortsvertreterin der Pro Senectute in Bünzen. Seit bald vierzehn Jahren ist Hess nun Fahrer für den Aargauer Fahrdienst. Sein Einsatztag als Fahrer ist jeweils am Freitag. Dann setzt er sich hinters Steuer und fährt Betagte und Behinderte zu ihren Terminen. «Ich sehe dies auch als Vorbereitung, um selbst alt zu werden. Man sieht, was auf einem zukommen kann», sagt der End-Siebziger.
Seit zehn Jahren arbeitet der gelernte Maschineningenieur HTL auch im Vorstand des Aargauer Vereins mit. Zuerst als Revisor, dann als Aktuar und seit zwei Jahren leitet er den Verein als Präsident. Wobei der Vorstand die strategischen Entscheide angeht. Das Tagesgeschäft wird durch die Geschäftsführerin Edith Schmidt und ihr Team, den Freiwilligen-Koordinator Rainer Käppeli, die Sachbearbeiterin Myriam Wyser und Barbara Schönenberger, welche die Finanzen führt, geleitet. Heute macht Walter Hess zusammen mit dem Vorstand selbst Werbung, damit der Verein gesund wächst. Und damit Tixi bekannt wird und genügend Sponsoren und Fahrkunden gewinnt.
Fahrdienst für Mitglieder
Hess sagt: «Das Spezielle an unserem Fahrdienst ist, dass jeder Fahrer und Fahrgast Mitglied im Verein sein muss.» Tixi Aargau betreibt seit 2009 einen Fahrdienst für Menschen aller Altersstufen mit Mobilitätseinschränkungen oder Demenz. Mittlerweile sind 540 Einzelmitglieder und 200 Kollektivmitglieder im Verein Mitglied. Bei den Kollektivmitgliedern handle es sich um Altersheime und andere Institutionen, die den Fahrdienst für ihre Bewohner buchen. «Wir sind zurzeit 70 Fahrer», sagt Hess, der wie seine Kolleginnen und Kollegen mindestens zweimal pro Monat im Einsatz ist. «Unser Anliegen ist, dass auch Menschen mit Mobilitätsbehinderung zu vernünftigen Preisen am sozialen Leben teilnehmen können.» Anders als das Rote Kreuz, welches medizinische Transporte durchführt, bringt der Fahrdienst seine Fahrgäste auch zum Coiffeur oder an kulturelle Anlässe. So wurden im vergangenen Jahr 11 200 Fahrten ausgeführt.
Frauen beginnen meist vor dem Erreichen des Pensionsalters mit Fahren, Männer erst nach der Pensionierung. Die Altersbegrenzung für Fahrer liegt im Verein bei 85 Jahren. Walter Hess, der seit seiner Pensionierung fährt, erinnert sich, dass sie zwei Fahrzeuge hatten, als er dem Verein beitrat. Bei 300 000 Kilometern ist Schluss, dann wird ein Fahrzeug ersetzt. «Am Anfang haben wir auch mit Occasionsautos gearbeitet», weiss der Präsident aus der Geschichte des Fahrdienstes. Heute sind es neun Fahrzeuge. In diesen Tagen nehmen sie ein neues Fahrzeug in Betrieb. Rainer Käppeli, der als Freiwilligen-Koordinator in der Geschäftsstelle arbeitet, informiert die Fahrer in der Garage über das neue Fahrzeug, welches wie die anderen Autos mit einer Rampe für den Transport von Rollstühlen ausgerüstet ist.
Auf eigenen Beinen stehen
«Wir sind absolut neutral», darauf ist der Präsident stolz. Damit meint er, dass der Verein politisch und konfessionell neutral ist. Finanziell steht der Verein ebenfalls auf eigenen Beinen. «Die Hälfte der Kosten werden durch Spenden gedeckt», so Hess. «Letztes Jahr haben wir eine rote Null geschrieben», sagt er schalkhaft. Ein anderer Anteil entsteht aus den Erträgen der Fahrten. Die Fahrkosten werden mittels der Tariftabelle, welche der Verein hat, verrechnet. Ein drittes Standbein in der Finanzierung sind die Vereinsbeiträge für Mitglieder, die den Fahrdienst nutzen. Es gibt aber auch Mitglieder ohne Fahrdienstnutzung und Patenschaften für die Fahrzeuge. «Werbung ist für uns wichtig», betont Hess. Erhaltene Zuwendungen, Gönner und Mitgliederbeiträge decken rund 50 Prozent der Gesamtkosten ab. Nur so können die Fahrpreise günstig gehalten werden. Gerade im Hinblick auf das neue Fahrzeug sagt er: «Die Mittelbeschaffung für neue Fahrzeuge benötigt jeweils zusätzliche Anstrengungen.»
Zuwendungen willkommen
Der Verein erhält keine Beiträge von Kanton, Gemeinden oder der Landeskirche. Dafür erhält er Beiträge von Stiftungen und Pfarrämtern. Die Fahrer machen dies ehrenamtlich: «Ab und an erhalten sie ein Trinkgeld, dieses dürfen sie behalten», erzählt Hess, «die Hälfte der Fahrer gibt das Geld ab.» Mit diesem Geld bezahlt der Verein einen Beitrag an die regelmässigen «Fahrerhöcks». Bezahlt werden die vier Angestellten der Geschäftsstelle, welche in einem Pensum von total 270 Stellenprozenten das Herzstück des Vereins, die Disposition, führen.
Für die Reservation einer Fahrt lohnt es sich, diese frühzeitig anzumelden: «Wir sind schnell ausgebucht.» Hess erklärt, dass sich die Fahrer über das Portal «Tixi24» eintragen und die Disposition diese mit den Aufträgen abgleicht, sodass auch Mobilitätsbehinderte und sozial Benachteiligte zu vernünftigen Preisen am sozialen Leben teilnehmen können.