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06.12.2024 Wohlen«Strebel Uhren und Schmuck» verabschiedet sich bis Weihnachten: Gabriela und Heinz Strebel schauen auf 70 Jahre zurück
Es ist ein Fachgeschäft mit grosser Tradition. Ein Familienunternehmen, das über 70 Jahre lang zum Wohler Ortsbild ...
«Strebel Uhren und Schmuck» verabschiedet sich bis Weihnachten: Gabriela und Heinz Strebel schauen auf 70 Jahre zurück
Es ist ein Fachgeschäft mit grosser Tradition. Ein Familienunternehmen, das über 70 Jahre lang zum Wohler Ortsbild gehörte. Gabriela und Heinz Strebel gehen in den Ruhestand – mit positiven Erinnerungen, wertvollen Erfahrungen und mit einer Prise Wehmut.
Daniel Marti
Spätestens am 24. Dezember werden Heinz und Gabriela Strebel ihren geliebten Laden an der Zentralstrasse ein letztes Mal schliessen. Das Fachgeschäft «Strebel Uhren und Schmuck», eine traditionsreiche Firma, wird die erfolgreiche Geschäftstätigkeit beenden. «Altershalber», sagt Heinz Strebel und lässt eine leise Wehmut durchklingen.
Wenn er dann tatsächlich letztmals den Schlüssel dreht, wird eine Ära, die das Wohler Ortsbild mitgeprägt hat, definitiv enden. «Es wird sicherlich ein emotionaler Moment, aber auch ein Moment der Dankbarkeit – für unsere treuen Kunden, die Unterstützung unserer Familie und die gemeinsame Zeit mit meiner Frau, die in all den Jahren meine grösste Stütze war», erklärt er. Das Ehepaar Strebel wird dann «mit Stolz und Freude auf die vergangenen erfolgreichen Jahrzehnte» zurückblicken. Und sich auf die kommenden, «hoffentlich noch langen und gesunden Jahre» freuen.
Grosse Bewunderung für die Eltern
Gegründet wurde das Fachgeschäft im Mai 1954. Eine Herausforderung wars. «Die Geschäftsentstehung war das Ergebnis von harter Arbeit und einer klaren Vision.» Die Idee sei von seinem Grossvater Leonz Strebel aus Muri gekommen, so Heinz Strebel. Der Grossvater habe als Berufsschullehrer in Wohlen das Potenzial des Ortes erkannt. «Er gab meinen Eltern Paul und Pia Strebel den Impuls zur Gründung.»
Pia Strebel konnte kürzlich ihren 95. Geburtstag feiern und ist immer noch geistig fit und körperlich rüstig. Und sie spielte von Anfang an eine wichtige Rolle. Sie war eine der ersten Frauen in der Schweiz, die eine Lehre als Augenoptikerin begann. «Sie lebte mit meinem Vater ihre Leidenschaft für das Handwerk und den Kundenkontakt.» Paul Strebel war Augenoptikermeister und Uhrmachermeister.
Heinz Strebel empfindet jedenfalls eine grosse Bewunderung für seine Eltern, «besonders für ihre Entschlossenheit und ihr Engagement. Sie waren echte Vorbilder. Sie zeigten, wie man Familie, Beruf und Leidenschaft vereinen kann.» Und diese Einstellung gaben sie Heinz und Gabriela Strebel weiter.
Von den Eltern an die Nachfolgegeneration – natürlicher Prozess
Zu Beginn war der Betrieb eine Kombination aus Augenoptik, Uhren und Schmuck – zusammen mit dem Nachbarbetrieb, Pfister Sport. Später übernahmen die Strebels diesen Hausteil und expandierten. Gabriela und Heinz führten danach mit Freude die Familientradition weiter. «Und wir konnten unseren eigenen Stil einbringen.» Heinz Strebel als diplomierter Uhrmacher-Rhabilleur und Gabriela Strebel als ausgebildete kaufmännische Fachfrau und diplomierte Fachfrau für edlen Schmuck und Uhren. «Gemeinsam haben wir das Angebot verfeinert und auf höchste Qualität gesetzt», betonen beide.
Die Übergabe von den Eltern an die nächste Generation war ein natürlicher Prozess. Heinz Strebel zeigte früh Interesse an der Arbeit seiner Eltern und wollte ihre Leidenschaft für Präzision und Handwerk weiterführen. «Meine Frau Gabriela war dabei immer eine enorme Stütze. Gemeinsam ergänzten wir uns ideal.» Er kümmerte sich um die Uhrmacherkunst, während sie ihre Fachkenntnisse und Kreativität in den Schmuckbereich einbrachte. «Gleichzeitig war sie für unsere Familie mit drei Kindern eine unglaubliche Kraft.»
Kundenkontakt als Herzstück der Arbeit
Es gab bei «Strebel Uhren und Schmuck» – wie in jedem Fachgeschäft – Hochs und Tiefs. Zu Spitzenzeiten zählte das Team acht Personen. Zudem haben in der Firma viele Uhrmacher und Uhren-Schmuck-Fachpersonen ihre Ausbildung erfolgreich absolviert. Es sei stets spannend gewesen, «mit einem kundenorientierten und engagierten Team zu arbeiten».
Härtere Zeiten blieben nicht aus. Heinz Strebel nennt es Herausforderungen und meint damit die zunehmende Konkurrenz zum Bespiel durch den Onlinehandel. «Wir haben uns immer auf unsere Stärken konzentriert: persönliche Beratung, Fachwissen und die Nähe zu unseren Kunden. Gemeinsam haben wir diese Herausforderungen gemeistert.» Vor allem seine Gattin habe mit «ihrer Energie und ihrem Sinn für Ästhetik» viele Kunden begeistern können.
Diverse Einbrüche
Ein Berufsleben lang «Strebel Uhren und Schmuck» – das hat auch ungebetene Kundschaft angezogen. Es gab tatsächlich diverse Einbruch-Diebstähle. Teure Investition, wie zum Beispiel in Panzerglas und Alarmanlage haben noch grösseren Schaden verhindert. Es gab jeweils «nur» Sachschaden. Die Sicherheit ist sowieso ein sehr grosses Thema in der Branche.
Insgesamt waren Gabriela und Heinz Strebel während 33 Jahren für das Fachgeschäft «Strebel Uhren und Schmuck» verantwortlich. Zusammen schauen sie auf wertvolle Erfahrungen zurück. Viele positive Erinnerungen werden bleiben. «Wir haben uns immer darauf konzentriert, hochwertige Produkte anzubieten und unsere Kunden kompetent zu beraten», sagen beide. Besonders stolz sind die Strebels auf die Treue der Kunden, «die uns oft über Jahrzehnte begleitet haben». Der Kundenkontakt sei dabei «immer das Herzstück unserer Arbeit» gewesen. Sie haben es geschätzt, persönliche Beziehungen aufzubauen und die Wünsche der Kunden zu erfüllen. «Das werden wir vermissen.»
Der wahre Wert liegt in der Geschichte
Nun ist der Moment gekommen, die Ära des Fachgeschäfts voller schöner Erinnerungen abzuschliessen. Eine Weiterführung innerhalb der Familie hätte eine von diversen Zukunftsmöglichkeiten sein können, «unsere Kinder haben sich alle für ihren eigenen erfolgreichen Weg entschieden. Sie sollen ihre Zukunft frei und unabhängig gestalten.» Die Entscheidung, das Geschäft nun zu schliessen, sei ganz bewusst gewählt worden, «um in die Pension zu gehen und uns neuen Ideen und Freiheiten zu widmen».
Das Loslassen wird bestimmt nicht einfach, denn die Verbundenheit mit dem eigenen Geschäft war und ist ausgeprägt. «Der wahre Wert unseres Ladens liegt nicht nur in den materiellen Gütern, sondern in der Geschichte, die er erzählt, und in den Beziehungen, die über Jahrzehnte aufgebaut wurden», betont Heinz Strebel. «Unsere Kunden haben immer geschätzt, dass hinter jeder Uhr und hinter jedem Schmuckstück handwerkliche Arbeit und Liebe zum Detail steckt.»
Jetzt an Senioren-Uni?
Und deshalb, wenn Gabriela und Heinz Strebel bis Heiligabend ihr Geschäft ein letztes Mal abschliessen werden, dann spielt die Gefühlswelt wohl Achterbahn. Die Strebels erwarten eine «Mischung aus Wehmut und Erleichterung». Denn nebst vielen Freuden war die Verantwortung gross. Als Kleinunternehmer sei man selbst und ständig «on duty», erklärt er. Das wird auch über Weihnachten hinaus so bleiben. Erst hält sie das Weihnachtsgeschäft auf Trab. Und nach der Schliessung muss die gesamte Geschäftstätigkeit feinsäuberlich abgeschlossen werden. Das könne Monate dauern, meint Geschäftsmann Heinz Strebel. Und danach? «Gabriela strahlt vor Energie und wir haben bereits viele Ideen.» Er könne sich zum Beispiel vorstellen, einen Kurs an der Senioren-Universität zu belegen. «Wichtig ist, geistig und körperlich aktiv zu bleiben.»
Gleichzeitig freuen sich die beiden auf mehr Zeit für sich selbst «und auf einen neuen Lebensabschnitt mit weniger Verantwortung».