Die Krise ist da
11.11.2025 Fussball, Sport1. Liga classic: FC Wohlen – Black Stars Basel 1:3 (1:2)
Der FC Wohlen enttäuscht gegen die Black Stars auf ganzer Linie und verliert wieder. Mit nur einem Unentschieden und drei Niederlagen aus den letzten vier Pflichtspielen steckt die Mannschaft in einem ...
1. Liga classic: FC Wohlen – Black Stars Basel 1:3 (1:2)
Der FC Wohlen enttäuscht gegen die Black Stars auf ganzer Linie und verliert wieder. Mit nur einem Unentschieden und drei Niederlagen aus den letzten vier Pflichtspielen steckt die Mannschaft in einem Formtief.
Josip Lasic
Es könnte so einfach sein. Wohlens Nicola Peter macht in der 41. Minute vor, wie es gehen kann. Er versucht von ausserhalb des Strafraums zu schiessen. Als sein erster Versuch abgeblockt wird, holt er sich den Ball zurück und probiert es nochmal. Tor. Bei der ersten Gelegenheit, bei der die Freiämter den direkten Weg aufs gegnerische Goal suchen, sind sie erfolgreich. Umso schleierhafter, dass das Heimteam es nicht häufiger auf diese Art und Weise probiert hat. Mehrmals kommen die Wohler in die Nähe des gegnerischen Strafraums, doch anstatt abzuschliessen, suchen sie den vermeintlich besser postierten Mitspieler. Das führt meist zu einem Pass zu viel und zum Ballverlust. «Wir haben zu viel überlegt und einfach nicht geschossen», sagt Peter. «Ich habe es einfach mal probiert. Und dann geht er auch mal rein.» Von solchen Aktionen sah man beim FCW zu wenig. Und das, obwohl sie laut dem Torschützen einen Tag vor dem Spiel gegen die Black Stars Basel noch Abschlüsse trainiert haben. «Im Spiel haben wir es aber definitiv zu wenig umgesetzt. Vielleicht fehlt uns offensiv die letzte Entschlossenheit.» Dabei gab es sogar vom Gegner Anschauungsunterricht, wie man zum Erfolg kommen kann. Denn zum Zeitpunkt, als Peter trifft, liegt Wohlen bereits mit 0:2 zurück. In der 10. Minute lancieren die Basler nach einem Fehlpass einen Konter. Die Gäste bemerken, dass FCW-Goalie Nico Ammann zu weit vor seinem Tor steht und rufen dem ballführenden Fabio Di Brizzi zu, dass er es versuchen soll. Er probiert es und zieht von der Mittellinie ab. Tor. Der Mut wird belohnt. Mut, den die Wohler vermissen lassen. In der 40. Minute können die Gastgeber den Ball nicht ausreichend aus dem Strafraum klären. Ebenso unzureichend wird Basel-Stürmer Dino Babovic gedeckt, der zum 2:0 abschliessen kann. Auf diesen Rückschlag folgt dann postwendend die Reaktion durch Peter.
Die Flamme der Hoffnung, die kurz auflodert, dass Wohlen nochmal ins Spiel zurückkommen könnte, wird schnell im Keim erstickt. Kurz nach der Pause führt ein Abstimmungsfehler in der FCW-Abwehr dazu, dass Babovic allein auf Ammann zulaufen kann. 3:1 für die Black Stars. Die Gäste hatten zu diesem Zeitpunkt auch nicht wirklich viel mehr Torchancen als die drei, die zum Erfolg geführt haben. Sie haben aber in diesen Momenten tatsächlich auch probiert, Tore zu erzielen. «Wir lassen einfach Gegentreffer zu und sind im Gegenzug offensiv zu harmlos und nutzen unsere Möglichkeiten nicht. So verliert man halt», ist auch das ernüchternde Fazit von Nicola Peter.
Magere Ausbeute aus den letzten Partien
Nach dem 3:1 machen die Basler nur noch das Notwendigste und beschränken sich auf die Abwehrarbeit. Wohlen kontrolliert den Ball, erzeugt jedoch keinen Druck. Das Gefühl, dass die Freiämter eine Aufholjagd starten könnten, entsteht zu keinem Zeitpunkt. Und das, obwohl FCW-Trainer Piu mit Javi Gabathuler, Djellon Shahini, Noah Lüscher-Boakye und Marlon Rizzo alle offensiven Optionen von der Bank ins Rennen wirft. Die paar wenigen Abschlussversuche, die der FCW noch hat, gehen fast alle erneut von Peter aus. So kassiert Wohlen die fünfte Meisterschaftsniederlage. Die erste vor eigenem Publikum. Nachdem die Leistungskurve der Freiämter lang nach oben gezeigt hat, ist das Team jetzt definitiv in einem Tief. Aus den letzten vier Pflichtspielen gab es drei Niederlagen (gegen Old Boys Basel, Courtételle und Black Stars Basel). Das vierte Spiel gegen Delémont endete unentschieden, war aber aufgrund des späten Gegentors ebenfalls ein Dämpfer.
Wie kommt Wohlen aus dieser Situation wieder raus? «Es braucht Charakter. Es braucht Willen. Aus meiner Sicht ist es eine Kopfsache. Wir müssen zeigen, dass wir das Tor machen wollen und dort hingehen, wo es wehtut», fasst Peter zusammen. Bis zur Winterpause hat das Team jetzt noch zwei Spiele Zeit, diesen Charakter zu beweisen. Am nächsten Samstag, 17 Uhr, geht es zunächst zum Tabellendritten Concordia Basel. Mit einem Sieg könnten die Freiämter nach Punkten gleichziehen. Angesichts der aktuellen Form müssen sie jedoch eher die hinteren Tabellenregionen im Auge behalten. Die Mannschaften aus dem Tabellenkeller rücken gefährlich nah an den FCW heran.
«Momentan funktioniert es nicht»
Wohlen-Trainer Piu zur Situation
Nach dem Spiel kommt ein Black-Stars-Betreuer auf Wohlen-Trainer Piu zu und macht ihm ein Kompliment, dass er eine gute Mannschaft habe. Dem Trainer fällt es schwer, das Lob anzunehmen. «Ich höre das immer wieder. Aber momentan funktioniert es nicht. Wir verlieren ja auch die Spiele, in denen wir das bessere Team sind. Solange wir nicht punkten, haben wir nicht viel davon, dass wir eine gute Mannschaft sind.» Piu ist der Ansicht, dass es in erster Linie ein mentales Problem ist, das seine Spieler aktuell haben. «Es fehlt die Entschlossenheit, es fehlt Zielstrebigkeit. Wir machen es zu kompliziert, versuchen den Ball ins Tor zu tragen. Dabei hat Nicola Peter gezeigt, wie einfach es gehen kann.» Trotz des momentanen Formtiefs möchte Piu aus den letzten zwei Vorrundenspielen gegen Concordia Basel und Bassecourt noch Punkte mitnehmen. «Dann haben wir einen Motivationsschub für die Rückrunde. Wenn wir es schaffen, wieder einmal vor dem Gegner das erste Tor zu erzielen, traue ich uns in den beiden Spielen einiges zu. Aber wir dürfen uns nichts vormachen. Es wird schwer bei unserer aktuellen Verfassung.»
Tatsache ist, dass sich der FC Wohlen steigern muss. Die spielerische Qualität, die zu sehen ist, bleibt brotlose Kunst, solange daraus keine Tore resultieren und am Ende keine Punkte geholt werden. Und wenn sich zum harmlosen Angriff auch so eklatante Fehler in der Abwehr wie gegen die Black Stars dazugesellen, ist jedes Spiel zum Scheitern verurteilt, egal wie der Gegner heisst. --jl

