Die Musik im Zentrum
16.12.2022 Musik, MuriKarl Herzog dirigiert seit 20 Jahren die Musik Muri und begeistert immer wieder mit neuen Projekten
Vision, Vertrauen, Mut und Zuversicht. Das sind die Attribute von Karl Herzog. Der musikalische Leiter der Musik Muri geht andere Wege. Und das schon seit zwei Jahrzehnten im ...
Karl Herzog dirigiert seit 20 Jahren die Musik Muri und begeistert immer wieder mit neuen Projekten
Vision, Vertrauen, Mut und Zuversicht. Das sind die Attribute von Karl Herzog. Der musikalische Leiter der Musik Muri geht andere Wege. Und das schon seit zwei Jahrzehnten im Klosterdorf. Mit den Musikerinnen und Musikern konnte er in dieser Zeit viele aussergewöhnliche Konzerte erleben und jede Menge Höhepunkte sammeln.
Sabrina Salm
Kurz nach seinem «Stellenantritt» als musikalischer Leiter der Musik Muri zog Karl Herzog mit seiner Familie vom Fricktal ins Klosterdorf. «Wegen der Musik», erzählt er schmunzelnd, doch mehr ernst als im Witz. «Das sagt ja schon alles. Oder?» Es sagt auf jeden Fall schon sehr viel. Denn, Herzog und die Musik Muri, dass passt einfach. «Ich habe es bei meinem Vorstellungsgespräch bereits gemerkt. Es war intuitiv. Ein Bauchgefühl.» Ein erstes «Klick» hatte er beim Betrachten des Logos der Musik Muri. «Wie die Musik betont wird, stach mir sofort ins Auge und beeindruckte mich. Genau das, was ich ebenfalls möchte: die Musik ins Zentrum stellen.» Dieser Funke und das gleiche Ziel seien vielleicht auch die Gründe, weshalb er die Musik Muri immer noch dirigiere.
Projekte mit grossem Aufwand
Muri passe zu ihm. Die Menschen sowie die Konstellation von Musik Muri stimme. «Und das Kulturverständnis hier im Dorf schätze ich enorm.» In den zwei Jahrzehnten hatte er mit den Musikerinnen und Musikern des Vereins viele schöne Projekte realisiert. «Es ist schwierig, die Höhepunkte zusammenzufassen, denn es gab so viele», meint er lächelnd. Der Musiklehrer für Blechblasinstrumente der Musikschule Muri Plus versucht es trotzdem. «Wenn ich eines nennen müsste, dann sicher eines unserer ersten Projekte», erzählt Herzog. Das war im Jahr 2004. Zusammen mit dem Schauspieler Peter Fischli führten sie das Märli «Peter und der Wolf» auf. «Dafür bauten wir den Festsaal um. Eine Tribüne für die Zuschauer entstand auf der eigentlichen Bühne und wir spielten auf der anderen Seite», erinnert er sich. Diese Aufführung war ein Erfolg – und der grosse Anfang für weitere aussergewöhnliche Projekte.
2000 Besucher verwöhnten sie im Jahr 2008 mit 100 Minuten Musik einer Uraufführung. Neben den Murianer Musikern standen Solisten, ein Kinderchor, ein Chor und Sänger auf der Bühne. «Das Riesenprojekt war eine sehr grosse Herausforderung für uns alle. Doch es hat sich gelohnt.»
Nicht alles perfekt
2006 traten sie im KKL auf. Im Jahr 2010 wagten sie sich erstmals an ein Opern-Open-Air auf dem Klosterhof. Fünf Jahre später hatten sie ein Gastspiel in Innsbruck bei der dortigen Sommerserenade. Im letzten Sommer präsentierten sie mit «Der Barbier von Sevilla» erneut einen Ohrenschmaus. Der letzte grosse Auftritt liegt noch gar nicht lange zurück. Auch das Winterkonzert war ein besonderes Projekt. Mit gloriosen Klängen und der Uraufführung eines Stücks des Jungkomponisten aus eigenen Reihen Andreas Meienberg begeisterten sie das Publikum. «Das Schöne daran ist, es funktioniert hier in Muri. Es steckt zwar viel Arbeit dahinter, doch es gibt einiges an Energie zurück.» Ja, man merkt: Standard ist nicht sein Ding.
Karl Herzog ist ein Visionär. Er erwähnt immer wieder die Attribute Mut, Vertrauen und Zuversicht. Visionen haben keine Vorlagen und Grenzen. «Bei uns ist nicht alles perfekt. Dafür lebt es extrem.» Er ist der Meinung, dass man Musik nicht nach Wettbewerbsschema werten kann. «Musik muss berühren und einen bewegen.» Konzerte zelebrieren – das ist Musik Muri, findet Karl Herzog. «Ich darf auf zwanzig sehr schöne Jahre zurückblicken.»
In gleiche Richtung gehen
Zwanzig Jahre seien eigentlich nicht so lange, meint Herzog. «Es braucht Zeit, um eine Vision umzusetzen», meint Karl Herzog. Nach dieser langjährigen Zusammenarbeit merke man jetzt, dass der grosse Aufwand für die ungewöhnlichen Projekte Früchte trage. Ein Visionär werde er bleiben.
Er verlange viel Eigenverantwortung der Musik-Muri-Mitglieder. Jeder Mensch sei ein Individuum. «Jeder soll seine Intuition in die Gruppe bringen. Ich möchte die Musiker nicht einengen.» Er ist sich bewusst, dass einige seine Art als musikalischer Leiter nicht mögen. Er sei anders. Leite anders. Entweder man will mitziehen oder dann passt es nicht. «Ich könnte mich schon verstellen. Doch ich will nicht.» In Muri habe er viele Leute gefunden, die mit ihm in die gleiche Richtung gehen wollen. «Es ist ein Geben und Nehmen. Wir sind zusammen gewachsen.» Immer wieder müsse man sich fragen, ob es für einem noch stimme. Und im Moment beantwortet Herzog diese Frage klar mit «Ja.»

