Die Natur in Szene setzen
21.08.2020 BoswilDer Pfeil schlug direkt in ihrem Blumenladen ein. Im Rahmen der Sommerserie «Auf den Punkt» erzählt Tamara Emch, warum Blumen immer passend sind. Sie führt seit fünf Jahren einen Blumenladen in Boswil und seit vier Jahren auch die Gärtnerei nebenan. Zudem engagiert sich die 30-Jährige seit fünf Jahren im kantonalen Verband der Floristinnen und Floristen. --ake
Weil Blumen immer passen
«Auf den Punkt»: Tamara Emch führt «emch floristik» in Boswil
Blumen faszinieren sie, von klein auf. Tamara Emch hat sich diese Leidenschaft zum Beruf gemacht. Seit fünf Jahren führt sie einen Blumenladen in Boswil, vor vier Jahren kam die Gärtnerei dazu. «Es ist ein höchst abwechslungsreicher, aber anstrengender Job», schwärmt die 30-Jährige.
Annemarie Keusch
Wie ihr privater Garten aussieht? Tamara Emch schmunzelt. «Wir sind daran, ihn ein wenig umzugestalten», sagt sie. Seit vier Jahren lebt sie wieder in Boswil, im Dorf, wo sie aufwuchs. Schlicht und natürlich, so beschreibt sie ihren eigenen Garten. Holzhaufen für die Insekten, Blumenwiesen, zwei Hochbeete für den Eigengebrauch an Gemüse, «aber je nach Saison auch mal ganz spezielle Pflanzen». Pflegeleicht, das sei die Hauptsache. «Nach einem Arbeitstag im Blumenladen und im Gewächshaus will ich nicht noch zwei Stunden im Garten werken, sondern auch einmal abschalten können.»
Dass Tamara Emch beruflich diesen Weg einschlägt, war früh klar. «Schon als kleines Mädchen band ich im Garten Sträusschen.» Das Flair dafür habe sie von ihrer Mutter geerbt. Die Lehre in Wohlen und Anstellungen in Muri und Luzern folgten, bevor sie als Geschäftsführerin des Blumenladens in Boswil angefragt wurde. Tamara Emch sagte zu. «Der Arbeitsweg ist näher», sagt sie und lacht. Heute sind es rund 200 Meter. Nach zwei Jahren als Geschäftsführerin übernahm sie den Blumenladen, ein Jahr später auch die Gärtnerei. «Wobei, eine richtige Gärtnerei sind wir nicht mehr. Wir bestellen Pflanzen bei Schweizer Produzenten und verkaufen sie hier. Wir produzieren nicht mehr selber.»
Geschäft ist gewachsen
Eine Festangestellte, drei Teilzeitangestellte und zwei Lehrlinge beschäftigt Tamara Emch aktuell in ihrem Betrieb. Alles Frauen, wie in der Branche üblich. «Das Geschäft läuft gut», sagt sie. Gerade im Vergleich zur Zeit, als sie als Geschäftsführerin nach Boswil kam, fällt der Unterschied auf. «Damals waren es zwei Teilzeitangestellte.» Die Gründe für den Erfolg sieht Tamara Emch etwa im breiten Sortiment, der guten Beratung oder der Qualität an Schnittblumen und Setzlingen. «Damit können wir uns von den Grossverteilern abheben, die allesamt auch Pflanzen verkaufen.»
Von der Geburt bis zur Beerdigung
Blumen, sie üben auf die Menschen eine spezielle Faszination aus. «Gerade Rosen verkaufen wir im Laden sehr gut. Aktuell sind auch Sonnenblumen sehr gefragt oder Orchideen.» Ihre eigenen Lieblingsblumen sind eher kleiner, schlichter. «Ich mag Maieriesli oder Schachbrettblumen.»
Blumen begleiten die Menschen ein Leben lang. «Bei der Geburt werden Blumen geschenkt, bei der Erstkommunion tragen sie viele im Haar, Hochzeiten sind feierlich mit Blumen geschmückt und auch an der Beerdigung zieren Blumen das Grab», verdeutlicht Tamara Emch. Das passende Arrangement gebe es immer.
Genau dieses in Absprache mit ihren Kundinnen und Kunden zu kreieren, ist eine ihrer Aufgaben – eine von vielen. «Ich schätze den Kundenkontakt sehr», sagt die 30-Jährige. Und sie schätzt auch die Abwechslung sehr. Stellen grössere Unternehmen in jedem Bereich Spezialisten an, vereint Tamara Emch in ihrem Kleinunternehmen alle Aufgaben. Buchhaltung, Bestellungen, Marketing, Personalwesen, Kundenberatungen und natürlich selber Gestecke oder andere Blumenkunstwerke herzustellen. «Das finde ich unglaublich spannend, diese Kombination an Aufgaben.»
Sich für Branche einsetzen
Tamara Emch hat als Floristin und mit ihrem eigenen Geschäft ihren Traum verwirklicht. Damit gibt sich die junge Boswilerin aber noch nicht zufrieden. Seit fünf Jahren gehört sie dem Vorstand der Sektion Aargau von «florist.ch» an, wie sich der Verband mittlerweile nennt. Seit vier Jahren sitzt sie im Co-Präsidium. «Ich finde es wichtig, dass die Branche zusammenhält und sich versucht zu stärken», erklärt sie ihr Engagement. Gerade in der Zeit des Corona-Lockdowns sei dies sehr wichtig gewesen. «Viele waren verunsichert und hatten zig Fragen.»
Tamara Emch ist Instruktorin bei überbetrieblichen Kursen, Expertin bei Lehrabschlussprüfungen. «Der Nachwuchs ist für eine Branche unglaublich wichtig», sagt sie. Es sei schön zu sehen, dass immer wieder viele junge Berufsleute Freude daran haben, als Floristin oder Florist die Natur in Szene zu setzen.
Immer neue Ideen: Autos mit Blumen dekorieren
Anders sein, neue Ideen haben, das braucht es gerade bei Kleinunternehmen. Und Tamara Emch hat diese. Ein Auto-Chassis als Dekoration vor dem Gewächshaus etwa hat wohl noch niemand gesehen. Jährlich – sofern das Coronavirus keinen Strich durch die Rechnung macht – organisiert sie mit der benachbarten Garage eine Ausstellung unter dem Titel «Flower & Power» und schmückt deren Autos. Auch ihre grosse Adventsausstellung ist anders, auf hundert Quadratmetern im Gewächshaus. «Immer neue Wege zu gehen, das macht mir Spass.» Und genau das braucht es wohl auch, um erfolgreich zu sein.