Die Schwingerarena steht

  01.07.2022 Schwingen

Der Auf bau des Aargauer Kantonalschwingfestes (8. bis 10.Juli) kommt besser voran als geplant

Viel Betrieb auf dem Chäbere-Areal in Beinwil/Freiamt: «Es läuft wie geschmiert», sagt OK-Präsident Hermann Bütler.

Stefan Sprenger

Turnverein, Zivilschutz, Schwinger, viele Helfer – alle haben angepackt bei den Aufbauarbeiten der Schwingerarena für über 5000 Zuschauer. Die meisten Tribünen stehen schon, genauso die Festzelte. «Es war streng, wie ein hartes Training. Abends habe ich es gespürt», so Eidgenosse Andreas Döbeli aus Sarmenstorf. Er war an den ersten Tagen fast immer vor Ort und hat angepackt. Genauso wie seine Schwingkollegen des SK Freiamt. «Für uns ist das ein Höhepunkt.»

Auf dem Chäbere-Areal in Beinwil war grosser Zusammenhalt zu spüren. Viele Freiämter packen mit an.

Im ganzen Fest sind 700Helferinnen und Helfer aus rund 40 Freiämter Vereinen involviert. Vom 8. bis 10. Juli soll es ein dreitägiges Volksfest für alle werden. Oder: «Es bäumigs Fäscht», wie das Motto lautet. Und natürlich gibt es besten Schwingsport zu erleben. Am Samstag mit 180Jungschwingern und am Sonntag mit dem 115. Aargauer Kantonalschwingfest, wo total sechs Eidgenossen dabei sind und der Innerschweizer Schwinger Pirmin Reichmuth aller Voraussicht nach sein Comeback geben wird.

«Alle haben super mit angepackt. Die Stimmung ist bestens und alles hat geklappt. Wir sind mit den Aufbauarbeiten sogar im Vorsprung. Wir sind bereit», so OK-Präsident Bütler vorfreudig. 5100 Tickets sind verkauft. Platz hätte man für 6500Fans.


Der schwingende Bauleiter

Lukas Döbeli vor dem Aargauer Kantonalschwingfest am Sonntag, 10. Juli, in Beinwil/Freiamt

Als Jungschwinger war Lukas Döbeli an der nationalen Spitze. Seit einigen Jahren ist er jedoch wie vom Pech verfolgt. Nun will der 22-Jährige Vollgas geben und eine starke Saison hinlegen. Auch neben dem Sägemehlring hat er einiges vor. Döbeli arbeitet als Bauleiter in Wohlen und will bald von seinem Elternhaus in Sarmenstorf ausziehen.

Stefan Sprenger

Wie alle Freiämter Schwinger, hilft auch Lukas Döbeli beim Aufbau des «Kantonalen» in Beinwil. Der Sarmenstorfer hat dabei etwas mehr Ahnung als andere, denn er arbeitet als Bauleiter bei den «Taro Architekten» in Wohlen. Der gelernte Zimmermann koordiniert Baustellen, aktuell den Ersatzbau eines alten Bauernhauses in Waltenschwil. «Die Arbeit macht mir grossen Spass. Die Chance, die ich hier erhalten habe, ist riesengross», sagt Döbeli. Eigentlich wollte er sich als Hochbauzeichner weiterbilden lassen und schnuppert bei der Urs Müller Architektur in Wohlen. «Er meinte dann, er hat eine Idee.» Urs Müller lotste Döbeli dann zu seinem Neffen Fabrice Müller. «Hier kann ich die Ausbildung zum Bauleiter absolvieren, die im September startet», erklärt Lukas Döbeli ehrgeizig.

Sein Chef Fabrice Müller von den «Taro Architekten» schwärmt vom Schwinger. «Er ist ein ruhiger und bedachter Mensch. In diesem sehr hektischen Beruf kommt ihm seine bodenständige Art zugute. Sein Engagement ist gross. Ich unterstütze ihn sehr gerne bei seinem beruflichen Werdegang», so Müller, der gerne an den Schwingfesten dabei ist «und seit Lukas Döbeli bei uns arbeitet, sind viele aus dem Geschäft dabei und feuern in lauthals an». So auch vom 8. bis 10. Juli, wenn in Beinwil/ Freiamt das Aargauer Kantonalschwingfest steigt.

Die Fehler bei sich selber suchen

Und dort will Döbeli zeigen, was er kann. «Das wird eines der imposantesten Kantonalen in diesem Jahr. Der Gabentempel ist gross, die Arena auch. Es kommen viele Zuschauer, viele Kollegen, das spornt mich an», sagt Döbeli. In dieser Saison startete er stark mit zwei Kranzsiegen am Solothurner und am Baselbieter «Kantonalen». Danach liess er stark nach – und musste einige Enttäuschungen verdauen. Die Fehler suchte er zu oft bei äusseren Einflüssen. «Da bin ich mittlerweile schlauer. Nur ich bin schuld. Ich bin verantwortlich dafür, ob es gut läuft oder nicht. Ich muss auf mich schauen, nicht auf andere», so Döbeli selbstkritisch.

Zweimal knapp an eidgenössischem Kranz vorbei

Als Jungschwinger war er an der nationalen Spitze. Weil der Sarmenstorfer immer etwas grösser und schwerer war als seine Konkurrenz, dominierte er seinen Jahrgang nach Belieben. «Ich wusste als Jungschwinger nicht, wie es sich anfühlt zu verlieren», sagt er heute. Bei den Aktiven galt Döbeli als grosse Zukunftshoffnung. Am «Eidgenössischen» in Estavayer (2016) und in Zug (2019) schrammte er beide Male haarscharf an einem Kranzgewinn vorbei. Der 135-kg-Mann will es am «Eidgenössischen» in Pratteln in diesem Jahr ändern und endlich ein «Böser» werden.

«Das macht mir nichts, im Schatten der beiden zu stehen»

Weil er noch kein Eidgenosse ist, steht er immer ein wenig im Schatten seines Bruders Andreas Döbeli und dem Aristauer Joel Strebel, die beide in Zug den Titel des «Eidgenossen» geholt haben. «Das macht mir nichts aus, im Schatten der beiden zu stehen. So bin ich etwas aus dem Rampenlicht und kann mich besser fokussieren», erklärt Lukas Döbeli, der den Zusammenhalt unter den Freiämter Schwingern «hervorragend» findet.

Die letzten Jahre waren schwierig für ihn. 2017 muss er sich am Meniskus operieren lassen. 2018 folgt eine Operation am Handgelenk. Dann kommt die Coronapandemie und Dö- beli kämpft mit Schulterschmerzen. Es dauert Monate, bis er die Diagnose erhält: Bizepssehnenabriss an der Schulter. Wieder eine Operation. Weil die Schulter ein kompliziertes Gelenk ist, dauert die Rehaphase lange. «Mittlerweile habe ich keine Schmerzen mehr und es geht immer besser», so Döbeli. Das gibt ihm Hoffnung für den weiteren Saisonverlauf. Das «Kantonale», das «Nordwestschweizerische», das «Eidgenössische» – oder die Bergkranzfeste auf dem Weissenstein und der Schwägalp. «Ich bin fit und positiv eingestellt, dass es jetzt wieder aufwärtsgeht», sagt Döbeli, der jeweils zweimal pro Woche im Schwingkeller in Aristau und bei Schwing-Koryphäe Tommy Herzog trainiert.

Vor dem Heimspiel am Aargauer Kantonalen sagt Lukas Döbeli: «Wir müssen Pirmin Reichmuth stoppen. Der Sieg wird über ihn gehen.» Und er hofft natürlich, dass ein Freiämter am Ende zuoberst auf dem Notenblatt steht und sich Siegermuni «Kümu II» abholen darf.

Privat hat Döbeli auch Veränderungen vor. Bruder Andreas Döbeli wird in rund zwei Jahren den elterlichen Hof in Sarmenstorf übernehmen. Lukas Döbeli sucht sich aktuell ein neues Zuhause. «Ich bin 22 Jahre alt. Es ist langsam an der Zeit», sagt er. Eine Wohnung sucht er sich ausschliesslich in Sarmenstorf. «Hier ist meine Familie. Hier sind meine langjährigen Freunde. Hier gehe ich regelmässig an die Fussballspiele des FC Sarmenstorf. Was will ich woanders?»

Im Sägemehl ist sein grosses Ziel klar: ein Kranz am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest in Pratteln im August. «Ich bin einen Schritt weiter», so Döbeli. Nachdem er an den letzten beiden «Eidgenössischen» ultra-knapp am Kranzgewinn gescheitert ist und nachdem er sich nach der langen Verletzungsgeschichte wieder zurückgekämpft hat, wäre es diesem sympathischen Freiämter sehr zu gönnen, dass er seinen Traum endlich erreicht. Doch erst steht sein Heimspiel an, «und darauf freue ich mich sehr». Und wer weiss, vielleicht katapultieren ihn die lautstarken Anfeuerungsrufe seines Chefs Fabrice Müller und Tausenden weiteren Freiämtern zu einem Exploit.


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