An die Vernunft appellieren

  12.11.2021 Region Wohlen

Elektro-Trendfahrzeuge wie der E-Scooter werden zum Problem auf Strassen und Trottoirs

Gehen ist out. Immer mehr Menschen nutzen E-Scooter und ähnliche Fahrzeuge für den Weg durchs Dorf. Doch kaum einer weiss, welche gesetzliche Regeln gelten.

Chregi Hansen

Zuerst tauchten sie in den Städten auf. Jetzt trifft man sie immer mehr auch im Freiamt. Und sie scheinen sich wie Insekten zu vermehren. Die Rede ist von den E-Scootern, den kleinen, wendigen und elektrifizierten Trottinetts früherer Zeiten.

Ihnen begegnet man derzeit überall. Auf den Trottoirs und der Strasse. Sie werden von Kindern wie auch Erwachsenen benutzt. Allein, zu zweit. Mit dem Handy in der Hand oder den Kopfhörern im Ohr. Bei Tag und bei Nacht und fast immer ohne Licht. Und es mehren sich die brenzligen Situationen – vor allem Fussgänger erschrecken oft, wenn sich von hinten lautlos und schnell ein solches Fahrzeug nähert.

«Die Entwicklung ist uns ein Dorn im Auge», sagt denn auch Marco Veil, der Chef der Regionalpolizei Wohlen. Und: «Kaum jemand kennt die gesetzlichen Vorschriften.» Dies will die Polizei ändern. Derzeit läuft an den Schulen der Umgebung eine Informationskampagne. Denn es hat sich gezeigt, dass immer mehr Kinder die E-Scooter für den Schulweg nutzen und die Lehrpersonen gar nicht wissen, dass dies eigentlich nicht erlaubt ist.

Für Kinder verboten

Dabei ist der Fall aus der Sicht des Gesetzgebers klar: Das Elektro-Trottinett fällt unter die Kategorie der Leicht-Motorfahrräder. Heisst: Gefahren werden dürfen sie erst ab 14 Jahren und dann nur, wenn man den Mofa-Führerausweis besitzt. Ab 16 Jahren braucht es keinen Ausweis. Gefahren werden darf nur auf der Strasse und auf Radwegen, nicht aber auf Trottoirs. Das Mitnehmen einer zweiten Person ist verboten. Einen Helm braucht es nicht, er wird aber empfohlen. Und das Fahrzeug muss verkehrstechnisch korrekt ausgestattet sein. Mit Bremsen vorne und hinten und Licht. Die erlaubte Höchstgeschwindigkeit beträgt 20 km/h, mit Tretunterstützung 25 km/h.

Die gleichen Regeln gelten übrigens auch für ähnliche Fahrzeuge wie Elektro-Roller, Kinder-E-Bikes oder Steh-Roller. Ein Blick auf die Realität zeigt: Kaum jemand hält sich an die Regeln. Kleine Kinder fahren mit E-Scootern zur Schule, Eltern transportieren mit ihnen die Kinder. Fast alle sind auf dem Gehweg unterwegs. Jetzt will die Polizei handeln. Neben der Kampagne an der Schule wird es vermehrt Kontrollen geben. «Dabei werden wir konsequent sein und das Fahrzeug auch mal einziehen. Dann müssen es die Eltern bei uns abholen», macht der Repol-Chef deutlich. In einer ersten Phase wolle man aber an die Vernunft appellieren.

Vermutlich ein beliebtes Weihnachtsgeschenk

Er befürchtet, dass die Probleme noch zunehmen. Und die Fahrzeuge zum Renner des Weihnachtsgeschäfts werden. «Auf den allermeisten Verpackungen fehlt der Hinweis auf die gesetzlichen Vorgaben», ärgert sich Veil. Darum sei es wichtig, jetzt offensiv zu informieren. Damit die Freude über den neuen E-Scooter nicht ganz schnell zur Enttäuschung wird, weil man ihn nicht benutzen darf. «Die wenigsten sind sich bewusst, welcher Gefahr sie sich aussetzen. Und dass sie bei einem Unfall nicht versichert sind», so Veil.

Wer nun denkt, er sei schlau, und einfach auf andere Trendfahrzeuge wie Onewheel, Monowheel, Hoverboard oder Elektro-Skateboard ausweicht, der hat Pech gehabt. Denn diese sind weder auf der Strasse noch auf dem Trottoir erlaubt, sondern nur auf abgesperrten Flächen. Auch hier will die Polizei in Zukunft vermehrt handeln.


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