Die Wikinger halten allem stand

  29.09.2020 Hilfikon

Das Wikinger- und Mittelalter-Spektakel war ein grosser Erfolg

Eine verspätete Eröffnung, Sturmwarnung und Corona: Die Wikinger haben mit einigem zu kämpfen. Doch sie lassen sich nicht unterkriegen und stellen einen einzigartigen Markt auf die Beine.

Chantal Gisler

Die Wikinger haben es nicht leicht. Erst macht ihnen die «Pestilenz Corona» einen Strich durch die Planung. Dann am Samstag das Wetter. Doch ein richtiger Wikinger lässt sich davon nicht unterkriegen. Wenn eine Pandemie ein Fest unmöglich macht, macht man halt einen Mittelaltermarkt. Und wenn das Wetter schlecht ist, wird aus einer Schlacht eine Kampfprobe. Doch die Sicherheit geht immer vor. Aus diesem Grund konnte der Mittelaltermarkt seine Tore am Samstag nicht wie geplant um 13 Uhr öffnen, sondern erst um 16 Uhr. Der Grund: Sturmwarnung. «Wir müssen die Eröffnung verschieben», sagt Nadine Hayoz, Mitglied vom Marktkomitee. Am WUMS nennt sie sich Jera, ihr Partner Yves nennt sich Höiu. Jera steht am Eingang und begrüsst ihre Freunde. Sie trägt eine Pestmaske aus Stoff. Die werden am WUMS häufiger zu sehen sein. Denn anstelle von Konzerten gibt es in diesem Jahr eine Maskenprämierung. Doch zunächst muss das WUMS eröffnet werden können. «Der Wind ist wegen der Zelte für die Besucher gefährlich», erklärt Jera.

Doch das Wetter hält die Wikingerfans nicht ab. Denn: «Kalt ist es erst, wenn die Pinguine umfallen», belehrt der Hässliche Hans die Besucher. Er ist mittlerweile zur Kultfigur vom WUMS geworden. Von Pockennarben gezeichnet und mit Lumpen bekleidet, geht er barfuss durch die Menge und ist immer für einen Schwatz zu haben.

Ein Stück Normalität

Der Markt lockt Besucher von überall an. Auf dem Parkplatz sind Fahrzeuge aus Zürich, Bern, Graubünden und sogar Deutschland zu sehen. Für sie bedeutet das WUMS vor allem eines: ein Stück Normalität. Natürlich muss man den Abstand noch immer einhalten und falls nötig eine Maske tragen. Aber daran hat man sich in den vergangenen Monaten gewöhnt.

Ein Stück Normalität ist es auch für die Handwerker und Marktfahrer. Sie haben unter dem Lockdown besonders gelitten. Das bestätigt Christine Röthlisberger. An ihrem Stand verkauft sie Weihrauch und Myrrhe. Für sie ist das WUMS der erste Markt, an dem sie teilnehmen kann. «Und vermutlich auch der letzte in diesem Jahr», sagt sie. «Wir haben eine sehr harte Zeit durchgemacht», erklärt Röthlisberger. Sie selbst musste sich während des Lockdowns einen Zweitjob suchen. «Wir Marktfahrer leben von Saison zu Saison. Im Winter nach dem Weihnachtsmarkt bis etwa im April läuft bei uns nichts, da leben wir vom Ersparten.» Das musste dieses Jahr länger halten. Das war nicht immer einfach. «Wir Marktfahrer sind wie eine grosse Familie», sagt Röthlisberger. «Wir helfen einander.» Doch nicht allen konnte geholfen werden. «Ich weiss von einigen Marktfahrern, die der Lockdown in den finanziellen Ruin getrieben hat.» Ihr hat die Pandemie vor allem eins gezeigt: «Ich werde mich wohl auf den Onlinehandel zurückziehen und hier aufhören.» Seit fast zehn Jahren betreibt sie ihren Stand schon. «Ich habe schon länger darüber nachgedacht. Aber jetzt bin ich mir sicher. Denn ich weiss nicht, wie sich die Situation entwickeln wird.»

Sieg über König Lothar

Die Coronasituation ist auf dem Markt immer wieder ein Thema. Das Marktkomitee schaut, dass sich nicht zu viele Menschen an einem Ort versammeln. Ansonsten bietet es den Besuchern Masken an, um die Sicherheit zu gewährleisten. So auch bei der Schlacht am Sonntag. Wieder stehen sich auf dem Hilfiker Kamm Wikinger und Ritter gegenüber. «Die Wikinger haben die Krone von König Lothar gestohlen», erklärt Jera. Schon wieder? Der gute König sollte besser auf seine Krone aufpassen. Schon vor zwei Jahren führte die gestohlene Krone zur Schlacht. «Ja», lacht Jera. «Aber dieses Mal waren es die Frauen, die sie stibitzt haben.» König Lothar will seine Krone wieder und schickt seine Ritter in die Schlacht. Doch die können der wilden Entschlossenheit der Wikinger nichts anhaben. Nach rund einer halben Stunde Kampf muss sich Lothars Armee geschlagen geben. Der König wird in Hand- und Fussfesseln von den Wikingern abgeführt. Die Wikinger feiern ihren Sieg, die Zuschauer sind begeistert. Trotz Coronasicherheitsmassnahmen ist der Markt ein grosser Erfolg.


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