Eigentlich ist immer Saison
19.07.2022 WohlenSommerserie «Mit dem Werkhof unterwegs»: Pflege der gemeindeeigenen Grünanlagen
Der Werkhof schaut nicht nur auf den Strassen für Ordnung, sondern ist auch für die Natur im und ums Dorf zuständig. In Wohlen kümmert sich ein ganzes Team um die Grünanlagen. «Die Arbeiten variieren je nach Jahreszeit», weiss Gärtner Kevin Koller.
Chregi Hansen
«Unsere Arbeit wird geschätzt», sagt Kevin Koller, während er an diesem Nachmittag sein Team instruiert. Er weiss, wovon er spricht. Wenn die Mitarbeiter mit den orangen Gewändern im Dorf unterwegs sind, dann werden sie oft von Passanten in ein Gespräch verwickelt. «In den allermeisten Fällen erhalten wir ein positives Feedback. Manch einer bedankt sich sogar explizit für unseren Einsatz, dabei machen wir doch einfach nur unseren Job», so Koller weiter.
An diesem Tag hat seine Truppe aber nur wenige Zuschauer. Heute ist seine Gruppe beim Schulhaus Bünzmatt beschäftigt. Einer mäht den Rasen, ein anderer schnappt sich die Heckenschere und legt los. «Wir müssen die Ferienzeit ausnutzen, dann sind wir immer rund um die Schulhäuser aktiv. So stört der Lärm niemanden», sagt der gelernte Gärtner. Auch Koller beginnt jetzt, die Büsche zurückzuschneiden. Dabei nutzt er eine neue Akkuschere mit Teleskoparm. «Mit dem richtigen Werkzeug geht die Arbeit schneller von der Hand und ist erst noch viel leiser. Zudem haben die neuen Geräte viel weniger Gewicht», sagt er. Er ist darum froh, dass die Ausrüstung in Wohlen kontinuierlich erneuert wird.
Man sieht, was man geleistet hat
Seit neun Jahren ist Koller beim Werkhof angestellt. Als Leiter Gartenbau ist er verantwortlich für ein kleines Team von drei bis fünf Personen. So ganz genau lasse sich das nicht sagen, lacht er. «Bei uns muss jeder auch mal in anderen Bereichen aushelfen. Gerade auch beim Winterdienst», erklärt er. Zudem kommen je nach Saison auch Aushilfskräfte zum Einsatz.
Und Saison ist in seinem Bereich, bei der Pflege der gemeindeeigenen Grünanlagen, eigentlich immer. «Jede Jahreszeit hat ihren besonderen Charme und spezielle Aufgaben», erklärt der 32-Jährige. Wobei der Sommer die intensivste Zeit sei. Gerade auch, wenn es so heiss ist. «Dann muss man eben auch mal eine Pause im Schatten einlegen», sagt der Werkhofmitarbeiter. Trotzdem habe die Arbeit auch in dieser Zeit ihre schönen Seiten. «Wir sind draussen und sehen, was wir geleistet haben. Und tragen etwas dazu bei, dass Wohlen attraktiv bleibt», so der 32-Jährige, der selber ebenfalls in Wohlen lebt. Das habe den Vorteil, dass man die anfallenden Aufgaben rechtzeitig sieht, wenn man im Dorf unterwegs sei. «Aber es fällt mir auch leicht, einfach mal abzuschalten.»
Im Kampf gegen das Laub
Koller und seine Mitarbeiter haben vielfältige Aufgaben zu erledigen. Und ein grosses Einsatzgebiet. Sie mähen Rasen, schneiden Bäume, Hecken und Sträucher zurück, bepflanzen Blumentröge und Rabatte, sorgen sich um die Uferböschung der Bünz und nehmen auch den Kampf gegen Neophyten auf. Letzteres in Zusammenarbeit mit der Trinamo und dem Natur- und Vogelschutzverein. Im Herbst sorgen sie zudem dafür, dass das runtergefallene Laub entfernt wird. «Diese Arbeit sorgt immer wieder für Diskussionen», berichtet Koller. «Es gibt etliche, die sich am Lärm der Bläser stören. Aber mit Wischen allein können wir die Massen an Blättern auch nicht entfernen», sagt er. Dank dem neuen Bläser, der direkt mit dem Fahrzeug verbunden ist, gehe die Arbeit inzwischen schneller und leichter von der Hand. Aber ist es nicht frustrierend, dass die Strassen am nächsten Tag bereits wieder voller Laub sind? Koller zuckt mit den Achseln. «Das ist eben so. Wir wollen mehr Natur im Zentrum, dann muss man damit leben.»
In den Jahren, in denen er jetzt beim Wohler Werkhof ist, hat sich vieles verändert. Früher mussten die Grünflächen viel mehr herausgeputzt sein. Hier hat ein Umdenken stattgefunden – an vielen Orten lässt man das Gras jetzt höher wachsen. Und fördert so die Biodiversität und die Artenvielfalt. «Wir schneiden das Gras nur noch da, wo es wirklich nötig ist», berichtet Koller. Also da, wo die Flächen auch betreten werden. Anfangs hätten viele Wohler erstaunt reagiert. Heute hätten die meisten Freude an den vielen Blumen, welche in solchen Wiesen wachsen. Zudem setze man vermehrt Wurzelstöcke auf diese Flächen. Im Weiteren werden kranke Bäume kontinuierlich durch neue ersetzt. «Bei den Bäumen spürt man den Klimawandel deutlich. Baumarten, die früher gut geeignet waren für unsere Region, gehen jetzt ein», berichtet der Gärtner. Beim Ersatz achte man darauf, dass möglichst einheimische Pflanzen gesetzt werden.
Ganz ohne Eingriffe geht es eben nicht
Eine wichtige Aufgabe des Teams ist das Zurückschneiden der wuchernden Pflanzen, so wie kürzlich entlang des Guggibachs oder an der Bünz. Nicht alle haben Verständnis dafür, ab und zu gibt es auch Kritik am Vorgehen. «Wir müssen aber dafür sorgen, dass das Wasser fliessen kann. Das geht nicht ohne Eingriffe», erklärt der Leiter des Gartenteams. Letztlich gehe es immer um einen Kompromiss – nicht zu viel schneiden, aber auch nicht zu wenig. Und wie steht es aus mit den Hecken von Privatliegenschaften, die manchmal sehr stark in den Strassenraum wachsen? «Wenn wir das selber sehen oder es uns gemeldet wird, dann legen wir den Hausbesitzern eine Aufforderung in den Briefkasten. Allenfalls auch noch eine zweite oder dritte», so Koller. Wenn dann nichts passiert, rückt eben der Werkhof an. «Aber das kommt wirklich nur ganz selten vor. Beispielsweise, wenn eine Liegenschaft lange Zeit unbewohnt bleibt und die Hecke die Sicht beeinträchtigt.»
Heute muss nicht immer alles «gepützelt» sein
Koller mag seine Arbeit, das wird im Gespräch spürbar. «Natürlich wird die Arbeit durch die Natur und das Wetter bestimmt. Aber innerhalb dessen sind wir relativ frei, können selber die Prioritäten setzen», sagt er. Auch die Zusammenarbeit mit den übrigen Gruppen des Werkhofs schätzt er. «Wir Gruppenleiter besprechen uns immer im Voraus, wer wie viele Leute braucht. Dabei finden wir immer eine gute Lösung.» Auch mit dem Betriebsleiter des Sportzentrums Niedermatten besteht eine gute Zusammenarbeit. «Er kann den grossen Mäher bei uns einstellen, dafür können wir ihn mitbenutzen», erklärt Koller.
Kevin Koller freut es, dass er mit seiner Arbeit einen Beitrag für die Gemeinde leisten kann. Aber auch für die Natur. «Früher musste alles ‹gepützelt› sein, heute ist alles viel natürlicher», findet er. Das gelte auch für das Bewässern. Wenn es lange heiss ist, dann werden die Rasenplätze auch mal etwas braun – auf ausgiebiges Bewässern verzichte man nach Möglichkeit. «Wir haben da eine Vorbildwirkung. Die Gemeinde kann nicht zum sorgsamen Umgang mit Wasser aufrufen, und der eigene Werkhof lässt dauernd den Sprenger laufen», sagt er. Natürlich gebe es auch da Ausnahmen. Wenn in Kürze die Bundesfeier stattfinde, dann schaue man, dass die Pflanzen in den Blumentrögen und Rabatten genügend Wasser bekommen. Wie fast überall brauche es eben auch hier Kompromisse, findet Koller. Und macht sich wieder an seiner Arbeit – es gibt genug Büsche zu schneiden.