Ein bisschen heile Welt

  30.08.2022 Beinwil/Freiamt

Julia Müller aus Beinwil bietet eine Spielgruppe auf dem Ponyhof an

Die «Ponyhelden mit Herz» – im Weiler Winterschwil haben sie sich bereits einen Namen gemacht. Hier lernen vor allem Kinder den Umgang mit den Tieren. Auch finden Minishettys und Kleinpferde aus Tierschutzfällen hier ein neues Zuhause. Neu haben sich zu den Ponyhelden Spielgruppenkinder gesellt.

Sabrina Salm

Als Julia Müller klein war, hatte sie sich immer eine Spielgruppe mit Ponys gewünscht. Angebote an Waldspielgruppen oder andere kreative Möglichkeiten gab es zwar, auch eine auf einem Bauernhof, doch eine reine Ponyhof-Spielgruppe blieb ihr verwehrt. Mittlerweile ist Julia Müller erwachsen, Mutter von zwei Töchtern und Gründerin der «Ponyhelden». Auf dem Freudhof in Winterschwil, einem Weiler von Beinwil, lebt sie mit ihrer Familie sowie 26 Ponys, wovon 21 ihnen gehören.

Sie und ihr Team geben Reitunterricht, Kurse in Bodenarbeit und zu diversen anderen Themen, bieten die Möglichkeit an, Lagerferien zu erleben oder besuchen mit den Tieren verschiedene Events wie Hochzeiten oder Geburtstage. Nun ist seit eineinhalb Jahren ein neues Angebot dazugekommen. Julia Müller hat eine Spielgruppe für Kinder ab 2½ Jahren eröffnet. Jeweils am Montagmorgen sowie am Freitagmorgen sind sieben bis acht Kinder bei ihr in Obhut. «Ich habe mir gesagt, wir haben den Raum und die Ponys, also warum nicht?», und so hat sich Müller ihren Traum, den sie als Kind hatte, erfüllt: eine Spielgruppe auf dem Ponyhof.

Keine Leistungskurse

Viel Platz haben die Kinder nicht nur auf dem Hof der Familie Müller. Auch die neuen Kurs- und Lagerräumlichkeiten oberhalb des Stalls, die auch als Stube für den Spielgruppenalltag gebraucht werden, sind grosszügig. Bei den Mädchen ist auch drinnen das Thema Ponys hoch im Kurs, was eine Stippvisite beweist. Die Plüschpferdchen werden gestriegelt, gewaschen, gefüttert und wieder dreckig gemacht, damit der ganze Prozess wieder von Neuem beginnen kann. «Wir haben aber nicht nur Spielsachen mit Pferden», schmunzelt Julia Müller. Mit ihrer Idee scheint sie einen Nerv getroffen zu haben. «Die Kleineren sind oft schon zufrieden, wenn sie einfach bei den Ponys sein können, und die Grösseren dürfen auch schon ziemlich mithelfen.» Spielerisch bringt Müller den Kindern, die wollen, alles über Pferde, Ponys und die Natur bei. Und so, wie es bei den anderen Angeboten der «Ponyhelden» ist, zeigen sie den Kindern, was es heisst, ein Tier als Freund zu haben.

Bisher ist Julia Müller mit dem Start der Ponyhof-Spielgruppe zufrieden. «Mein Ziel ist es, langsam, aber stetig zu wachsen.» Ihr Konzept sieht vor, dass sie jeden Monat ein anderes Thema verfolgt. Ab September beschäftigt das Thema Herbst die Spielgruppe wie auch das Muki-Reiten oder die anderen Reitstunden. «Leistungsorientiert sein, ist nicht unser Ding», sagt Müller und erklärt: «Wer möchte, dass sein Kind möglichst schnell gut reiten lernt, ist bei uns falsch. Kinder sollen und dürfen da sein und die Zeit mit den Minishettys und Kleinpferden geniessen.» Sie wollen es jedem ermöglichen, zu reiten. «Hier soll für alle noch ein bisschen heile Welt sein.» Wer also nicht reiten möchte, aber trotzdem die Nähe zu Ponys sucht, ist bei den Ponyhelden genau richtig.

Tieren in Not ein Zuhause geben

Neben dem neuen Angebot der Spielgruppe und den verschiedenen Reitstunden von 2½ bis 65 Jahren läuft auch das Projekt Ponyhelden weiter. Dieses ist unabhängig vom Reitbetrieb. Bei Julia Müller finden alle Ponys einen Platz, ob sie nun noch arbeiten können oder nicht. «Kommt ein Notfall, wird das Tier bei uns sofort aufgenommen», erklärt sie. Zwei von insgesamt sechs Ponys, die altersbedingt, wegen ihrer Gesundheit oder wegen ihrer schlechten Vergangenheit nicht arbeiten können, werden dank einer Patenschaft unterstützt. «Das eigentliche Ziel ist es, sie aufzupäppeln und wenn möglich neu zu platzieren.» Dies sei jedoch schwieriger als angenommen. «Deshalb versuchen wir es über Patenschaften.»

Für sie seien die letzten beiden Jahren alles andere als einfach gewesen. «Wir haben gelitten», gibt die Inhaberin der Ponyhelden zu. Die Minis und Kleinpferde mussten beschäftigt werden. Während der Pandemie durften keine der Angebote durchgeführt werden. So blieb es an Julia Müller und ihrem Mann Michael, die Tiere zu bewegen und zu versorgen, wo sonst ihr Team und andere Freiwillige mithelfen. «Das nahm viel Zeit in Anspruch.» Und auch die neue Krise beschäftigt sie. «Die Materialbeschaffung ist extrem teuer geworden.» Unterkriegen lässt sich Müller aber nicht und sie bleibt lieber optimistisch. Mit Blick in die Zukunft sagt sie, «Das Ziel ist es, eine Spielgruppenleiterin einzustellen. Damit die Verantwortung und die Arbeit auf mehrere Schultern verteilt ist.» Eine neue Spielgruppenleiterin sollte neben dem Umgang mit Kindern daher sicher auch pferdeaffin sein. «Sonst macht ein solcher Job auf einem Ponyhof wenig Sinn», lacht Julia Müller.


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