Ein Duo übernimmt
22.03.2024 WohlenDie «Frohe Aussicht» in Wohlen übergeht in prominente Hände – Eröffnung ist im Mai
Man kennt sie in der Freiämter Gastrowelt und darüber hinaus. «Vielleicht sind wir Cervelat-Prominenz», sagen Anja Bär und Angie ...
Die «Frohe Aussicht» in Wohlen übergeht in prominente Hände – Eröffnung ist im Mai
Man kennt sie in der Freiämter Gastrowelt und darüber hinaus. «Vielleicht sind wir Cervelat-Prominenz», sagen Anja Bär und Angie Unterasinger lachend. Die beiden Boswilerinnen übernehmen die «Frohe Aussicht» in Wohlen. Es ist für beide ein Neuanfang.
Stefan Sprenger
Sie haben noch viel Arbeit vor sich. Doch die Vorfreude ist gross. Anja Bär und Angie Unterasinger sitzen in der «Frohen Aussicht» in Wohlen. Es ist kalt am Stammtisch, die Heizung läuft auf dem Minimum. Wenn die beiden von ihren Zielen erzählen, wird einem aber warm ums Herz. «Eine Dorfbeiz» soll die «Frohe Aussicht» bleiben. Ein Ort, «wo man Gutbürgerliches essen kann und sich rundum wohlfühlt». Zudem werden sie auch weiterhin die Hotelzimmer betreiben. Am 7. Mai macht die Traditionsbeiz an der Bremgarterstrasse wieder auf. Grosse Eröffnungsparty ist am 11. Mai.
Beide waren im «Löwen» in Boswil
Die «Frohe Aussicht» war zuletzt geschlossen (siehe Kasten). Nun ist die Zukunft von einer der letzten Quartierbeiz in Wohlen gesichert. Wie kam es dazu, dass Anja Bär und Angie Unterasinger das Lokal übernehmen? «Es ist einfach passiert», lacht die 41-jährige Bär, die in Hilfikon zu Hause ist. «Wir haben Wind davon gekriegt, dass man hier jemanden sucht, und uns mit den Verantwortlichen in Verbindung gesetzt. Wir waren sofort begeistert. Es ist ein kleines und gemütliches Restaurant, es hat Tradition. Die ‹Frohe Aussicht› passt bestens zu uns», sagt Angie Unterasinger, 42 Jahre jung und in Boswil zu Hause.
Diese Angie, man kennt sie aus dem «Löwen» in Boswil. Sie machte ihre Lehre im «Jägerstübli» in Kallern und arbeitete danach 20 Jahre lang als Köchin im «Löwen» in Boswil – und war sehr beliebt. Am Sonntag, 24. März, wird ein «Tschüss-Apéro» organisiert. «Nach zwei Jahrzehnten wollte ich eine Veränderung», sagt sie. «Es war eine tolle Zeit im ‹Löwen›, aber ich wollte auch etwas Eigenes auf die Beine stellen.»
Genau das wollte auch Anja Bär. Sie arbeitete einst im Service, ebenfalls im «Löwen» in Boswil. Zuletzt war sie in der Kart-Bahn in Wohlen angestellt. Auch ihre Mutter kennt man: Sie war vor über 20 Jahren die Chefin in der «Cüpli-Bar» (heute «Central») in Wohlen. Auch Bär fühlt sich also in der Gastrobranche sehr wohl. Unterasinger, die beliebte Köchin, und Bär, die im Service Erfahrung hat und superfreundlich wirkt – das passt doch bestens. Ein Dream-Team für die «Frohe Aussicht»? «Wir hoffen es», sagen die beiden Freundinnen, die sich seit ihrer gemeinsamen Jugendzeit aus Boswil kennen.
Ex-Mann und die Kinder sind in Schweden
Anja Bär war in den letzten Jahren oftmals wegen einer anderen Geschichte in der Zeitung vertreten. Sie und ihre Familie wanderten nach Schweden aus. Sie hat sich mittlerweile von ihrem Mann Pascal getrennt. Er und die beiden Kinder sind in Schweden geblieben. «Nicht einfach», sei das gewesen. «Den Kindern gefiel es in Schweden, sie wollten bleiben», erklärt sie. Aber sie wollte zurück in die Heimat, hier, wo sie alle und alles kennt. Auch wenn das für sie bedeutete, ihre Kinder nur noch selten zu sehen. «In ein paar Tagen fliege ich nach Schweden, um sie für drei Wochen zu besuchen», sagt sie – und freut sich riesig darauf. Der Umgang mit dem Mann und den Kindern ist trotz Trennung positiv. Sie machen das Beste daraus. «So spielt das Leben manchmal», sagt Bär.
Nach der Trennung vor rund zwei Jahren machte ihr Mann bei der 3+-Sendung «Adieu Heimat» mit – und wurde so bekannt. Nun wird er bald auch bei «Bauer, ledig, sucht...» mitmachen, wie seine Frau erzählt. Sie hat andere Pläne. Die Herausforderung heisst «Frohe Aussicht». Die beiden Freundinnen sind aktuell fast jeden Tag in den Räumlichkeiten, putzen alles, reparieren, räumen auf, planen. «Es gibt vor der Eröffnung noch viel zu tun», sagen sie – und erwähnen beide, dass sie sich noch eine kurze Auszeit gönnen, bevor es am 7. Mai wieder losgeht in der «Frohen Aussicht».
Eine gutbürgerliche Küche soll es bleiben. Cordon bleu, Schnitzel, Wurst-Käse-Salat. Die Öffnungszeiten bleiben bestehen. Sie wollen Mittagsmenüs anbieten und so die Arbeiterklasse ansprechen. «Unkompliziert, einfach und gut», wollen sie sein. Sie selbst und auch das Essen. Sie kennen die Wohler Beizenlandschaft kaum, sind aber guter Dinge, dass ihr Angebot ankommen wird bei den Menschen. Die «Frohe Aussicht» ist eine Traditionsbeiz, das soll sie auch bleiben. «Wir wollen die Tradition wahren, trotzdem auch Neues ausprobieren», sagt Köchin Angie Unterasinger. «Und wir sind unsere eigenen Chefinnen», ergänzt Bär.
Plötzlich war zu – Wieso?
Die «Frohe Aussicht» an der Bremgarterstrasse 28 in Wohlen wurde jahrelang von Viktor Gürber und Madeleine Douvé geführt. Die Quartierbeiz, die zudem Hotelzimmer hat, ist seit Jahrzehnten fester Bestandteil der Wohler Gastrolandschaft. 2022 wollten Gürber und Douvé kürzertreten. Sie haben das Lokal an Kevin Kaltenegger übergeben, der seit 2021 der Chefkoch war. Seit August 2022 führte er die «Frohe Aussicht», bis Mitte Januar 2024.
«Gesundheitliche» sind eher finanzielle Gründe
Von da an war das Restaurant plötzlich geschlossen, die Zukunft ungewiss. Ein Schild an der Eingangstüre machte die verdutzten Gäste und Stammkunden auf die unerwartete Schliessung aufmerksam. «Aus gesundheitlichen Gründen wird das Restaurant bis auf Weiteres geschlossen bleiben», hiess es. Doch wie aus dem Umfeld zu vernehmen ist, waren es eher finanzielle Probleme, die zur Schliessung führten.
Nun konnte Besitzer Viktor Gürber mit Anja Bär und Angie Unterasinger ein neues Wirte-Duo finden und präsentieren, mit dem man in eine ruhigere und konstantere Zukunft will. --spr