Eine ganze Fülle an Ideen
26.01.2024 Mühlau, Region OberfreiamtMitdenken und mitreden
Workshop zur Turnhallenplanung in Mühlau
Als Informationsabend war er angekündigt, der Anlass vom vergangenen Dienstag. Informiert haben Gemeindepräsident Oliver Stöckli und Architekt Yves Siegrist dann auch. Vor ...
Mitdenken und mitreden
Workshop zur Turnhallenplanung in Mühlau
Als Informationsabend war er angekündigt, der Anlass vom vergangenen Dienstag. Informiert haben Gemeindepräsident Oliver Stöckli und Architekt Yves Siegrist dann auch. Vor allem aber war es ein Mitwirkungsanlass, an dem die Bevölkerung ihre Ideen und Anregungen einbringen konnte. Von dieser Gelegenheit hat ein Grossteil der über 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung denn auch intensiv Gebrauch gemacht. An drei Stationen wurden die Varianten Sanierung mit Anbau, Neubau sowie ganz andere Ideen diskutiert. --tst
Der Gemeinderat Mühlau hat Meinungen zur Turnhallen- und Schulraumplanung abgeholt
Die Turnhalle sanieren und erweitern oder durch einen Neubau ersetzen? Zu diesem Thema hat der Gemeinderat Mühlau die Bevölkerung zur Mitwirkung eingeladen. Über 80 Interessierte nutzten die Gelegenheit, sich informieren zu lassen und Ideen einzubringen.
Thomas Stöckli
«Wo sind die Stühle?» Was eine Mühlauerin beim Betreten der Mehrzweckhalle laut aussprach, dürften sich manche andere auch gedacht haben. Anstelle von Reinsitzen und Konsumieren war Mitwirken gefragt. An zwei Tischen wurden der Dorfbevölkerung die beiden Varianten Sanierung und Neubau im Detail präsentiert. Hier konnten sie ihre Anmerkungen und Anregungen platzieren.
An einem dritten Tisch stand zudem ein Blanko-Flipchart für komplett neue Ideen bereit. Und an denen mangelte es nicht. Unter anderem wurde ein Ersatzneubau an anderer Stelle ins Spiel gebracht. Etwa auf oder unter dem Rasenplatz oder unweit nördlich beim Areal der Holzbau Meier.
Handlungsbedarf unbestritten
«Es freut uns, die Varianten gemeinsam etwas genauer anschauen zu können», hatte Gemeindeammann Oliver Stöckli die über 80 Mühlauerinnen und Mühlauer in der Mehrzweckhalle begrüsst. Eine Halle, die deutliche Alterserscheinungen zeigt. Bei starkem Wind und Regen tropfe es von der Fensterfassade her herein, das Dach zeige sich in schlechtem Zustand, die Isolierung ebenso und der Hallenboden habe seine Lebensdauer längst überschritten, zählte Stöckli den Handlungsbedarf auf. Zudem seien die Räume im Untergeschoss sehr niedrig, kalt und feucht.
Derweil wächst die Gemeinde, was sich auch auf die Kinderzahl auswirkt. Pro Jahr rechnet Mühlau in absehbarer Zeit mit zehn zusätzlichen Schülerinnen und Schülern. Voraussichtlich im Schuljahr 2026/27, spätestens 2027/28, wird deswegen zusätzlicher Schulraum benötigt.
Vielfältige Anforderungen
Für die Planung hat der Gemeinderat verschiedene Architekturbüros angefragt und sich schliesslich für die Langenegger Architekten AG entschieden. Nicht zuletzt wegen deren Erfahrung. Als Referenzen nennt Stöckli das Schulhaus Aristau und die Turnhalle Dietwil. «Ganz ehrlich: Am Anfang gab es uns schon zu denken, wie sich die vielfältigen Anforderungen unter einen Hut bringen lassen», blickte Architekt Yves Siegrist zurück. Zum gewünschten Raumprogramm gehören nebst Turnhalle und Klassenzimmer mit Gruppenraum auch Räume fürs Werken und textile Werken, für die Tagesstrukturen mit Mittagstisch, für Events sowie Lagerraum für verschiedene Zwecke.
Weil die Bausubstanz grundsätzlich noch gut ist und auch bei der Bühne kein Handlungsbedarf besteht, sprach sich der Gemeinderat für eine Sanierung mit Anbau aus. Den entsprechenden Projektierungsantrag hat die Gemeindeversammlung im November 2022 genehmigt, allerdings ergänzt um den Auftrag, auch einen Ersatzneubau zu prüfen. Die Variante Sanierung sieht vor, den bestehenden Turnhallen-Baukörper gegen das Schulhaus hin zu verlängern. So entstünde im Erdgeschoss Platz für einen Mehrzweckraum. Über eine neue Treppe gelangt man vom vergrösserten Foyer hoch in die Schulräume. Im Neubau-Teil des Untergeschosses entstünde Platz für die Tagesstrukturen – «mit vernünftiger Raumhöhe und zeitgemässer Isolierung», wie Siegrist festhielt. Die Vorteile dieser Variante sieht der Architekt in der Fortsetzung der Dachlandschaft der Halle sowie einer Entflechtung der verschiedenen Nutzungen.
Neubau nicht an gleicher Stelle
Wie im November 2022 gefordert, wurde auch die Variante Ersatzneubau etwas tiefer beleuchtet. Dadurch entstünde eine Halle, die in ihren Ausmassen die aktuellen Normen erfüllt. Was aber auch heisst, dass sie weiter in den Rasenplatz hineinreichen würde. In dieser Variante sind die Schulräume im Untergeschoss angedacht. 6,5 Millionen Franken würde solch ein Neubau gemäss grober Kostenschätzung etwa kosten, gegenüber von knapp 3 Millionen Franken für die Variante Sanierung. Nebst den Kosten sprechen die Einsparung an grauer Energie (unter anderem Komplettabriss, Entsorgung und Neu-Betonieren), der Erhalt der gesamten Rasenfläche sowie die kleinere und kürzere Beeinträchtigung des Schulbetriebs für eine Sanierung. Dagegen habe man bei einem Neubau mehr Volumen und alles auf dem neusten Stand.
Wenn schon ein Neubau, dann an einem anderen Platz, das stellte sich in der Diskussion schnell heraus, wie auch Gemeinderat Peter Suter in der kurzen Auswertung festhielt. Will man ausserhalb der Zone für öffentliche Einrichtungen bauen, müsste man dem Kanton allerdings den Bedarf ausweisen. Das dürfte angesichts der bestehenden Zonenreserven schwierig werden. Und selbst wenn das gelingen sollte, wäre das Verfahren langwierig.
Alle Varianten auf dem Tisch?
Zur Variante Sanierung wurde unter anderem das alte Lehrerhaus als Standort für den benötigten zusätzlichen Schulraum eingebracht, wie Gemeinderat Herbert Brunner zusammenfasste. Gemeinderätin Johanna Jutz, welche die neuen Ideen für andere Varianten sammelte, stellte derweil viele und laute Stimmen fest, die fanden, man müsse gross denken und mutig sein. Für einen Neubau an neuer Stelle spreche demnach, dass auch während der Bauzeit eine Turnhalle zur Verfügung stünde, was nicht nur für die Vereine wichtig, sondern auch für die Schule eine gute Sache sei.
Das erklärte Ziel hatte gelautet, möglichst alle Varianten auf dem Tisch zu haben. Ob das erreicht wurde, wird sich noch zeigen. «Wir konnten jedenfalls eine ganze Menge toller Ideen entgegennehmen», hielt Johanna Jutz fest. Der Gemeinderat und die Architekten durften sich ihrerseits über einen warmen Applaus freuen, als Oliver Stöckli die Mitwirkenden nach anderthalb Stunden mit Dank verabschiedete.
An seiner ausserordentlichen Sitzung von heute Freitag wird der Gemeinderat die Ergebnisse des Informationsanlasses besprechen, Kosten und Nutzen abwägen sowie das weitere Vorgehen definieren. «Eine Lösung werden wir aber noch sicher nicht am selben Tag auf dem Tisch haben», stellt Stöckli klar. «Und wir werden auch nicht alle glücklich machen können.»