Sarah Huber erzählt über ihr neustes Crosskultur-Projekt

Sängerin und Songwriterin Sarah Huber arbeitet an einem grossen Vorhaben: Zusammen mit der Autorin Andrea Keller greift sie in ihrem Audio-Buch «Dein ganzes Leben» dieses musikalisch und literarisch auf. Dabei soll der Leser auf eine besondere Reise mitgenommen werden.

Celeste Blanc

Ein gesamtes Leben mit all seinen Phasen, Höhen und Tiefen, Ungewissheiten und Vorfreuden vertonen und auf Papier bringen, das ist das neuste Crosskultur-Projekt von Sarah Huber. Zusammen mit der befreundeten Autorin Andrea Keller arbeitet Huber am Buch «Dein ganzes Leben», in welchem die Leser – oder eben die Zuhörer – durch Geschichten und Lieder auf eine Reise hin zu den Schlüsselfragen des (eigenen) Lebens mitgenommen werden. «Für mich ein einzigartiges Projekt», erzählt die junge Frau, «denn die Mischung der beiden Kunstformen Literatur und Musik macht das Buch zu einer besonderen Leseerfahrung.» Durch das Jonglieren zwischen literarischem Text und Musik schaffen die beiden Frauen etwas ganz Neues. Bereits Mitte Januar hat Huber mit der Veröffentlichung der Single «Eifach isch ned de Plan» einen kleinen Vorgeschmack auf das Buch gegeben, das im August erscheint.

Wissen, was war, und sich vorstellen, was kommt

Jede Phase des Lebens hat ihren ganz eigenen Reiz. Freude, Trauer, Glück und Leid – wir alle stellen Fragen an unser Leben und haben Gedanken, wie die Zukunft aussieht. Ziel von Huber und Keller ist es, den Leser mit ihren Geschichten und Liedern «in das Leben» eintauchen zu lassen. Dabei sind zehn Kapitel mit jeweils einem dazugehörigen Song entstanden, die zehn Fragen an das Leben stellen. Ein ehrgeiziges Projekt, das für die 36-jährige Huber nicht immer einfach war. «Ich erinnere mich zurück, wie ich mich als Kind gefühlt habe, oder weiss, was meine Gedanken als Teenager waren», so Huber, «aber wie mein Leben im künftigen Alter aussieht, weiss ich natürlich nicht.» Für sie sei klar, dass das gesellschaftliche Bild vom Alter ein einseitiges sei: «Es ist gängige Meinung, dass wir im Alter krank, hilfsbedürftig und immobil werden.» Erzählungen von älteren Menschen aber, die über ihr Leben, ihre Gedanken, Wünsche und Pläne redeten, zeigten Huber, dass es «noch viel zu entdecken und alternative Versionen vom Älterwerden gibt». Die Frage, wohin man möchte, sei dabei genauso wichtig wie die Entstehung des aktuellen Ichs.

Ins Leben eintauchen

Seit etwas mehr als zwei Jahren arbeitet Huber zusammen mit Autorin Keller an diesem Projekt. Dabei spielte ihr die Coronasituation in die Hände. Durch den Wegfall vieler Anlässe und sonstiger Projekte konnte sie sich tief in das Projekt hineindenken. «Wir wollen die Leser respektive Zuhörer mit unserem Werk abholen, sie aber auch beim Lesen und Hören auf sich selbst zurückwerfen», gibt Huber preis. Doch nicht nur in Selbstreflexion, sondern auch in Erinnerungen soll eingetaucht werden. «Andrea Keller schafft auf eindrucksvolle Weise Szenen aus der Kindheit, der Jugend oder dem Alter, mit denen sich irgendwie jeder identifizieren kann», schwärmt sie. Während Keller die Gedankenwelt schafft, lässt Huber die Leser durch ihre Lieder in Erinnerungen und das Erlebte eintauchen. In jedem Kapitel kann mit einem QR-Code das entsprechende Lied heruntergeladen werden. Sollte aber jemand eine CD wollen, sei das kein Problem. Huber zwinkert: «Jedem, der eine CD anfragt, brenne ich diese persönlich.»

Tieferer Zugang durch Mundart

Seit 2012 ist die heute 36-Jährige als Sängerin und Songwriterin selbstständig. Drei Jahre davon sang sie in Monti’s Variété. Für ihr neustes Projekt legte sie ihr ganzes Herzblut auf Songtexte in Mundart. «Wenn Lieder in der Muttersprache gesungen werden, berührt das die Menschen in einer ganz tiefen Weise», weiss die Musikerin, die im Laufe der letzten zwei Jahre auf Schweizerdeutsch umgestiegen ist. Lieder in Mundart zu schreiben – für die Songwriterin zu Beginn nicht ganz einfach. «Ich hätte nicht gedacht, dass das so schwierig sein würde», lacht Sarah Huber.

Inspiration fand sie durch ein Gedicht der Autorin Andrea Keller. Dank diesem löste sich der vermeintliche Knopf und es entstanden zahlreiche Lieder auf Schweizerdeutsch. «Mit den Liedern in Mundart möchte ich den Leserinnen und Lesern einen noch tieferen Zugang zum Inhalt des Buches geben», sagt Huber. Zusammen mit dem Geiger Benj Hartwig entstand für «Dein ganzes Leben» ein Repetitorium an Liedern, von denen sie zehn wortgewaltige und eindringliche Lieder auswählte.

Zeit für das Wichtige

Damit diese Songs trotz Schutzmassnahmen entstehen konnten, wurde Huber kreativ: Für die coronakonforme Zusammenarbeit von insgesamt zehn Musikern schickte man sich gegenseitig über das Internet einzelne Instrumenten-Lines und Teile der Lieder zu. Für die Künstlerin eine einmalige Erfahrung: «Es hat mich wahnsinnig erstaunt, wie schön sich alles zusammenfügen liess.» Auch freut sich Huber sehr über die breite Unterstützung, die sie während Corona erfuhr: «Privatpersonen und Firmen haben über unsere Website Musikergagen übernommen. Für die bisherige Unterstützung bin ich dankbar und wir freuen uns auf weitere.»

Einen ersten Einblick in das Crosskultur-Projekt gab Huber Mitte Januar mit dem Lied «Eifach isch ned de Plan». Geplant ist, im Frühjahr ein weiteres aus dem Buch zu veröffentlichen. Welches das sein wird, steht aber noch nicht fest. Dass das Projekt während Corona veröffentlicht wird, sieht Sarah Huber als Chance: «Die Menschen haben viel mehr Zeit, sich wieder auf das Wichtige im Leben zurückzubesinnen. Erwartungen und feste Vorstellungen wurden gebrochen, das ermöglicht neue Reflexionen.» Und genau das wünscht sich Huber für all jene, die das Buch lesen werden: einen lebensbejahenden Blick auf die Einmaligkeit des Lebens und alle Schönheit darin.

Unter dem Link www.deinganzesleben.ch kann das Projekt durch die Finanzierung einzelner Musikergagen unterstützt werden.