Einen Weltrekord aufgestellt
10.02.2023 Merenschwand, Region OberfreiamtEin halbes Jahrhundert Fasnacht mit den Mery-Güügern
Die Merenschwander Guggenmusik Mery-Güüger feiert ihren fünfzigsten Geburtstag. Was klein begann, hat sich im Laufe der Zeit zu einer bekannten Formation entwickelt. Präsident Erich ...
Ein halbes Jahrhundert Fasnacht mit den Mery-Güügern
Die Merenschwander Guggenmusik Mery-Güüger feiert ihren fünfzigsten Geburtstag. Was klein begann, hat sich im Laufe der Zeit zu einer bekannten Formation entwickelt. Präsident Erich Eberhard hat anlässlich des Jubiläums im Vereinsarchiv gestöbert.
Susanne Schild
«Wahnsinn, wie sich der Verein in den letzten 50Jahren verändert hat», sagt Präsident Erich Eberhard. «Oder besser gesagt, wie wir uns in den letzten 50 Jahren stetig der Zeit angepasst haben.» Seit 2014 ist er Vereinsmitglied. 2019 wurde er zum Präsidenten gewählt.
Am 8. Dezember 1973 versammelten sich einige fasnachtsbegeisterte Merenschwander nach dem Sonntagsgottesdienst bei einem Schinkenteller und einem Glas Wein im Restaurant Huwyler in Merenschwand. Sie wollten die dörfliche Narrenzeit um ein Element bereichern und gründeten an diesem Tag die Guggenmusik «Mery-Güüger’s». «Dazumal noch mit einem ‹s› am Schluss geschrieben», weiss Eberhard. Die Initiative ging damals von Ursi Fischer und Vitus Andermatt aus. «Ich glaube, keiner der damals anwesenden Gründungsmitglieder hatte gedacht, dass dieser Verein auch rund ein halbes Jahrhundert später immer noch aktiv und erfolgreich ist», sagt Erich Eberhard.
Mit Giesskanne, Gartenschlauch und Waschbrett
Nur etwas mehr als zwei Monate nach der Gründung hatten es die zwei Initianten geschafft, 20 Musizierende zu finden, damit man den ersten Auftritt bestreiten konnte. «Auch heute kommen teilweise noch Mitglieder ohne musikalische Vorkenntnisse. Auch ich konnte nicht Trompete spielen, als ich Guggenmitglied wurde. Mittlerweile funktioniert das einigermassen gut.» An der ersten Fasnacht 1974 seien die Instrumente damals noch selbst gemacht gewesen. «Man nahm, was man gerade hatte. So zogen sie los mit Giesskannen, Gartenschlauch und Waschbrettern.» Kostümiert war man als Clowns. «Die ersten Jahre hatten die Mery-Güüger immer noch zwei Clowns dabei, die die Zuschauer zum Tanzen und Mitmachen animierten. Das war unser Markenzeichen. Daraus hat sich auch später der Joker-Ball entwickelt.»
Das Jahr des Jokers mit Weltrekord
1999 wurde in der Silohalle von Vitus Andermatt der erste Joker-Ball veranstaltet und zugleich ein Weltrekord aufgestellt. Das Jahr stand somit ganz im Zeichen des Jokers. Der Eingang zum Joker-Ball war mit einer riesigen Holzmaske dekoriert. Dass diese Maske die grösste der Welt war, stellte sich erst später heraus. «Es war nicht geplant.» Umso erfreuter sei man gewesen, als im Guinnessbuch der Rekorde 2000 folgender Dreizeiler zu lesen war: «Die Musikgruppe Mery-Güüger aus Merenschwand (CH) baute am 9. Januar 1999 eine Holzmaske mit den Massen 9,95 x 9,15 Meter.» Ein Höhepunkt der Jubiläumssaison ist erneut der Joker, der am 17.Februar stattfindet. «Wir dürfen wiederum das Areal der Grasteri unter dem Motto ‹s 50i isch ebe goldig› in eine riesige Festhütte verwandeln. Neben dem kulinarischen Angebot haben wir auch wieder viele Guggen aus der Region.»
Seit 1977 keine «Füdlibürger» mehr
Bereits ein Jahr nach ihrer Gründung wuchsen die Mery-Güüger auf 26 Mitglieder an. Mittlerweile zählt man 40. «Die Grösse ist genau richtig. Wir sind nicht zu gross und nicht zu klein», so Eberhard. Auch mit dem Nachwuchs habe man bislang keine Probleme gehabt. «Man muss einfach etwas machen, attraktiv bleiben.» Seit 1976 organisiert die Guggenmusik die Kinderfasnacht im Dorf und sorgt damit auch gleich für den musikalischen Nachwuchs.
1977 nahmen die Mery-Güüger zum zweiten Mal am Monsterkonzert in Muri teil. «Wir belegten den sechsten Rang von 16 Guggen. Musikalisch war das sicherlich noch nicht die Spitze des Eisberges, aber wir verschafften uns den Respekt der umliegenden Guggen und wurden ab da nicht mehr als ‹Füdlibürger› bezeichnet», sagt Eberhard. In den folgenden Jahren wurde die musikalische Qualität stetig ausgebaut und laufend in neue Instrumente investiert. «Wir wurden zunehmend professioneller.»
Zusätzliche Manpower in der Jubiläumssaison
Nicht nur, dass sich der Joker-Ball zu einem sicheren Wert im Kalender der fasnachtsbegeisterten Oberfreiämter gemausert hat, sondern auch viele legendäre Auftritte prägten die Gugge. In Erinnerung bleibt sicher der Auftritt, den man 2011 gemeinsam mit dem Musikverein Merenschwand bestritt. Im Nachbarort Mühlau traten sie am Musikwettbewerb in der Kategorie Marschmusik an. «Der Erfolg sprach für uns, so wurden wir in unserer Kategorie stolzer Zweiter von zwei Teilnehmenden.»
Ehemalige gesellen sich zu den 40 aktiv Musizierenden während der Jubiläumssaison. 200 Adressen wurden angeschrieben. 25 Personen haben Interesse, nochmals mitzumachen. «Sie sind enorm motiviert und freuen sich auf ihr musikalisches Comeback auf der grossen Bühne.» Fünf ehemalige Mitglieder sind bei jedem Auftritt mit dabei und 20 voraussichtlich am Joker. «Dann wären wir 60 Personen, das wäre ein Statement.»
Das Miteinander ist wichtig
Diese Begeisterung für die Sache zieht sich durch die Vereinsgeschichte. «Das Miteinander steht im Vordergrund.» Wenn es darum ging, Neuanschaffungen wie eine Vereinsfahne, neue Instrumente oder die Mery-Fahrbar zu finanzieren, legten sich die Mitglieder stets mächtig ins Zeug. Präsident Eberhard ist überzeugt, dass die Guggenmusik auch ihren hundertsten Geburtstag noch feiern kann. «Fantastisch wäre, wenn wir beim nächsten Monsterkonzert den ersten Platz belegen würden.»