Einmalig in der Geschichte

  16.10.2020 Muri

Der Martinimarkt im November findet nicht statt

Der Martinimarkt ist der älteste Murianer Jahrmarkt. Zum ersten Mal in seiner langen Geschichte musste er wegen Covid-19 abgesagt werden. Die Verantwortlichen wollen jetzt ein Konzept erarbeiten, um den Maimarkt durchführen zu können.

Susanne Schild

Der Martinimarkt im letzten November war für Marktchefi n Annette Gerber in zweierlei Hinsicht etwas Besonderes. Zum einen war er mit 180 Marktständen ein neuer Rekord und bis auf den letzten Platz ausgebucht. Zum anderen durfte sie selbst ein kleines Jubiläum feiern, denn es war der zehnte Markt unter ihrer Leitung.

Die Geschichte der Märkte in Muri

Seit sechs Jahren ist sie bereits für das Marktgeschehen in Muri verantwortlich. «Als ich im Frühjahr den Maimarkt absagen musste, war die Bevölkerung noch in einer ‹Schockstarre›, aber mehrheitlich überzeugt, dass bis im Herbst alles wieder zur Normalität übergehen kann», erinnert sich Gerber zurück. Dass auch der Martinimarkt nicht stattfi nden kann, damit hatte selbst sie nicht gerechnet. «Dass Mai- und Martinimarkt im selben Jahr abgesagt werden müssen, gab es in der gesamten Geschichte des Murianer Markttreibens noch nicht.»

In früheren Jahrhunderten war es für die Bauern wichtig, dass sie die Produkte, die sie nicht für den eigenen Bedarf benötigten, auf einem Markt zum Verkauf anbieten konnten. Dazu dienten vor allem die Wochenmärkte. Das Kloster Muri als Schirmherrin über das Amt Muri hatte das Recht, innerhalb der Amtsgrenzen solche Märkte zu bewilligen. Im Jahr 1562 bestätigte die Tagsatzung in Baden dieses Recht des Klosters.

Sehr wahrscheinlich fanden bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Muri Wochenmärkte statt. Neben den Wochenmärkten bestanden Jahrmärkte für die Krämer, die aus nah und fern kamen, um ihre Waren an den Mann zu bringen. Der älteste Jahrmarkt ist unbestritten der Martinimarkt vom 11. November, der seit alter Zeit nach der feierlichen Messe zu Ehren des Klosterpatrons eröffnet wurde. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden alle Jahrmärkte, bis auf den Maimarkt und den Martinimarkt, abgeschafft.

Keine leichte Entscheidung, aber zum Wohle aller

«Immerhin ist der Martinimarkt nicht abgeschafft, sondern nur abgesagt», meint die Marktchefi n mit einem wehmütigen Lächeln im Gesicht. Über 100 Anmeldungen waren bereits eingegangen. «Von den Marktfahrern gab es schon einige böse Anrufe und E-Mails an mich. Natürlich habe ich Verständnis für deren Situation, aber man kann nicht nur an den Einzelnen denken, sondern muss das Wohl der Allgemeinheit im Auge behalten.» Wobei der Grossteil der Bevölkerung Verständnis für die Entscheidung aufgebracht habe.

«Es war nicht allein meine Entscheidung.» In Absprache mit dem Gemeinderat sei man zu der Entscheidung gekommen, dass man aus Rücksicht auf die Gesundheit der Bevölkerung den Markt im November ebenfalls absagen wird. Im Hinblick auf die steigenden Fallzahlen und in Anbetracht der Tatsache, dass die Ausarbeitung eines funktionierenden und umsetzbaren Schutzkonzeptes in der Kürze der Zeit nicht möglich gewesen wäre, ist dies die einzig richtige Entscheidung, ist Gerber überzeugt.

Schutzkonzept für Mai ausarbeiten

Im November will sie zusammen mit dem zuständigen Gemeinderat Heinz Nater sowie mit Beat Küng, Leiter Bauamt, und Renato Oris, Chef Regionalpolizei Muri, über das weitere Vorgehen, was den Maimarkt am 1. Mai 2021 betrifft, entscheiden.

«Ein vertretbares und umsetzbares Schutzkonzept braucht Zeit und muss gut vorbereitet sein. Allein kann das unmöglich bewerkstelligt werden», streicht Gerber klar heraus. Doch wie sich das Murianer Markttreiben im kommenden Frühjahr dann genau gestalte, stehe noch in den Sternen.


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