Er nimmt vieles in Kauf
16.02.2021 WohlenMarkus Häni: Kritiker der Coronamassnahmen
Am Samstag findet auf dem Merkur-Areal in Wohlen ein Protestmarsch zu den Coronamassnahmen statt. Markus Häni, Lehrer an der Kantonsschule Wohlen, wird dabei als Redner auftreten.
«Ich bin kein Verschwörungstheoretiker», sagt Markus Häni. Der 56-Jährige bezeichnet sich «als Kritiker der übertriebenen Coronamassnahmen». Er distanziert sich von abstrusen Theorien oder rechtem Gedankengut. Er räumt aber ein, dass es an Demonstrationen und Kundgebungen «solche Exoten gibt». Diese würden einer ganzen Bewegung schaden.
Markus Häni, der Co-Präsident des «Kantiforums» und Kantonsschullehrer, ist seit Beginn der Pandemie ein kritischer Betrachter der Situation und befasst sich intensiv damit. «Corona ist zu vergleichen mit einer schweren Grippewelle, trotzdem werden heftige Massnahmen getroffen», sagt er. Häni zeigt Gesicht und steht ein für seine Meinung. Er trägt (ausser an der Kanti) nie eine Maske. Er hat dafür ein ärztliches Zeugnis. Vor seiner Rede am Samstag sei er nervös, er freue sich aber auch darauf, die Menschen zu ermutigen, «für ihre Meinung einzustehen». --spr
Einstehen für seine Haltung
Der Wohler Kantonsschullehrer Markus Häni ist ein Kritiker der Coronamassnahmen
Er zeigt Gesicht und trägt dabei nie eine Maske: Markus Häni, 56 Jahre alt, Lehrer an der Kanti Wohlen – und vehementer Kritiker der Coronamassnahmen. Er demonstriert, engagiert sich in diversen Vereinen, schreibt dem Bundesrat Briefe, vertritt seine Meinung. Häni erntet dafür auch Kritik. «Das ist es mir wert», sagt er.
Stefan Sprenger
«Es geht so viel kaputt. Ich will da nicht einfach zusehen.» Markus Häni ist ein friedfertiger Typ, wirkt ausgeglichen und ruhig. Er sei «bisher eher unpolitisch», aber «immer kritisch» gewesen. Er ist Co-Präsident des «Kantiforums» in Wohlen, arbeitet dort aber bewusst nur im Hintergrund, zudem ist er Lehrer an der Kantonsschule und hat oft und gerne am Wohler Kulturleben teilgenommen.
Heute – wenn Häni über die Coronapandemie und die Massnahmen spricht – dann wird er emotional. Er ist engagiert, ein gewisser Aktionismus ist zu erkennen. Häni hat viele Studien und Bücher gelesen, Statistiken studiert, sich intensiv mit der Thematik befasst. Und das schon seit Beginn der Pandemie. Seine Meinung: «Corona ist zu vergleichen mit einer schweren Grippewelle, trotzdem werden heftige Massnahmen getroffen. Die Wirtschaft wird an eine Wand gefahren, die Kultur steht still, die Gesellschaft driftet immer mehr auseinander, ‹Mensch sein› darf man nicht mehr. Das alles tut weh und muss nicht sein.» Was er aufgrund von Anfeindungen besonders spürt: Es gibt in der Gesellschaft zwei Lager von Menschen: die Massnahmenkritiker und die -befürworter. «Dazwischen gibt es nicht viel», meint er. «Schade. Denn eigentlich wollen doch alle nur das Beste füreinander und dass diese schwierige Zeit endlich vorbei ist.»
Engagiert an vielen Fronten
Häni hat von den Coronamassnahmen «die Schnauze voll». Sie seien «nicht verhältnismässig». Er geht an Demonstrationen, schreibt Briefe (beispielsweise an Bundesrat Alain Berset), ist aktiv in den sozialen Medien, diskutiert mit jedem, der das auch möchte. «Rumschreien auf der Strasse bringt wenig», meint er. Häni versucht auf verschiedenen Wegen etwas zu bewegen. Er ist im Vorstand von «Freunde der Verfassung» und mit zuständig für die Kampagnenarbeit des Vereins. Die «Freunde der Verfassung» haben im Oktober das Referendum gegen das Covid-19-Gesetz ergriffen. Häni hat zudem mit Gleichgesinnten das Aktionsbündnis «Aargau – Zürich» gegründet. «Eine bürgernahe Bewegung von Menschen, die genug haben von den übertriebenen Massnahmen. Wir wollen etwas bewegen.»
«Schluss mit Panikmache»
Ein Ziel des Aktionsbündnisses: «Konstruktive Lösungen finden, wie man aus dieser Situation wieder herauskommt.» Es ist die Frage aller Fragen: Wie kommt man aus dieser Coronapandemie wieder raus? Das Aktionsbündnis fordert auf seinem Flyer drei Dinge: «1. Schluss mit Panikmache, Isolation und Quarantäne aufgrund nichtssagender PCR-Tests. 2. Sofortige Auf hebung der einschränkenden Coronamassnahmen. 3. Garantierte und folgenlose Freiwilligkeit von Impfungen.» Was würde wohl geschehen, wenn alle Massnahmen aufgehoben würden? Markus Häni hat eine klare Meinung: «Eigenverantwortung, normale Hygieneregeln und Schutz der Risikogruppen würde mehr bringen als Vorschriften.»
Rechtes Gedankengut an Demos? «Es gibt Exoten»
Auch am kommenden Samstag wird er wieder auf einem Protestmarsch sein. Die Kundgebung des Vereins «Stiller Protest» in Wohlen ist geplant. Markus Häni wird auf dem Merkur-Areal eine Rede halten. «Etwas nervös» sei er schon. «Ich freue mich aber auch.»
Was sagt Häni dazu, dass bei solchen Protestmärschen und Demonstrationen oftmals auch rechtes Gedankengut oder Verschwörungstheorien verbreitet werden? «Es gibt an den Demonstrationen solche Exoten, das ist richtig. Die Medien fokussieren sich dann auch auf diese, das verzerrt das Bild. Einzelne Menschen können so eine engagierte Volksbewegung ins falsche Licht rücken.»
Maskenpflicht für Schüler sei «unverhältnismässig»
Er sei kein Verschwörungstheoretiker. Die «QAnon»-Bewegung, die Einstellung von Attila Hildmann oder die Theorie, dass Microsoft-Gründer Bill Gates hinter der Pandemie steckt, sind für ihn «nicht nachzuvollziehen». Er hat nur einen Antrieb für sein Handeln: «Ich mache mir Sorgen um die Zustände, die herrschen, und dass aufgrund der Massnahmen ganz viele Existenzen zugrunde gehen». Als Pädagoge erwähnt er immer wieder, wie sehr die Kinder unter den Massnahmen leiden müssen. «Hände weg von unseren Kindern», meint er. Eine Maskenpflicht für Schüler sei «unverhältnismässig und basiert auf keinerlei wissenschaftlicher Evidenz».
Markus Häni unterrichtet seit 15 Jahren an der Kantonsschule Wohlen. Eine Zeit lang war er auch an der Bezirksschule Halde tätig. An der Kanti in Wohlen ist er mittlerweile bekannt für seine deutliche Meinung. Er liess ein erstes ärztliches Attest von einer Zweitärztin bestätigen, um von der Maskenpflicht befreit zu sein. An der Kanti trägt er ein Plastikvisier. Von Lehrerkollegen werde er kaum auf seine Haltung angesprochen, die Kontakte zu ihm werden auf ein Minimum beschränkt, wie der gebürtige Basler erzählt. «Aber das ist meine Überzeugung, das ist es mir wert, dafür stehe ich ein», sagt Häni, der an der Kanti nicht über die Coronathematik spricht. «Mein Job und meine Ansichten als Privatperson gilt es klar zu trennen.» Das war in der Vergangenheit nicht immer einfach. Mit Kanti-Rektor Matthias Angst hatte er schon einige Gespräche wegen seiner Einstellung zur Coronapandemie. «Es braucht Mut, um aufzustehen, das ist mir bewusst», sagt er und fügt an: «Sollte ich meinen Job verlieren, weil ich meine Meinung äussere, dann soll es eben so sein.»
Häni (der heute in Baden wohnt) wird weitermachen. Er ist voller Tatendrang, hat längst den Coronamassnahmen den Kampf angesagt. «Ich bin überzeugt, dass ich für das Richtige einstehe. Und ich glaube, immer mehr Menschen spüren intuitiv, dass irgendetwas schiefläuft und diese Massnahmen total übertrieben sind.»
Er kriegt «praktisch nie negative Reaktionen»
Weil er ein ärztliches Attest hat, trägt er nie eine Maske (ausser an der Kanti). Überraschenderweise sagt er: «Ich kriege praktisch nie negative Reaktionen darauf. Manchmal wird nachgefragt, dann erkläre ich es gerne, dass ich wegen gesundheitlichen Bedenken von der Maskenpflicht befreit bin.»
Mit seinem Aktionsbündnis versucht er den Menschen zu helfen, «die das Ganze nicht mehr mitmachen wollen». Und es scheinen immer mehr zu werden. Die Kundgebungen des Vereins «Stiller Protest» starteten mit 50 Teilnehmern. Zuletzt waren es 1000. Häni hofft, dass in Wohlen am kommenden Samstag noch mehr kommen. «Mit meiner Rede will ich den Menschen Mut machen.»
Das sagt der Kanti-Rektor
Dass Markus Häni während der Coronapandemie als Massnahmen-Kritiker auffällt, ist auch seinem Arbeitgeber, der Kantonsschule Wohlen, nicht entgangen. Rektor Matthias Angst äussert sich dazu: «Markus Häni hat ein Recht auf seine eigene Meinung. Bezüglich der Kundgebung in Wohlen ist ärgerlich, dass unsere Kantonsschule hineingezogen wird.»
Der Kanti-Rektor bezieht sich darauf, dass auf dem Plakat für die Kundgebung und den Protestmarsch explizit «Markus Häni, Kantonsschullehrer» steht. Angst: «Die Kantonsschule Wohlen hat weder mit dem Protestmarsch noch mit der Kundgebung etwas zu tun. Und dass sein Beruf auf dem Plakat erwähnt wird, werde ich mit Markus Häni thematisieren.»
Dem Rektor ist wichtig, dass das Berufliche und das Private sauber getrennt werden. Auch wenn Hänis Meinung kontrovers sein mag. «Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut. Rechtlich ist das nicht immer ein eindeutiges Thema. Es stellt sich die Frage, was ein Arbeitnehmer im Privaten tun muss, damit ein Arbeitgeber das Recht hat, in irgendeiner Form einzugreifen», so der Kanti-Rektor.
Erwähnung auf Plakat ist «unnötig und unprofessionell»
«Aber das sind schwierige Debatten, die wir hier nicht führen müssen. Markus Häni hat meines Wissens mit seinen Äusserungen als Privatperson gegen kein Gesetz verstossen. Beruflich erhielt ich bisher weder von Schülern noch von Eltern Beanstandungen gegen ihn. Er darf meinetwegen mit seinem Namen für so eine Kundgebung hinstehen. Dass die Kantonsschule Wohlen explizit erwähnt wird, ist jedoch unnötig und unprofessionell», so Kantirektor Angst. --jl