Erinnerungen fürs Leben

  23.06.2020 Wohlen

Die Maturfeier der Kantonsschule Wohlen fand in einem etwas anderen Rahmen statt

Dass ein Festredner seine Ansprache gleich sechsmal halten muss, kommt selten vor. Aber in den letzten Monaten war eben vieles nicht wie üblich.

Chregi Hansen

Die Maturfeier in der Kirche – sie ist immer ein Höhepunkt am Schluss eines Schuljahres. Das Gotteshaus ist jeweils bis auf den allerletzten Platz gefüllt, dicht an dicht sitzen Schüler und Schülerinnen sowie die Familien in den Bänken. Ein Szenario, das dieses Jahr aus bekannten Gründen gar nie zur Debatte stand.

Lange war unsicher, ob es zum Ende der Kantizeit überhaupt eine Feier geben kann. «Wir sind sehr froh, haben wir eine Variante gefunden, mit der wir die Verabschiedung in einem würdigen Rahmen durchführen können», meinte darum Matthias Angst in seiner Begrüssung. Eine Begrüssung, die er fünfmal wiederholen musste. Denn statt einer Feier gab es dieses Jahr deren sechs – im Halbstundentakt wurden jeweils zwei Klassen gleichzeitig verabschiedet. «Es war uns ein grosses Anliegen, dass wir Sie hier persönlich verabschieden können», so der Rektor.

Nicht wie alle anderen

Auch Festredner Dominik Muheim war an diesem Tag gleich sechsmal gefordert. «Aber nach der langen Phase ohne jeden Auftritt war es einfach schön, wieder auf der Bühne zu stehen», lachte der Slampoet und Kabarettist nach der sechsten und letzten Feier. Und er sieht durchaus Vorteile in dieser Art der Maturfeier, wie er in seiner kurzen und humorvollen Rede ausführte. «Wenn man heute jemand fragt, wie denn sein Abschluss der Maturzeit war, hört man fast immer die gleichen Geschichten. Wenn man aber in 30 Jahren euch fragen wird, dann habt ihr etwas ganz anderes zu erzählen», erklärt er. Und letztlich seien es doch genau diejenigen Geschichten, die anders sind als alle anderen, die am meisten in Erinnerung bleiben.


Für würdigen Abschluss gesorgt

Maturfeier der Kantonsschule Wohlen: Sechs kleine statt eine grosse Feier

Vieles ist anders in diesem Jahr als sonst. Was bleibt, ist die Freude über einen gelungenen Abschluss. Für die Schüler und Schülerinnen beginnt eine neue Etappe auf ihrem Lebensweg, die Schule selbst hofft, bald wieder in Normalbetrieb schalten zu können.

Chregi Hansen

Es ist ein ungewohntes Bild in der Aula. Schön in Dreiergruppen sind die Stühle arrangiert mit jeweils viel Luft dazwischen. Darauf die Schüler und Schülerinnen, meist begleitet von Vater und Mutter – gerade mal zwei Begleitpersonen durfte jeder und jede anmelden. Alle anderen können die Feier per Livestream verfolgen.

Auch die Feier selber ist anders als sonst. Die Musikbeiträge weniger und kürzer, die Ansprache auf gerade mal fünf Minuten reduziert. Ungewohnt auch die Übergabe der Maturzeugnisse. Nicht die Klassenlehrer übergeben diese, sie liegen auf einem Tisch bereit und werden von den Schülern und Schülerinnen herausgesucht. Bleibt zu hoffen, dass jeder das richtige nimmt. Das obligate Klassenfoto gibt es danach draussen und nicht direkt im Saal. Vieles ist also anders als sonst. Aber: Es ist eine Maturfeier. Eine richtige. Und das ist das Wichtigste.

«Spezielle Zeiten erfordern spezielle Massnahmen. Sie haben sich mit Ihren Leistungen in den vergangenen vier Jahren eine solche Feier in einem würdigen Rahmen verdient», erklärt Rektor Matthias Angst in seiner Begrüssung. Ihm ist es ein grosses Anliegen, dass die Kantonsschule die Maturanden persönlich verabschieden kann. «Nach Wochen des Fernunterrichts mit verwackelten Videobildern ist es schön, einander wieder von Angesicht zu Angesicht sehen zu können», meint er.

Sechsmal das gleiche Programm

Die Planung im Vorfeld war nicht ganz einfach. «Anfangs gingen wir von 13 klasseninternen Feiern aus», so Angst. Nachdem die Massnahmen nun etwas gelockert wurden, konnte die Anzahl Feiern auf sechs reduziert werden. Glück hatte die Schule auch mit der Wahl des Festredners. «Wir hatten ihn schon vor einem Jahr angefragt. Es ist nicht selbstverständlich, dass er in der jetzigen Situation hierher kommt und seine Ansprache gleich sechsmal hält», ist sich der Rektor bewusst.

Doch Dominik Muheim geniesst die sechs Auftritte auf der Bühne. Der Slam-Poet bietet eine Parodie auf eine sonst so übliche Maturrede. Erklärt, warum er die übliche Begrüssung auslässt. Zitiert nicht eine Geistesgrösse, sondern DJ Bobo, und freut sich, an einer Schule aufzutreten, in der es eine «Bad-Taste-Party» gibt, der Rektor gut Beer-Pong spielt und regelmässig Poetry Slams stattfnden. Und überhaupt: Wer in diesen Zeiten und in diesem ungewöhnlichen Rahmen seinen Abschluss feiert, der habe später doch was zu erzählen, ist Muheim überzeugt.

Wohlerin mit dem besten Abschluss

Etwas zu erzählen, das hat sicher auch Anna Iten. Der Wohlerin gelang mit 5,7 der beste Abschluss in diesem Jahr, dafür erhält sie den zum 22. Mal vergebenen Kiwanis-Preis. «Eine solche Leistung ist nicht das Resultat eines einzelnen geglückten Moments. Dazu braucht es während vier Jahren Begeisterung, Durchhaltewillen und Freude. Und natürlich eine Prise Glück», erklärt Willy Villiger, der Präsident des Kiwanis-Clubs Lindenberg, der natürlich auch allen erfolgreichen Maturanden gratuliert. Und Villiger erinnert die Anwesenden an die goldene Regel der Kiwaner: «Verhalte Dich immer so, wie Du erwartest, dass sich Deine Mitmenschen Dir gegenüber verhalten. Das klingt so einfach, ist aber manchmal so schwer.» Und ist gerade in Zeiten wie dieser sicher ein guter Ratschlag.


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