Erkenntnisse positiv umgesetzt
14.11.2025 WohlenÜberarbeitete Schulraumstrategie bis 2040 liegt vor: Anpassung nach Volksabstimmung und aktualisierten Prognosen
Der Abstimmungskampf vor einem Jahr war heftig. Das Volks-Nein zu zwei Projektierungskrediten bedeutete auch das Scheitern der gemeinderätlichen ...
Überarbeitete Schulraumstrategie bis 2040 liegt vor: Anpassung nach Volksabstimmung und aktualisierten Prognosen
Der Abstimmungskampf vor einem Jahr war heftig. Das Volks-Nein zu zwei Projektierungskrediten bedeutete auch das Scheitern der gemeinderätlichen Strategie. Nun legt die Gemeinde eine neue Schulraumstrategie vor. Diese ist kompakter, immer noch zielführend und die Kindergärten werden flexibel integriert. Und die Umsetzung wird günstiger.
Daniel Marti
Die neue Strategie Schulraumplanung für die kommenden 15 Jahre schafft eine gute Grundlage für den langfristigen Ausbau und die qualitative Entwicklung der Schulinfrastruktur. Dies ist das gemeinderätliche Fazit zum jetzt präsentierten Werk. Auf 17 Seiten wird die neue Strategie aufgezeigt. Und die dazu gehörende Vorlage mit 7 Seiten verlangt die Kenntnisnahme durch den Einwohnerrat.
Nach der grundlegenden Überarbeitung liegt nun eine aktualisierte Strategie vor. Und die ist breit abgestützt durch die eingesetzte Schulraumplanungskommission. Vertretungen der Parteien, der Schule und der Verwaltung wirkten mit.
«Wir haben aus den Abstimmungsergebnissen verschiedene Erkenntnisse gezogen», sagt Gemeindeammann Arsène Perroud. «Die neue Strategie basiert auf einem reduzierten Bedarf, einer verlängerten Umsetzungsdauer und der flexiblen Integration der Kindergärten. Die Kostenseite wird durch diese Massnahmen entlastet.»
Den Prozess von November 2024 bis jetzt hat Perroud als positiv empfunden. «Wir haben versucht, die Bedenken an der ersten Strategie abzuholen. Eigentlich hatten wir auch bei der Strategie im Jahr 2023 dieses Gefühl. Aber wir haben jetzt alles aufgerollt, und der Prozess war sehr konstruktiv.»
Weniger Schüler, weniger Abteilungen
«Die überarbeitete Strategie trägt neuen demografischen, politischen und finanziellen Erkenntnissen Rechnung», heisst es in der Medienmitteilung des Gemeinderates weiter. Ein ganz wichtiger Eckpfeiler ist die neue maximale Zahl an Abteilungen und die Zahl der Schülerinnen und Schüler. Die aktualisierten Prognosezahlen zeigen ein moderateres Wachstum: Statt 154 Klassen bis 2040 rechnet Wohlen neu mit 146 Klassen – also acht Abteilungen weniger. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler steigt von heute rund 2480 auf etwa 2725.
«Diese Korrektur wirkt dämpfend auf den Raumbedarf und mindert den Handlungsdruck.» Und das hat grosse Auswirkungen: Während die Strategie 2023 als ersten Schritt auf Neubauten in den Schulzentren Junkholz und Bünzmatt setzte, stehen nun die Sanierung und Erweiterung der beiden Schulzentren im Vordergrund. «Dort besteht dringend baulicher Handlungsbedarf.» Dass die Zahl der benötigten Abteilungen in der Prognose etwas runtergekommen ist, «das kam uns als Gemeinde entgegen», so Perroud. Aber bei den Prognosen sei eben stets viel Bewegung drin.
Und die zweite grosse Veränderung laut Gemeinderat ist die Tatsache, dass «Sanierung und Erweiterung werden künftig gemeinsam geplant werden, um Synergien, Kostenvorteile und Mehrfachnutzungen zu erzielen».
Integration der Kindergärten wird jetzt einzeln geprüft
Die überarbeitete Strategie zielt Richtung überschaubare Grösse und eigenständige Erreichbarkeit. Das wird vor allem auch die jüngeren Kinder freuen. Anstelle einer generellen Zusammenlegung aller Kindergärten in den Schulzentren erfolgt eine allfällige Integration der Kindergärten erst nach Einzelfallprüfung im Zuge der Ausarbeitung der konkreten Projekte am Schulstandort. Kriterien sind Zustand, Lage, Erreichbarkeit und der Mehrwert für Quartier und Schule.
Die Abkehr bei der Kindergarten-Strategie hat auch einen zeitlichen Grund. Erst durch die Verzögerungen gebe es nun Raum und Zeit, alle Kindergärten einzeln zu prüfen, so Perroud.
Vereinbarung mit dem GOV ausgearbeitet
Dies ist tatsächlich eine Wende gegenüber der ursprünglichen Strategie. Die Kindergärten gewinnen als eigenständige Infrastruktur wieder mehr an Gewicht. Und mit dem Gemeinnützigen Ortsverein (GOV) konnten «Vereinbarungen zur Nutzung der GOV-Liegenschaften ausgearbeitet werden, die dem GOV die nötige mittel- und langfristige Planungssicherheit geben», heisst es in der Mitteilung.
Am künftigen neuen Schulstandort Farn hält man dagegen fest. «Zur Entlastung der überlasteten Zentren Bünzmatt und Junkholz wird im Einzugsgebiet Farn ein neuer Primarschulstandort geplant. Dafür steht gemeindeeigenes Land zur Verfügung, das aktuell für Schulzwecke eingezont werden soll.»
Und am nächsten Mittwoch findet genau dort auch der Spatenstich statt für einen neuen «Doppelkindergarten Farn». Auch das ist ein Meilenstein.
Etappierte Projektierung und Verpflichtungskredite
Auf die Kosteneffizienz wird künftig geachtet – selbstverständlich. Vor allem durch kompakte Baukörper, einfache Konstruktionen und standardisierte Komponenten. Für Neubauten gilt ein ambitionierter Zielwert von 1,1 Millionen Franken pro Abteilung, exklusiv Turnhallen und Tagesstrukturen. «Damit liegt Wohlen deutlich unter den kantonalen Durchschnittswerten. Für die Sanierungsprojekte können die Kosten erst bei Vorliegen genauerer Planungen festgelegt werden», schreibt der Gemeinderat.
Die Projektierungs- und Verpflichtungskredite zur Umsetzung der einzelnen Vorhaben werden gestaffelt erfolgen. Damit könne, so der Gemeinderat, auch auf neue «schulpolitische Entwicklungen wie Förderklassen und Änderungen in den Prognosezahlen laufend reagiert werden».
Provisorien ab Mitte 2027 bereit
Die Strategie sieht eine Umsetzung in mehreren Etappen über rund zehn Jahre vor. Den Start sollen die Sanierung und Erweiterung des Junkholz machen, gefolgt vom Bünzmatt. Ergänzend dazu ist der Neubau eines Primarschulhauses im Farn geplant. Wann das Junkholz-Projekt gestartet wird, kann jetzt nicht ganz genau eruiert werden. Zumal die Ausarbeitung der Vorlage viel Zeit in Anspruch nehmen wird. Die Realisierung ist nun mal von 2029 bis 2031 angedacht.
Der Erhalt und die Anpassung des Quartierschulhauses Anglikon sowie längerfristig die Optimierung des Standorts Halde durch interne Umnutzungen runden die Massnahmen ab.
Als erste Massnahmen sind Provisorien im Bünzmatt und Junkholz vorgesehen, bis allfällige Neubauten respektive Sanierungen und Erweiterungen bezugsbereit sind. Durch die neue Strategie wird die Nutzung der Provisorien verlängert. Hier sollten die Provisorien spätestens zum Schuljahresbeginn 2027/2028 bereit sein.
Kenntnisnahme im Dezember
Wie die neue Strategie von der Politik aufgenommen wird, das wird sich an der Dezember-Sitzung des Einwohnerrates zeigen. Dann steht sie zur Debatte und zur Kenntnisnahme. Der erste grosse Härtetest erfolgt mit der Vorlage für die Erweiterung und Sanierung des Junkholz-Zentrums. Bericht und Antrag für den Projektierungskredit sollen in einem Jahr vorliegen. «Dazu wird sich dann der Einwohnerrat ganz gezielt äussern», betont Perroud.
Mit der Präsentation der neuen Strategie hat Gemeindeammann Arsène Perroud eine wichtige Arbeit abgeschlossen, bevor er dann sein Amt Ende Dezember an Roland Vogt weitergeben wird. Er sei froh, dass diese Arbeit nun erledigt sei, gibt er zu. «Die Komplexität ist sehr umfangreich. Und ich wollte das nicht als laufendes Projekt übergeben. Nun ist eine gute Basis geschaffen für weitere Entscheide.» Das ist tatsächlich so: Gute Arbeit und Basis – beides schafft eine hervorragende Ausgangslage.
Breite politische Abstützung
Die Schulraumplanungskommission, bestehend aus Vertretungen der Fraktionen von Die Mitte, FDP/Dorfteil Anglikon, GLP, SP und Grünen, hat die Strategieerarbeitung in vier Sitzungen begleitet. «Ihre Inputs sind eingeflossen», hält der Gemeinderat feist.
SVP-Anliegen beachtet
Die überarbeitete Strategie ist das Resultat eines breit abgestützten Dialogs. Auch die Anliegen der SVP Wohlen-Anglikon, die auf eine Mitarbeit in der Schulraumplanungskommission verzichtete, konnten in der Strategie berücksichtigt werden. Es sei nach wie vor schade, dass die SVP in der Kommission nicht mitgearbeitet habe, sagt Gemeindeammann Arsène Perroud richtigerweise. «Aber wir sind der Meinung, dass wir auch die Anliegen der SVP nun abholen konnten.»
Das Fazit der Strategie
Die neue Schulstandortstrategie hat verschiedene Schwerpunkte. Die Strategie geht von den Einzugsgebieten der Schuleinheiten Anglikon, Bünzmatt, Farn, Halde und Junkholz aus.
Die bestehenden Schulzentren Bünzmatt und Junkholz sollen saniert und erweitert werden.
Das Schulzentrum Halde bleibt in seiner Grösse bestehen und kann nicht mehr ausgebaut werden.
Im Farn soll ein neuer Schulstandort für die Primarschule entstehen.
Ob die Kindergärten eines Einzugsgebiets in das jeweilige Schulzentrum integriert werden, wird von Fall zu Fall entschieden.
Neubauten, Erweiterungen und Sanierungen sollen gestaffelt erfolgen. Bis diese realisiert sind, braucht es in den beiden Schulzentren Bünzmatt und Junkholz Provisorien.

