Es braucht ein Bekenntnis
16.08.2025 WohlenJubiläumsfeierlichkeiten 850 Jahre Wohlen – es braucht die Genehmigung eines Verpflichtungskredits über 1,27 Millionen
Das mehrtägige Fest im Jahr 2028 wurde grob geplant. Das Motto: «Mosaik der Vielfalt». Für die Umsetzung wird ein ...
Jubiläumsfeierlichkeiten 850 Jahre Wohlen – es braucht die Genehmigung eines Verpflichtungskredits über 1,27 Millionen
Das mehrtägige Fest im Jahr 2028 wurde grob geplant. Das Motto: «Mosaik der Vielfalt». Für die Umsetzung wird ein Verpflichtungskredit von 1,27 Millionen Franken beantragt. Das OK der 850-Jahr-Feier und der Gemeinderat sagen «Ja». Das letzte Wort hat nun der Einwohnerrat.
Stefan Sprenger
Nur fünf der total 18 OK-Mitglieder sind am Termin am Mittwoch dabei. Die Einladung dazu erfolgt erst einen Tag vorher. Ziemlich kurzfristig, «weil das manchmal sein muss», wie Arsène Perroud – Gemeindeammann und im OK-Präsidium – erklärt. Jene fünf haben freudige Nachrichten. «Wohlen wird 850 Jahre alt. Und das wollen wir entsprechend gebührend feiern», sagt Perroud. In drei OK-Sitzungen wurden Ideen gesammelt, besprochen und grob geplant. Die Überlegungen des OK – das aus erfahrenen Leuten aus Kultur, Vereinen, Schule und Wirtschaft besteht – dienen nun als Basis für den Bericht und Antrag, der dem Einwohnerrat vorgelegt wird.
Mehrtägiges Hauptfest
Ein paar Details: Das Festzentrum soll rund um das Merkur-Areal sein, inklusive Gebiet Schlössli und Steingasse. Man wolle Synergien und Erfahrungen nutzen – beispielsweise aus Events wie der Jazz-Night, Punkt & Halbi oder dem Open Air Stoppelfäld. Das Jugendfest wird im Fest integriert sein. Das mehrtägige Hauptfest findet vom 28. Juni bis 2. Juli 2028 statt. «Im Fokus stehen thematisch gestaltete Tage, wie zum Beispiel ein Tag der Jugend, ein Gewerbetag, eine Kultur- und Sportmeile, eine Nacht der Vielfalt sowie ein Fest der Generationen», wie es im Bericht und Antrag heisst.
Die Vielfalt Wohlens widerspiegeln
Verschiedene Anlässe, thematische Schwerpunkte – «das Jubiläum soll die Vielfalt der Gemeinde Wohlen widerspiegeln», sagt Perroud. Zudem soll es kleinere Anlässe geben, die verteilt sind über das ganze Jahr. Und auch Projekte, die nachhaltig an dieses Jubiläum erinnern werden. Die gesamte Bevölkerung soll aktiv miteinbezogen werden. Das OK-Präsidium bilden Perroud und Dennis Andermatt. «Wir wollen das Beste, was Wohlen zu bieten hat, präsentieren», sagt Andermatt. «Das OK hat Blut geleckt. Wir freuen uns. Und wir sind in der Poleposition.»
Doch bevor es weitergeht und die detailliertere Planung beginnen kann, muss nun auf politischer Ebene ein wichtiger Entscheid getroffen werden. Für die Umsetzung des Jubiläumsjahres wird ein Verpflichtungskredit von 1,27 Millionen Franken beantragt. «Es braucht nun Planungssicherheit, ein Bekenntnis», sagt Perroud. «Will man oder will man nicht?», fragt Perroud. Das OK und der Gemeinderat sagen «Ja». Nun muss der Einwohnerrat entscheiden, ob der Kredit genehmigt wird – oder eben nicht. «Man könnte darauf verzichten, das würde ich aber falsch finden», sagt Perroud.
Im Verpflichtungskredit von 1,27 Millionen Franken enthalten sind die Kosten für die Infrastruktur (350 000 Franken), Kommunikation/Werbung (50 000), Administration (120 000), Sicherheit/Verkehr (100 000), Veranstaltungstechnik (150 000), Anlässe/Attraktionen/Gagen (250 000) und Publikation (250 000).
Jene Kostenschätzungen «erscheinen hoch, basieren jedoch auf Erfahrungswerten von vergleichbaren Anlässen», sagt Perroud. Zwei Beispiele werden genannt: die Hagewo 2015 und das Leuefäscht in Bremgarten 2023. Jene viertägige Riesenparty mit rund 100 000 Besuchern im «Städtli» war zweifelsfrei gelungen – doch schrieb sie einen Verlust von 366 000 Franken.
Das heisst natürlich nichts für das Jubiläum in Wohlen 2028. Dennoch wird dieser Verpflichtungskredit bei der angespannten Finanzlage der Gemeinde Wohlen heiss diskutiert werden. «Alles andere würde mich erstaunen», sagt Gemeindeammann Perroud.
Nettoaufwand: 520 000 Franken
Im Bericht und Antrag heisst es: «Es wird mit Drittmitteln aus Sponsoring und Stiftungen und den Einnahmen aus dem Festbetrieb gerechnet, sodass von einem Nettoaufwand von 520 000 Franken ausgegangen wird.» Einnahmequellen sind Publikation (50 000 Franken), Sponsoring (150 000 Franken), Einnahmen Verkauf Festbändeli (200 000 Franken), Eigenleistung der Gemeinde (100 000 Franken) und Einnahmen aus dem Festbetrieb (250 000 Franken). Der Totalbetrag jener Einnahmen wird mit 750 000 Franken angegeben. Ins Auge stechen dabei die 200 000 Franken Einnahmen für die Festbändeli. Als Vergleich: Am Leuefäscht in Bremgarten 2023 kostete ein 1-Tages-Bändeli 10 Franken, ein 4-Tages-Bändeli 30 Franken. Mit den rund 100 000 Besuchern wurden Einnahmen von 236 000 Franken mit den Festbändeli gemacht. 250 000 waren budgetiert. Allerdings hatte man bewusst vorsichtig budgetiert. Angesichts der idealen Voraussetzungen (es war bestes Wetter) hätte man eigentlich nicht unter den budgetierten Einnahmen landen sollen.
Legendär wie damals im Jahr 1978
Das OK ist bereit, um loszulegen. Und angesichts der OK-Mitglieder ist davon auszugehen, dass dies ein prächtiges Fest wird. Ein Fest zur 850-Jahr-Feier von Wohlen. Und klar, dass die Freiämter Metropole auch solch eine tolle Feier verdient hat. OK-Mitglied Beat Koch – ein erfahrener Mann im Eventbereich – sagt: «Tiefstapeln macht keinen Sinn, man will ja nichts Halbbatziges. Von einer 850-Jahr-Feier erwartet man auch etwas.»
«Kontrovers diskutiert»
Von der Feier 1978 – als Wohlen 800 Jahre alt wurde – erzählt man sich noch heute legendäre Geschichten. So soll es auch ab 2028 sein. Jedoch benötigt es dazu zuerst die Genehmigung des Verpflichtungskredits. Oder eben: ein klares Bekenntnis zu diesen Feierlichkeiten. «Eine angemessene Durchführung der Jubiläumsfeierlichkeiten setzt voraus, dass die dafür notwendigen finanziellen Mittel bereitgestellt werden. Sollte die Bereitschaft zur Finanzierung in beantragtem Umfang nicht gegeben sein, ist von einer Umsetzung der Feierlichkeiten abzusehen. Der Gemeinderat erachtet es daher als zwingend, die Finanzierung frühzeitig durch den Einwohnerrat genehmigen zu lassen», heisst es im Bericht und Antrag. «Angesichts der anstehenden finanziellen Herausforderungen der Gemeinde Wohlen kann durchaus kontrovers diskutiert werden, ob darauf verzichtet werden soll.»