«Es geht um unsere Zukunft»
19.03.2024 Hägglingen, Region UnterfreiamtBelastungsgrenzen des Planeten – informativer Themenabend der IG «Aktion Häggligrüen»
Die IG «Aktion Häggligrüen» nimmt sich mit Nachdruck aktueller Fragen im Zusammenhang mit Umwelt, Energie und Klima an. Dabei gelingt es ihr ...
Belastungsgrenzen des Planeten – informativer Themenabend der IG «Aktion Häggligrüen»
Die IG «Aktion Häggligrüen» nimmt sich mit Nachdruck aktueller Fragen im Zusammenhang mit Umwelt, Energie und Klima an. Dabei gelingt es ihr stets, unter Beizug kompetenter Personen Sachthemen zu vermitteln. Nun konnte die IG den ETH-Klimaforscher Dr. Cyrill Brunner begrüssen.
Stefan Treier
An diesem Themenabend, zum dritten Mal gemeinsam mit «Umwelt Dottikon» organisiert, schaute man sich vorerst einen Ausschnitt aus der Netflix-Dokumentation «Breaking Boundaries» an. Der britische Naturforscher David Attenborough und der schwedische Wissenschaftler Johan Rockström erörtern in diesem Film den drohenden Zusammenbruch der Biodiversität der Erde und legen dar, wie die Katastrophe noch abzuwenden wäre.
Vereinspräsident Mario Roost verwies in seinen Begrüssungsworten auf die Originaldokumentation, die aufzeigt, wie die Wissenschaft versucht, auf Gefahren aufmerksam zu machen, welche die planetaren Grenzen beinhalten. «Es geht letztlich um unsere Zukunft», so IG-Präsident Mario Roost.
Prozesse der Natur entscheiden Zukunft
Die Belastungsgrenzen des Planeten standen im Mittelpunkt der eindrücklichen Dokumentation. Diese zeigte auf, dass die Veränderung der Witterungs- und Klimaverhältnisse der jüngsten Zeit die ganze Menschheit noch intensiv beschäftigen dürfte. Das Prinzip der «planetaren Grenzen» wurde erstmals 2009 von einem schwedischen Forscherteam vorgestellt. Seither wurde es kontinuierlich weiterentwickelt. Heute bestehen neun definierte planetare Grenzen.
Die Dokumentation verwies darauf, dass ein stabiler Kontinent die Grundlage für die Zivilisation war. Die Erde ist auf diese Stabilität angewiesen. Anhand von Bildern und Statistiken wurde auf Veränderungen der vergangenen Jahre hingewiesen. Man wollte nun herausfinden, welche Systeme die Welt regulieren, und so planetare Überlastungsgrenzen definieren. Die Klima-Erwärmung steht da massiv im Fokus. Einschneidende Veränderungen wurden im Dokufilm aufgezeigt, so weltweit schmelzende Gletscher. Erwähnt wurde das Schmelzen des Grönlandeises, was nach Einschätzung von Klimaforschern nicht mehr aufzuhalten ist.
Die gezeigten Bilder beeindruckten, wie aus Eis reissende Ströme entstehen, welche direkt dem Meer zufliessen. Zum Ausgleich und zur Kühlungsregulierung auf dem Planeten ist die Menschheit jedoch auf dieses Eis angewiesen. Wissenschaftler befürchten, dass diese wärmebedingte Entwicklung den «Kipp-Punkt» bereits überschritten hat und wohl kaum mehr aufzuhalten ist. Sie sagen voraus, dass das Schmelzen des Grönlandeises einen verheerenden Anstieg des Meeresspiegels von rund sieben Metern haben dürfte. Ähnlich zeigt sich auch die Lage bei der riesigen polaren Eisreserve in der Antarktis, wo der Schmelzprozess des Eises stets häufiger vonstattengeht. In den Schweizer Alpen kennt man vielerorts bereits Probleme mit der Auflösung des Permafrostes, was vielen Einheimischen Sorge bereitet. Die Gletscherschmelze wird Jahr für Jahr auch hierzulande intensiver. Der Permafrost hält zudem viele Berge zusammen, was mit der Zeit gefährdet ist.
Rodung Regenwald birgt Gefahren in sich
Weitere Folgen der Erderwärmung und des menschlichen Fehlverhaltens sind im Amazonas-Gebiet sichtbar. Durch übermässige Rodung von Regenwald zeigten sich auch hier planetare Grenzen. Durch die Nutzung eines Grossteils des früheren Regenwaldes für landwirtschaftliche Zwecke zeichnet sich eine weitere Störung des natürlichen Gleichgewichtes ab. Die drastische Verkleinerung der Artenvielfalt mit starker Bedrohung vieler Pflanzen und Tierarten, die vom Aussterben bedroht sind, zählt zum Sorgenkatalog der Wissenschaftler wie Veränderungen beim Wasserkreislauf. Der Filmbeitrag bezog sich auf längere wissenschaftliche Arbeiten und Erkenntnisse. Er zeigte auf, dass die bestehende Klimaveränderung ein ernst zu nehmendes Thema bleiben wird.
Einen Beitrag leisten
Im Anschluss an den Filmbeitrag gab es einen Dialog zwischen IG-Präsident Mario Roost und Gastredner Dr. Cyrill Brunner, wissenschaftlicher Projektleiter an der ETH Zürich. Anschliessend konnte sich auch das Publikum zum Gespräch mit der Klimafachperson einbringen. Der Experte hält Dialogführungen für wichtig, «um das Bewusstsein über die aktuelle Lage zu fördern». Thematisiert wurde die schleichende Klima-Erwärmung. Aktuell wird in der Schweiz von 1,5 Grad gesprochen. «Eine politisch definierte Grenze», so der Klimaforscher, der es als schwierig bezeichnet, eine solche Grenze richtig zu definieren. Cyrill Brunner hielt fest: «In der Schweiz werden verschiedene Anstrengungen unternommen, um die Folgen der Klima-Erwärmung in den Griff zu bekommen.» Er bezeichnet es als machbar, allerdings «je länger man mit Massnahmen zuwartet, desto schwieriger wird es, das Ziel zu erreichen». Letztlich ist jede Person dazu aufgerufen, einen Beitrag zu leisten, um möglichst wenig Treibhausgase zu verursachen. Es gibt hierfür verschiedene Möglichkeiten, beispielsweise durch bessere Wärmeisolation bis zur Reduktion der Temperaturen bei der Heizung und durch den Ersatz fossiler Brennstoffe. «Jeder Einzelne ist ebenfalls eingeladen, seine Reisetätigkeit bewusster zu gestalten, um so zu nachhaltigen Lösungen beizutragen.»
Die Diskussionsbeteiligung zeigte, dass Umweltthemen viele Bürgerinnen und Bürger sensibilisieren. Es kam auch zum Ausdruck, dass weltweit, nicht bloss in der Schweiz, Aktivitäten unternommen werden müssen. Die «IG Häggligrüen» kann für sich in Anspruch nehmen, sich Themen zu widmen, die noch über längere Zeit ein wachsendes Interesse der Bevölkerung verdienen.