Es hat nicht sollen sein
29.11.2022 Ringen, SportDie RS Freiamt verpasst den Final
Trotz eines 16:15-Siegs in Kriessern kann sich die RS Freiamt nicht für den Final qualifizieren. Sie kämpfen gegen Einsiedeln um Rang 3.
Die gute Nachricht: Die RS Freiamt hat im vierten Anlauf in dieser Saison die ...
Die RS Freiamt verpasst den Final
Trotz eines 16:15-Siegs in Kriessern kann sich die RS Freiamt nicht für den Final qualifizieren. Sie kämpfen gegen Einsiedeln um Rang 3.
Die gute Nachricht: Die RS Freiamt hat im vierten Anlauf in dieser Saison die RS Kriessern besiegen können. Die schlechte Nachricht: Nach der 14:17-Niederlage im Halbfinal-Hinkampf in Muri ist der 16:15-Sieg in der Ostschweiz zu wenig, um die Finalqualifikation perfekt zu machen. Nach drei Finalteilnahmen in Serie werden die Freiämter dieses Jahr nicht um den Meistertitel ringen können. Dafür greifen sie gegen Einsiedeln um Bronze an. --jl
Final ohne Freiamt
Ringen, Nationalliga A, Halbfinal, Rückkampf: RS Kriessern – RS Freiamt 15:16 (8:7)
Nach drei Finalteilnahmen in Serie wird die RS Freiamt dieses Jahr nicht um den Titel kämpfen können. Trotz 16:15-Sieg in Kriessern reicht es nach der 14:17-Niederlage aus der Vorwoche nicht für die Finalqualifikation der Freiämter.
Josip Lasic
Sein Debüt als Cheftrainer hat sich Michael Bucher sicher anders vorgestellt. Der 25-Jährige hat in Kriessern Marcel Leutert vertreten, der nach zwei Gelben Karten gesperrt war, und das Coaching der Freiämter übernommen. «Es gibt Positives mitzunehmen», sagt er, während im Hintergrund die zahlreichen mitgereisten Freiamt-Fans Lärm machen und ihr Team bejubeln. «Neben dem Support der Zuschauer ist es sicher schön, dass wir eine Reaktion auf den Hinkampf gezeigt haben. Nach drei Niederlagen haben wir Kriessern zum ersten Mal in dieser Saison bezwungen. Aber wir sind trotzdem enttäuscht, dass es nicht für den Final gereicht hat. Das haben wir aber in erster Linie im Hinkampf in Muri verbockt.» In Muri gab es eine 14:17-Niederlage für die Freiämter. Diesen Drei-Punkte-Rückstand hat die Mannschaft unter Leitung von Bucher nach neun von zehn Kämpfen wieder wettgemacht. 16:12 führt die RS Freiamt in Kriessern vor dem Duell im Freistil bis 75 kg zwischen Joel Meier und Kriesserns Marc Dietsche. Der Ostschweizer Internationale geht als Favorit ins Duell und tritt dementsprechend auf. Obwohl Meier beherzt kämpft, gewinnt Dietsche mit 3:0. Der Endstand von 16:15 reicht den Frieämtern nicht mehr.
Meier, der Pechvogel der Freiämter, der schon im letztjährigen Final den letzten Kampf bestreiten musste, hatte erneut die undankbare Aufgabe, die Kohlen aus dem Feuer zu holen. «Das ist halt das Reglement, dass diese Gewichtsklasse zuletzt antritt», sagt Bucher. «Es ist ganz bestimmt niemand böse auf Joel. Er hat das gut gemacht. Den Finaleinzug haben wir nicht dort verpasst. Die Punkte müssen wir woanders suchen.» Der Kampf, der wohl der Genickbruch für die RS Freiamt war, war das Duell zwischen Randy Vock und Dominik Laritz.
Laritz mit «Big Point» für Kriessern
Das sieht auch Randy Vock so. «Ich muss mindestens einen Punkt gegen ihn machen. Es war zu wenig clever gerungen von mir.» Vock und Laritz, ein 50-50-Duell, das in jede Richtung hätte kippen können. In der Vergangenheit konnten beide Ringer ihren Kontrahenten mehrmals besiegen. Der Kampf zwischen den beiden war dementsprechend das Highlight des Abends. Beide kämpften beherzt um jeden Punkt, gingen energisch in die Angriffaktionen, ebenso verteidigten sie mit aller Kraft. Laritz ging in Führung. Vock antwortete mit Beinangriffen, die wohl bei jedem anderen Gegner zum Sieg geführt hätten. Doch Laritz gab keinen Punkt ab und holte zuletzt mit einem Konter zwei weitere Punkte. Das 3:0 nach Mannschaftspunkten war gemessen am Kampf vielleicht etwas zu hoch ausgefallen, aber sicher nicht unverdient. «Mit etwas mehr Cleverness und letzter Effizienz gewinne ich das», fasst Vock zusammen. «Dann hätte das Ganze wieder anders ausgesehen.»
Auch Vock kann man aber nicht den Schwarzen Peter zuschieben, dass es für die RS Freiamt nicht gereicht hat. Sowohl bei den Siegen von Nils und Nino Leutert, Marc Weber, Tanguy Darbellay (alle je 3:0) und Pascal Strebel (3:1) wäre mit etwas Glück der eine oder andere Punkt mehr möglich gewesen. Ebenso bei den Niederlagen von Roman Zurfluh (1:2), Christian Zemp (0:2), Flurin Meier (0:4) oder den angesprochenen Kämpfen von Vock und Joel Meier. Am Ende hat der RS Freiamt auch ein wenig Glück gefehlt. Vock: «Wichtig ist, dass wir eine Reaktion gezeigt haben auf die Niederlage im Hinkampf. Ich klammere mich da mal aus, aber bei meinen Kollegen habe ich den Eindruck, dass jeder körperlich und geistig sein Maximum abgerufen hat.»
Das Debüt eines zukünftigen Trainers?
Auch Bucher versucht das Positive mitzunehmen. «Wir haben es wirklich im ersten Kampf verpasst. Jetzt müssen wir die Enttäuschung verarbeiten und dann greifen wir an, um die Bronzemedaille zu holen.»
Kann er sich eigentlich nach seinem Debüt vorstellen, eines Tages das Traineramt nicht nur als Aushilfe zu übernehmen? «Als Chef Nachwuchs habe ich ja unseren Junioren gesagt, dass ich sie gern eines Tages zum Titel führen würde. Also warum nicht?» Jetzt geht es aber erst gegen Einsiedeln um Rang 3. Dabei wird Bucher vielleicht sogar wieder als Ringer im Einsatz sein. Der Hinkampf findet am Sonntag, 4. Dezember, 15 Uhr, in Einsiedeln statt. Der Rückkampf eine Woche später, am Sonntag, 11. Dezember, zu Hause in Muri.
«Nur» um Bronze zum Abschluss
RS-Freiamt-Trainer Marcel Leutert hört nach der Saison auf
Im Rückkampf gegen Kriessern musste er zuschauen. Jetzt ist klar, dass Marcel Leutert seine letzte Saison als Cheftrainer der Freiämter nicht mit einer Finalteilnahme beenden wird. «Schade, das wäre ein schöner Abschluss gewesen.»
Während des Kampfes gegen Kriessern musste Marcel Leutert leiden. Wegen zwei Gelber Karten war er gesperrt und durfte sein Team nicht coachen. «Das ist härter, als wenn ich auf der Trainerbank bin. Dann habe ich eine Aufgabe. Jetzt konnte ich weniger Einfluss nehmen.»
Die äusseren Umstände haben ihm die ganze Situation womöglich noch erschwert. Nach dem Kampf sagt er: «Schade, dass es nicht gereicht hat. Ich hätte meine letzte Saison gerne mit einer weiteren Finalteilnahme beendet.» Leutert teilt mit, dass er nur noch bis zur nächsten Generalversammlung der RS Freiamt Cheftrainer der ersten Mannschaft bleiben wird. Dreimal hat er die Freiämter in den Final geführt. Dreimal ist man dort an Willisau gescheitert. Jetzt, zu seinem Abschied, wird es keinen weitere Finalteilnahme geben und keinen weiteren Anlauf auf den Schweizer-Meister-Titel. Nach der GV wird es eine Ablösung auf seinem Posten geben. «Wir sind im Gespräch mit einigen Kandidaten. Es ist aber noch nicht definitiv, wer mein Nachfolger auf dem Trainerposten werden wird», sagt der scheidende Trainer der Ringerstaffel.
Wäre seine Vertretung aus dem Kriessern-Rückkampf, Michael Bucher, ein Kandidat? «Der soll jetzt erst mal ein bisschen weiterringen. Da brauchen wir ihn auch. Aber er hat seinen Job gut gemacht gegen Kriessern.» Leutert ist nicht nur mit Bucher zufrieden, sondern mit dem gesamten Team. «Unterm Strich war das Resultat so knapp, dass man der Mannschaft kaum Vorwürfe machen kann. Es waren zwei Kämpfe auf Augenhöhe, wo Details entschieden haben. Für den Schweizer Ringersport ist es vielleicht sogar gut, wenn mit Kriessern wieder etwas Abwechslung in den Final kommt, auch wenn das Ausscheiden schmerzt.»
Sauberer Saisonabschluss im Fokus
Was die RS Freiamt benötigt, damit es in der kommenden Saison wieder für eine Finalqualifikation reicht, darüber will sich Leutert aktuell noch keine Gedanken machen. «Wir haben jetzt zwei Kämpfe gegen Einsiedeln um Rang3. Der ganze Fokus liegt da drauf. Diese Saison soll zuerst anständig beendet werden, bevor wir über die kommende nachdenken.»
Nachdem Leutert mit der RS Freiamt dreimal den Final erreicht hat und ihm dieser zu seinem Abschluss verwehrt bleibt, würde man dem Noch-Trainer der RS Freiamt gönnen, dass er sich zumindest mit dem Gewinn einer Bronzemedaille verabschieden kann. --jl