«Es ist ausser Kontrolle»

  16.06.2020 Waltenschwil

Dubler-Mohrenköpfe aus Waltenschwil lösen nationale Debatte aus

Drei Jahre ist es her, dass Robert Dubler mit seinen Mohrenköpfen in der ganzen Schweiz medial thematisiert wurde. Seit Mittwoch überschlagen sich die Schlagzeilen wieder, weil die Migros Zürich Dublers Produkte aus dem Sortiment nimmt. Die Schlangen beim Direktverkauf in Waltenschwil sind lang.

Annemarie Keusch

«Es ist ausser Kontrolle», sagt Robert Dubler. Die Schlange vor dem Direktverkaufsschalter in Waltenschwil ist auch am Montagmorgen noch gegen 50 Meter lang. «Unvernünftig.» Es ist das zweite Mal innert drei Jahren, dass Dubler vor seiner Firma in Waltenschwil grosse Solidarität erlebt. Es ist aber auch das zweite Mal innert drei Jahren, dass er in fast sämtlichen Medien im Land zum Thema wird. Der Auslöser war die Verkündung der Migros Zürich, die Mohrenköpfe aus dem Sortiment zu nehmen. Eine Debatte um den Begriff Mohrenkopf entbrannte, wohl auch im Zuge der Ausschreitungen wegen Gewalt an Dunkelhäutigen in den Vereinigten Staaten.

«Dass so etwas passieren könnte, hätte ich nie gedacht», betont Robert Dubler. Mit Rassismus habe er überhaupt nichts zu tun. Der Stiefvater seiner Frau sei dunkelhäutig, auch eine Angestellte seiner Firma. «Ich war und bin immer offen allen Menschen gegenüber, egal welche Hautfarbe sie haben.» Dass gerade Dunkelhäutige ungerecht behandelt werden, sei eine tragische Sache. «Wenn die aktuelle Diskussion etwas daran ändern kann, dann ist es gut. Und dann werde ich die Mohrenköpfe ganz sicher nicht umbenennen, wenn sie gegen Rassismus helfen.»

«Weisse leben zulasten der restlichen Welt»

Die lange Menschenschlange vor seiner Firma bringt Umsatz. Trotzdem sagt Dubler: «Der grosse Zuspruch ist nicht nur gut.» Gerade, wenn sich politische Extreme mit ihm identifzieren oder eben nicht, sei es ihm nicht wohl. Und Dubler sagt: «Die Leute kaufen lieber Mohrenköpfe ein, als zu helfen.» Er spricht damit etwa die Lohn- und Arbeitsbedingungen in den Firmen an, die auch ihm Kakao liefern. «Als kleines Unternehmen haben wir nicht viel Einfuss.» Aber es sei ihm wichtig, bewusst zu machen, dass «wir Weissen unser Leben zulasten der restlichen Welt leben. Das haben viele nicht kapiert.»

Gerade in den letzten sechs Monaten seien die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer geworden. «Da stimmt etwas nicht. Das stinkt sprichwörtlich.»

«Es geht mir gut»

«Ich kann das schon tragen», sagt Robert Dubler. Er meint nicht die Tatsache, dass seine Mohrenköpfe nicht mehr in allen Filialen der Migros Zürich zu fnden sind, sondern die enorme mediale Präsenz. «Ich habe so viel Glück mit meinen Leuten, dass es mir nur gut gehen kann und ich gut schlafe.»

Trotzdem hoffe er, dass die Schlange vor dem Fenster bald kürzer werde und etwas Ruhe einkehrt.


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