Es lockt am Wegesrand

  23.04.2021 Sins

Seit 20 Jahren gibt es in der Schweiz Lockpfosten

21 von insgesamt 1854 Lockpfosten in der gesamten Schweiz sind auf dem Hof «I de Wannä» von Patrick und Daniela Huwiler zu finden.

«Grüngold», «Biestmilch» und «Viehfreude» sind einige der Schlagwörter, die mit schwarzen Buchstaben auf weisse Pfosten geschrieben sind. Finden kann man die Lockpfosten auf den 20 Hektaren landwirtschaftlicher Nutzfläche von Patrick Huwiler. Sein Betrieb «I de Wannä» befindet sich zwischen Sins, Auw und Meienberg. In diesem Jahr hat sich der Bauer zum ersten Mal entschieden, an dem Lockpfosten-Projekt teilzunehmen. Bereits seit 20 Jahren sind die weissen Latten vom Frühjahr bis zum Spätherbst überall in der Schweiz zu finden. Zum 20-Jahr-Jubiläum sind es sogar so viele wie noch nie. Insgesamt sind 1854 Pfosten in diesem Sommer in 19 Kantonen zu finden. --sus


Rekordzahlen zum Jubiläum

Die Sinser Patrick und Daniela Huwiler sind «Neo-Lockpföstler»

Seit 20 Jahren gibt es die Lockpfosten schon. Die weissen Holzpfosten stehen am Rand von Wiesen, Feldern, Äckern, Hecken und Wegen. Auch auf dem Hof «I de Wannä», den Patrick Huwiler seit 2019 mit seiner Familie betreibt, sind die beschrifteten Latten zu finden.

Susanne Schild

«Letzten Samstag sind die 21 Pfosten geliefert und aufgestellt worden», erklärt Patrick Huwiler. Sein Hof befindet sich zwischen Sins, Auw und Meienberg. Oder wie er gerne sagt: «I de Wannä.» Seit 2001 stehen die weiss gestrichenen Holzpfosten an ausgewählten Äckern, Wiesen oder Wegen in der ganzen Schweiz und bringen den Passantinnen und Passanten mit ihren Kurztexten die Landwirtschaft etwas näher. Die grossen schwarzen Schlagwörter an den Lockpfosten fallen jeweils sofort ins Auge: Sie sind kreativ, lustig und speziell und lassen Interpretationsspielraum. Darunter ist in einem knappen Text erklärt, was am jeweiligen Kulturstandort zu sehen ist. Der Lockpfosten ist ein nationales Projekt der «Schweizer Bauern. Von hier, von Herzen.».

1854 Lockpfosten in der Schweiz

Gestartet hat das Lockpfosten-Projekt mit 852 Pfosten, bestellt von sieben Bauernverbänden. Seither ist die Anzahl stetig gestiegen. Zehn Jahre später waren es bereits 1200 Lockpfosten auf 85 Betrieben und letztes Jahr waren es 1425 Lockpfosten auf Kulturland von 77 Betrieben 13 Kantonen. Dieses Jahr schreibt das Projekt erneut einen Rekord: Schweizweit wurden in den letzten Wochen 1854 Lockpfosten eingeschlagen – über 400 Pfosten mehr als noch letztes Jahr. Es sind weitere 27 Betriebe dazugekommen, die neu mitmachen, und die Lockpfosten sind diesen Sommer neu in 19 Kantonen zu finden.

Zum ersten Mal dabei

Im Lockpfosten-Jubiläumsjahr gibt es viele Betriebe, die zum ersten Mal mitmachen. Auch Patrick und Daniela Huwiler sind sogenannte «Neo-Lockpföstler». «Wir wollten der breiten Bevölkerung einen Einblick in die tägliche Arbeit auf unserem Hof geben», erklärt Patrick Huwiler seine Motivation, an dem Projekt teilzunehmen. «Die Lockpfosten sind dafür eine kreative und pfannenfertige Lösung.» Ausserdem sei der Aufwand relativ gering. «Wir haben uns angemeldet und innerhalb eines halben Tages waren die 21 Pfosten an den dafür vorgesehenen Stellen eingeschlagen.»

An dem Hof der Huwilers spazieren viele Leute vorbei. «Gerade im letzten Jahr haben wir festgestellt, dass sich coronavirusbedingt mehr Leute im Freien bewegt haben und auch vermehrt entlang unserer Felder und in der Nähe unseres Betriebes spazierten.» Die Lockpfosten bieten hier die Möglichkeit, Passantinnen und Passanten – sprich mögliche Konsumentinnen und Konsumenten – über ihre Produkte, Feldarbeit und Tierhaltung zu informieren, ergänzt seine Frau.

«I de Wannä», ein Hof mit rund 20 Hektaren landwirtschaftlicher Nutzfläche, ist ein Milchbetrieb mit Ackerbau. «Unsere 30 Kühe und den Muni halten wir in einem Laufstall mit permanentem Zugang nach draussen auf den Laufhof. Zu den Vegetationszeiten haben unsere Kühe zudem immer Zugang auf die Weide», erklärt Patrick Huwiler seinen Betrieb. Die Aufzuchtkälber werden jeweils auf die Alp in Graubünden gegeben und kommen dann rund zwei Jahre später wieder zurück «I d Wannä». «Das spart Platz und zugleich können wir so die Betriebe in den Bergregionen unterstützen. Es ist ein Geben und Nehmen», so der Bauer weiter.

Jeden zweiten Tag wird die Milch direkt vom Hof abgeholt und an die Milchgold Käse AG in Auw geliefert.

Harte Arbeit, die erfüllt

«Die Arbeit als Landwirt begeistert mich sehr, auch wenn die Arbeitstage teilweise lang und hart sind. Es gibt mir persönlich wahnsinnig viel zurück», betont Patrick Huwiler. Der junge Landwirt möchte sich dafür einsetzen, dass das Verständnis für die Landwirtschaft verbessert wird. «Deshalb ist es wichtig, Transparenz zu zeigen und die Bevölkerung über unser tagtägliches Schaffen zu informieren», so Huwiler weiter. «Mit den Lockpfosten können wir Berührungspunkte schaffen», ist auch seine Frau überzeugt. Die Themenvielfalt sei gross: So werden «I de Wannä» von Frühling bis Spätherbst unter anderem Einblicke in die Ökologie, den Pflanzenschutz und die Milchviehhaltung gegeben. «Die Themen konnten wir selbst auswählen. An den Stellen, wo wir etwas produzieren, stehen jetzt die dazu passenden Lockpfosten», erklärt Patrick Huwiler.

Symbol für Zusammenhalt

Bevor die Lockpfosten an ihren jeweiligen Standorten ihren Dienst tun, werden sie auf die Saison vorbereitet. Ab Mitte Februar werden die Lockpfosten bei den vorjährigen Betrieben, wo sie überwintert wurden, abgeholt und bekommen einen neuen schneeweissen Anstrich. Ein kleines Team von sieben Pfostenstellern stellt diese dann zusammen mit den jeweiligen Hof besitzern in der ganzen Schweiz auf. Je ein Pfostensteller kümmert sich zusammen mit den Betriebsleiterinnen und -leitern um das Aufstellen am neuen Standort. Zwei bis drei Betriebe pro Tag schaffen die Lockpfostensteller zusammen mithilfe der Betriebsleiterinnen und -leiter – es sind also doch rund 30 Arbeitstage, die das Aufstellen der Lockpfosten in Anspruch nimmt.

Die Lockpfosten sind Symbol dafür, dass zwischen Bäuerinnen und Bauern ein gewisser Zusammenhalt herrscht. «Wir alle sitzen im selben Boot und wünschen uns grundsätzlich etwas mehr Wertschätzung von den Konsumenten», so Daniela Huwiler.


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