«Es war ein schönes Miteinander»
07.06.2024 Mutschellen, BerikonStefan Bossard beendet nach 16 Jahren, davon 14 als Ammann, seine Zeit im Beriker Gemeinderat
Die Ära Bossard geht zu Ende. Am kommenden Sonntag, 9. Juni, finden die Ersatzwahlen für den zurücktretenden Gemeindeammann Stefan Bossard statt. Der Beriker ...
Stefan Bossard beendet nach 16 Jahren, davon 14 als Ammann, seine Zeit im Beriker Gemeinderat
Die Ära Bossard geht zu Ende. Am kommenden Sonntag, 9. Juni, finden die Ersatzwahlen für den zurücktretenden Gemeindeammann Stefan Bossard statt. Der Beriker verabschiedet sich aus dem Amt. Zeit, um auf sein langjähriges Wirken zurückzuschauen.
Sabrina Salm
«Es ist ein Amt, auf das man sich nicht vorbereiten kann», sagt Stefan Bossard. 2008 wurde er in den Gemeinderat von Berikon gewählt, nur zwei Jahre später hatte er das Amt des Gemeindeammanns inne. Seine erste Budget-Gemeindeversammlung als Ammann bezeichnet er als legendär. «Sie ging bis Mitternacht, es war vieles traktandiert und auch eine Steuerfusserhöhung war zu genehmigen», erinnert er sich. Damals im Jahr 2010 zählte Berikon 4571 Einwohnende. Stand Ende 2023 ist die Anzahl auf 4945 angewachsen. Nicht nur betreffend der Einwohnerzahl ist in den vergangenen Jahren viel geschehen. Berikon hat eine grosse Entwicklung durchgemacht. Stefan Bossard hat dabei viele Meilensteine miterlebt und mitgeprägt. Als Beispiele nennt er die Sanierung der Dorfstrasse, das Ärztezentrum, das Sportzentrum Burkertsmatt oder die Senioren- und Generationenwohnungen Belano. Solche Meilensteine geschaffen zu haben, sei sehr wertvoll für die Gemeinde.
Freud und Leid
Bei all diesen Projekten sei er nie allein gewesen. «Nicht ich allein habe die gesamte Verantwortung gehabt und diese Projekte gestaltet. «Die Bevölkerung, der Gemeinderat und die Verwaltung haben es mitgetragen. Es war ein Miteinander. Das ist es auch, was Bossard an der Arbeit im Gemeinderat geschätzt hat. «Gemeinsam Herausforderungen anzupacken, Lösungen für Probleme zu finden, etwas bewegen zu können – das war meine Motivation.» Man habe immer einen Weg gefunden, dass es weitergeht. Motiviert haben ihn auch die Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen. «Es war eine spannende Zeit, die mir Spass gemacht hat.» Stolz ist er auch auf die Auszeichnung «Charakterkopf», die ihm vom Vorstand des Gewerbevereins Mutschellen für besondere Leistungen verliehen wurde. Er war der erste Preisträger dieser Ehrung. In seiner Zeit in der Exekutive habe er gelernt, dass man es nicht allen recht machen kann. Auf vieles hätte Bossard aber auch verzichten können. «Es gab grosse Hürden zu überwinden. Besonders wenn ein Projekt verzögert wird wegen Dingen, die wir nicht beeinflussen konnten.» Als Beispiel nennt er das aktuelle Projekt Riedacher. Die Abhängigkeit von verschiedenen Einflüssen oder dem Kanton waren zum Teil frustrierend, gibt er zu.
Nach bestem Wissen und Gewissen
Der Aufwand für den Gemeindeammann-Job sei zwischen 30 und 50 Prozent gewesen. «Mal mehr, mal weniger.» Mehr Arbeitsaufwand sei es in den Jahren nicht geworden. «Komplexer sicher und auch die Erwartungshaltungen sind gestiegen.» Ebenfalls sei der Umgangston rauer geworden und das Eigeninteresse werde stärker, ohne Kompromissbereitschaft vertreten. Auf die Frage, was er anders machen würde, überlegt Stefan Bossard lange. «Rückblickend würde ich wohl nicht vieles anders machen», meint er dann. «Damals, haben wir die Entscheide gefällt, die uns mit dem Wissen und den Voraussetzungen von damals gegeben waren.» Er habe immer nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt. Für seine Gemeinde, die ihm sehr am Herzen liegt. «Berikon hat ein intaktes, qualitativ gutes Dorfleben, viele Vereine, ein gutes Gewerbe und Restaurants und tolle Angebote für alle Generationen – vieles also, was anderen Gemeinden Sorgen bereitet.»
Für ihn der richtige Entscheid
Falls am Sonntag das neue Mitglied des Gemeinderats (Kandidaten sind Roland Koller und Yves Blülle) gewählt oder Rosmarie Groux als Ammann bestätigt wird, ist seine Ära vorbei. Wird das absolute Mehr aber nicht erreicht, bleibt er noch bis zum 2. Wahlgang im Amt. So oder so, seine Ära geht zu Ende. Seinen Entscheid, zurückzutreten, hat er nicht bereut. «Es war schön Doch jetzt ist die Zeit, abzutreten, für mich richtig.» Er findet, es braucht einen Neuanfang, und zwar so früh wie möglich und nicht erst auf Ende der Legislatur. Er bedanke sich bei allen, die ihn auf seinem Weg begleitet und unterstützt haben. «Viele haben es mir ermöglicht, dass ich Spass im Amt hatte.» Er ist denjenigen dankbar, die kritisch und sachlich mit ihm diskutierten. «Die Erlebnisse waren toll und sehr wertvoll für mich.» Langweilig werde es ihm bestimmt nicht. «Ich habe viele Sachen auf meiner To-do-Liste, die ich in Angriff nehmen will», sagt er lächelnd.
Für die Gemeinde wünscht er sich, dass wieder mehr miteinander gesprochen wird, man zusammen in die Zukunft schaut, gemeinsam den Weg geht und den Mut hat, auch mal Kompromisse einzugehen und gute Lösungen zu suchen. Weiterhin soll sich die Bevölkerung am Dorfleben und der Dorfpolitik beteiligen. «Mitmachen, engagieren, offen, kritisch, aber auch fair und sachlich ihren Beitrag leisten.» Und dass sich weiterhin Menschen finden lassen, die sich für die Gemeinde mit Leidenschaft engagieren. Denn das sei Berikon. Und so soll es auch bleiben. Augenzwinkernd äussert der abtretende Ammann dann noch einen Wunsch für Berikon: «Einen Einwohner oder eine Einwohnerin, die den Euro-Millions-Jackpot knackt.»