Etwas anders verrückt
27.01.2023 Zufikon, Region BremgartenDer Frauenchor Merry Sisters trat vor 25 Jahren zum ersten Mal auf
Am 3. Januar 1998 begann in der Turnhalle von Zufikon eine Erfolgsgeschichte, die bis heute anhält. Damals sangen ein paar Frauen als Nonnen verkleidet an der Turnshow. Daraus formte sich der Frauenchor ...
Der Frauenchor Merry Sisters trat vor 25 Jahren zum ersten Mal auf
Am 3. Januar 1998 begann in der Turnhalle von Zufikon eine Erfolgsgeschichte, die bis heute anhält. Damals sangen ein paar Frauen als Nonnen verkleidet an der Turnshow. Daraus formte sich der Frauenchor Merry Sisters, der heuer auf 25 Jahre zurückschauen kann.
Roger Wetli
«Wir verspüren momentan frischen Wind», schwärmt Monika Benz aus Rudolfstetten, die seit Beginn die treibende Kraft und das Herz der Merry Sisters ist. Und Doris Juchli aus Oberwil-Lieli, ebenfalls Urmitglied, doppelt nach: «Elisabeth Kolar hatte uns zwölf Jahre lang musikalisch geprägt. Ihre Nachfolgerin Barbara Suter-Kraft ist seit Anfang November 2022 dabei. Sie reisst uns mit ihrem Schalk in den Augen, mit ihrem enormen Können und ihrem pädagogischen Geschick richtig mit.» Barbara Suter-Kraft habe sich auf unser Stelleninserat gemeldet und sie hätten sich einfach sofort gefunden. «Dass sich alle 14 Merry Sisters einig sind, ist selten. Aber bei Barbara Suter-Kraft waren wir uns alle sofort sicher – Barbara ist einfach ein Glückstreffer», so die «Schwester» Elisabeth Wiggli aus Zufikon.
Jubiläum fast vergessen
Barbara Suter-Kraft begleitet die Merry Sisters am Klavier, bringt sich mit ihrer riesigen Erfahrung als Sängerin und Schauspielerin aber auch sonst stark ein. «Sie harmoniert auch bestens mit unserem Schlagzeuger Tobias Bührer. Zum ersten Mal begegnet sind sich die beiden eineinhalb Stunden vor den Radioaufnahmen der SRF Musikwelle im Rahmen der Reportage zum letztjährigen Christchindli-Märt, bei welchen wir mitwirken durften», staunt Monika Benz. «Sie spielten dann auch gleich zum ersten Mal miteinander, was wunderbar geklappt hat.»
Diese Spontanität scheint den Frauenchor auszumachen. Etwas verrückt, unberechenbar, quirlig, lebendig und doch fokussiert. Damit begeistern die 14 Frauen seit 25 Jahren das Publikum. Und dazu passt, dass ihnen dieses Jubiläum fast entfallen wäre. «Am diesjährigen Neujahrsapéro in Zufikon warteten wir während der Ansprache von Gemeindeammann Daniel Stark darauf, dass wir lossingen können. Dabei kam uns in den Sinn, dass wir exakt hier vor fast genau 25 Jahren bereits standen», schaut Monika Benz in die jüngere und ältere Vergangenheit zurück, und lacht. «Also haben wir ein Jubiläum zu feiern.»
19 Nonnenkostüme
Damals wählte der Turnverein für seine Turnshow das Motto «Wolke 7». Als Zwischennummern kam dabei die Idee auf, Lieder aus dem Film «Sister Act» aufzuführen. «Wir hatten dazu genau 19 Nonnenkostüme. Elf Turnerinnen waren bereit zu singen», so Monika Benz. In dieser Zeit fand ebenfalls die Generalversammlung der Operettenbühne Bremgarten statt, bei der unter anderen auch Monika Benz mitmachte. «Also fragten wir, wer Lust hat, mit uns an dieser Turnshow mitzusingen.» Geübt wurden zwei Lieder. Und weil die «Nonnen» diese mit einer Choreografie ausschmücken wollten, und damit keine Hände für Notenblätter frei hatten, wurde alles auswendig gesungen. «Das war damals bei Chören ziemlich aussergewöhnlich», erinnert sich Monika Benz.
Schliesslich traten 19 Nonnen und am Klavier «Pater» George Masanz auf. «Es war als einmalige Sache gedacht. Die Leute haben an diesen drei Turnervorstellungen viel gelacht und fragten uns, wo man uns sonst noch sehen kann. Bald erhielten wir erste ernste Auftrittsanfragen», so Monika Benz. Obwohl diese 19 Damen aus einem «zusammengewürfelten Haufen» bestanden, hielt diese Formation einige Jahre. Noch heute sind vier «Sisters» mit von der Partie, welche auch schon vor 25 Jahren dabei waren. Geprobt wurde zu Beginn in einer Privatwohnung in Bremgarten, Villmergen und später dann in der Firma Strato AG in Zufikon. Heute geschehen diese Proben jeweils am Donnerstagabend in der Aula der Schule Zufikon. «Obwohl wir bis vor eineinhalb Jahren kein Verein waren, funktionierten wir immer basisdemokratisch, es wurde und wird über alles diskutiert», ist Evelyne Civelli aus Berikon begeistert. Vera Dellsperger aus Urdorf ist mit so viel Herzblut dabei, dass sie bereits ein paar Wochen nach der Geburt ihres ersten Kindes wieder mit den Merry Sisters auftrat.
Brennende Noten
«Es macht schlicht grosse Freude», sind sich alle «Sisters» einig. Immer wieder erlebt der Frauenchor komische, unvergessliche und im Nachhinein lustige Momente. «Bei einem Auftritt in der reformierten Kirche in Bremgarten im Rahmen des Christchindli-Märts haben die Noten auf dem Piano von George Masanz gebrannt», lacht Monika Benz. «Das geschah, während wir ‹I will follow him› gesungen haben. George Masanz hat einfach weiter Klavier gespielt, während jemand aus dem Publikum das Feuer löschte.»
Die Merry Sisters sind sich einig, dass sie zwar gewisse musikalische Ansprüche an sich selbst stellen und mit bis zu sechs verschiedenen Stimmen singen. Aber es gelingt nicht immer alles perfekt. «Wir wollen uns selber und das Publikum überraschen und vor allem unterhalten. Dem Publikum soll offengelassen werden, ob das, was auf der Bühne geschieht, geplant, spontan oder durch ein Missgeschick passiert», strahlt Monika Benz. Sie bringt viele Ideen in die Proben ein, die dann von ihren «Sisters» weitergesponnen und zur Vollendung gebracht werden. Etwa so sind auch die Bühnenkleider entstanden. «Wir wurden von einer unserer ‹Sister›, welche sich stets weigerte, einen Rock oder ein Kleid anzuziehen, zu ihrem Geburtstag eingeladen. Also schlug ich vor, in Sommerrock, Handtasche und Hut aufzutauchen», so Benz. «Bis zu diesem Zeitpunkt traten wir in diversen, meist selbst genähten Outfits auf.» Elisabeth Wiggli beteuert, dass wohl noch viele Outfits vorhanden sind, welche sie während den 25 Jahren getragen haben.
Offen für neue «Sisters»
Einige Auftritte verlangten den «Sisters» jedoch einiges ab, nicht nur musikalisch. Manchmal traten sie auf, während viele Leute eher desinteressiert gleichzeitig assen oder in Apéro-Gesprächen vertieft waren. «Aber auch diese Herausforderungen meistern die ‹Sisters› meist bravourös mit viel Charme und Witz», schmunzelt Rita Gerschwiler aus Boswil. «Wir singen vor sieben bis 700 Personen.» Lange hatten sich die Merry Sisters gewehrt, einen Verein zu gründen. Für viele schien das überflüssig zu sein, lautet ihr Namenszusatz doch «Der etwas andere Chor aus der Region Mutschellen». «Es funktionierte auch zuvor wunderbar. Ausschlaggebend für die Vereinsgründung war schlussendlich die Pandemie, weil wir da als lose Gruppierung keine Unterstützung erhielten», weiss Monika Benz. «Viel verändert hat sich seither aber vereinsintern nicht.»
Neue Mitglieder fanden sie nach ihren Auftritten durch spontane Anfragen. «Häufig mussten wir dankend ablehnen», schmunzelt Monika Benz. «Jetzt sind wir aber wieder offen für neue spontane, etwas verrückte und singbegeisterte Ladies.» Ideal sei eine Sängerinnenzahl von 16 bis 18 Personen. Dies, damit man bei einzelnen Ausfällen trotzdem auftreten könne. Die Merry Sisters möchten jetzt zusammen mit ihrer neuen musikalischen Leiterin Barbara Suter-Kraft richtig starten. «Für 2024 planen wir ein neues Programm. Die Pandemie war für uns ein Dämpfer. Momentan macht es aber wieder so richtig Spass», strahlen die Frauen. Unkompliziert wie sie sind, werden sie in diesem Jahr wohl auch noch die 25 Jahre feiern. «Wir müssen uns darüber aber erst noch Gedanken machen. Dieses Jubiläum fühlt sich noch sehr frisch an. Aber auf irgendwelche Art werden wir das würdigen», sind sich alle einig.

