Fehlende Chancengleichheit

  09.04.2021 Bildung

Umfrage zeigt Herausforderungen für die aktuellen Berufslernenden

Die ETH Zürich erhebt in Kooperation mit der Lehrstellenplattform Yousty monatlich die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die berufliche Grundbildung in der Schweiz. Dabei zeigen sich jetzt die weiteren Folgen des Teil-Shutdowns vom Januar.

Für die aktuellen Berufslernenden führte der Teil-Shutdown vom 18. Januar zu einer Verschlechterung der Situation, die sich auch im März nur leicht verbessert hat. Rund ein Jahr unregelmässiger Unterricht und wechselnde betriebspraktische Ausbildung gehen nicht spurlos an ihnen vorbei. Während sie den bereits verpassten Stoff nachholen müssen, führen Absenzen, bspw. aufgrund von Quarantäne, zu weiteren Versäumnissen. Die Lehrbetriebe sind im Vergleich zum Februar zwar leicht optimistischer, was das Nachholen des verpassten Stoffs betrifft, finden aber, dass die betriebspraktischen und theoretischen Kenntnisse der Lernenden abgenommen haben.

Zusätzliche Anstrengungen nötig

Besonders betroffen sind die Lernenden im Abschlussjahr, die schon bald mit ihren Qualifikationsverfahren starten werden. Grundsätzlich beurteilen die befragten Lehrbetriebe die reguläre Durchführung der Qualifikationsverfahren als durchaus machbar, sind aber skeptisch in Bezug auf die Chancengleichheit. Dabei gibt es Unterschiede zwischen den Sprachregionen und Berufsfeldern. Will man allen Berufslernenden eine faire Chance beim diesjährigen Lehrabschluss ermöglichen, sind zusätzliche Anstrengungen notwendig.

Etwas besser sieht es für die Jugendlichen aus, die im Sommer die Volksschule abschliessen und ihre Ausbildung beginnen. Im März berichteten 77 Prozent der befragten Betriebe, dass sie gleich viele oder sogar mehr Lehrstellen für den Lehrstart anbieten im Vergleich zum Vorjahr. Dabei ging der Anteil Betriebe, die mehr Lehrstellen anbieten, etwas zurück. Dafür blieb der Anteil Betriebe, die gleich viele Lehrstellen anbieten, konstant bei 69 Prozent. Rund 19 Prozent der Betriebe werden weniger Lehrstellen anbieten, dieser Anteil ist seit August stabil geblieben. Weiterhin wissen 4 Prozent noch nicht, wie viele Lehrstellen sie anbieten werden.

Seit Januar erhebt der Lehrstellen-Puls zudem den Anteil der noch offenen bzw. bereits besetzten Lehrstellen. Dabei berichteten die Lehrbetriebe im März, dass 78 Prozent der für den Sommer angebotenen Lehrstellen bereits besetzt sind. Der Anteil besetzter Lehrstellen ist somit stetig angestiegen.

Vor allem im Sektor Bau gibt es noch viele Lehrstellen

Bedingt durch den früher beginnenden Rekrutierungsprozess konnte in der Deutschschweiz bereits ein höherer Anteil Lehrstellen besetzt werden als in der lateinischen Schweiz. In der Deutschschweiz startet der Bewerbungsprozess im Herbst, in der Westschweiz erst jetzt. Zu beachten ist auch, dass diese Zahlen nur die bereits angebotenen Lehrstellen abbilden und nicht unbedingt auch Lehrstellen, die noch nicht ausgeschrieben sind. Bei den Berufsfeldern zeigt sich, dass «Wirtschaft, Verwaltung, Tourismus» mit 90 Prozent den höchsten Anteil besetzter Lehrstellen hat, während der «Bau» (37 Prozent) bisher am wenigsten Lehrstellen vergeben konnte.

Im März 2021 haben sich 2603 Lehrbetriebe an der Lehrstellen-Puls-Befragung beteiligt, die zusammen 26 170 Lehrstellen in den verschiedenen Regionen und Berufsfeldern anbieten. Die befragten Lehrbetriebe decken insgesamt 2,85 Prozent aller Lehrbetriebe in der Schweiz ab. --red


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