Für Uezwil Komfortzone verlassen

  14.09.2021 Uezwil

Werner Trottmann kandidiert als Einziger für das Ammannamt in Uezwil

Gesucht hat Werner Trottmann dieses Amt nicht. «Ich stehe nicht gerne im Rampenlicht», sagt der 47-Jährige. Als Uezwiler Ammann kandidiert er trotzdem. Weil ihm die Gemeinde wichtig ist und weil er mithelfen will, diese in eine positive Zukunft zu führen.

Annemarie Keusch

Ein Mann der grossen Worte ist Werner Trottmann nicht. Auch selber beschreibt er sich als ruhig, aber auch als lösungsorientiert und pragmatisch. «Mir wird zudem nachgesagt, dass Kommunikation eine meiner Stärken ist, und ich bleibe bei Projekten lieber am Ball, statt sie auf die lange Bank zu schieben.» Eigenschaften, die zu einem Gemeindeammann passen. Und genau dafür kandidiert Trottmann. Weil er der Einzige ist, dürfte seine Wahl Ende Monat Formsache sein.

Dem Gemeinderat gehört Werner Trottmann seit einer Amtsperiode an. Vorher überhaupt nicht politisch tätig, wurde er vom damaligen Gemeinderat angefragt. «Wenn so kleine Gemeinden wie Uezwil eigenständig bleiben wollen, braucht es die Bereitschaft, sich im Dorf zu engagieren», findet er. Und die Arbeit im Gemeinderat gefalle ihm. «Es ist sehr spannend, vor allem der Kontakt mit der Bevölkerung», sagt er. Das Team sei ebenfalls bestens und vor vier Jahren mit ein Grund für seine Zusage gewesen. Zudem habe die Tätigkeit im Gemeinderat einen positiven Nebeneffekt: «Es entwickelt die eigene Persönlichkeit.»

Nicht mit Ammannamt geliebäugelt

Werner Trottmann ist in Muri aufgewachsen. Seit 2003 lebt er in Uezwil, wo seine Frau aufgewachsen ist. Er schätzt das kleine Dorf. «Es ist klein und überschaubar. Die Gemeinschaft wird gelebt und der Umgang ist konstruktiv.» Auch die ländliche Einbettung gefällt ihm. Es gibt aber auch die andere Seite der Medaille. «Seit wir im Dorf keinen Laden und kein Restaurant mehr haben, fehlt der Treffpunkt.» Umso schöner findet es Trottmann, dass immer wieder Leute Anlässe auf die Beine stellen, damit etwas los ist im Dorf.

Dass er irgendwann als Vizeammann nachrutschen würde, damit hat Werner Trottmann gerechnet. «Es ist die Philosophie hier, dass das Amt des Ammanns und des Vizeammanns von bisherigen Gemeinderäten bekleidet wird», erklärt Trottmann. Dass Stefan Meyer als Ammann nicht wieder antritt, darauf hoffte Trottmann nicht, im Gegenteil. Jetzt wird Trottmann aber nicht Vizeammann, sondern Ammann. «Der Schritt kommt früher und es sind gleich zwei.»

Dorf wächst in nächster Zeit um zehn Prozent

Ob er sich auf sein Amt freut? Werner Trottmann zögert. «Ich hoffe, dass sich nicht viel verändert.» Er weiss, dass der zeitliche Aufwand steigen wird. Trotzdem versucht er sein 100-Prozent-Pensum als Leiter Administration bei der Nauer Weine AG zu behalten. «Ich habe das Glück, dass mein Arbeitgeber flexibel ist und ich ein starkes Team im Rücken habe.» Wie viele Termine es tagsüber sein werden, das weiss Trottmann noch nicht. Seine Hoffnung: Auf der Arbeit und im Amt gibt es starke saisonale Schwankungen, was den Arbeitsaufwand betrifft. «Und zum Glück sind diese nicht gleich. So könnte es klappen. Klar ist aber, dass weder die Arbeit in Bremgarten noch jene für die Gemeinde Uezwil darunter leiden darf.»

Trottmann kennt die Herausforderungen, die auf die Gemeinde zukommen, genau. Etwa will er verhindern, dass Uezwil zum Schlafdorf wird. Mit der Überbauung Stiefeliryter kommen rund 50 Neuzuzüger ins Dorf, Uezwil wächst also um zehn Prozent. «Wir hoffen, dass auch Familien zu uns ziehen und nicht nur Schlafbürger, die in der Stadt arbeiten und bei uns nur schlafen», sagt er. Auch die Pro-Kopf-Steuereinnahmen und die Finanzen im Griff zu haben, bezeichnet Trottmann als Herausforderung. Zudem wolle der Gemeinderat die Leute dazu motivieren, sich für das Dorf zu engagieren. «Hier haben wir als kleine Gemeinde vielleicht einen Vorteil, weil alle wissen, dass wir nur überleben können, wenn man sich einbringt. Trotzdem, daran müssen wir laufend arbeiten.»

Nicht auf dem Eigenkapital ausruhen

Agieren statt reagieren, mit Weitblick handeln – das ist Werner Trottmann wichtig. «Wir müssen vorausschauen, welche Investitionen anstehen und wie wir diese aufstückeln können», sagt er. Zwar verfüge die Gemeinde über ein stolzes Eigenkapital, darauf wolle er sich aber nicht verlassen. Bei Ungereimtheiten das Gespräch suchen, alle Bürgerinnen und Bürger gleich halten, auch darauf setzt Trottmann. «So kommen wir als Gemeinde vorwärts.»

Wasser 2035, die Revision der Bauund Nutzungsordnung, die in den letzten Zügen steckt, die Sanierung der Kantonsstrasse, ein neues TLF für die Feuerwehr – viele Projekte wurden schon lanciert und müssen weitergeführt werden. Auch hier hat Trottmann als Gemeinderat schon einen Überblick. Auf einen Aspekt des neuen Amts freut er sich aber nicht: das Leiten der Gemeindeversammlung. «Ich muss als Ammann meine persönliche Komfortzone verlassen», sagt er und lacht. Trottmann besucht extra eine Weiterbildung in diesem Bereich, um das Auftreten zu verbessern. Es ist nur eines, aber ein starkes Indiz dafür, wie wichtig ihm die Gemeinde und ihr Fortbestand ist.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote