Gar nichts ist keine Option

  10.11.2020 Fasnacht

Die vereinigten Fasnachtsgesellschaften sagen viele Anlässe ab – haben aber noch viele Ideen

Muri ist eine Fasnachtshochburg. Mittendrin sind die drei Fasnachtsgesellschaften. Und diese zeigen sich vor der «Corona-Fasnacht» kämpferisch.

Annemarie Keusch

Die Schlüsselübergabe mit grosser Party und Spielen auf dem Klosterhof? Das wird 2021 nicht möglich sein. Réunions mit Gruppen, die von Restaurant zu Restaurant ziehen? Corona machts für das kommende Jahr unmöglich. Die grossen Partys, wie der «Grüen Duume» im Muri 13 mit vielen bekannten Gesichtern auf engstem Raum? Die nächste Fasnacht wird ohne stattfinden müssen.

Keine Coopfasnacht, keine Kinderfasnacht, keine Kinderréunion, keine Strassenfasnacht im Dorf, wie sie in den letzten Jahren stattfand, kein Fasnachtsführer. Keine Fasnacht? Das wollen die drei Schultheisse der Fasnachtsgesellschaften Muri-Adelburg, -Neuenburg und -Wien auf alle Fälle verhindern. «Das ist keine Option für uns», sagt «Negro der Geneigte», alias René Neiger.

Am grossen Treffen der Stadtoberhäupter war darum nicht die Absprache der Mottos und Anlässe das grosse Thema, sondern die Suche nach Alternativen zu den bekannten und beliebten Grossanlässen in der Fasnachtshochburg Muri. «Ideen sind einige zusammengekommen», sagt «Simon der Leibhaftige» alias Simon Waltenspühl. «Wir sind trotz allem mit viel Elan dabei», betont «Paul der Smarte» alias Paul Rey. Die Murianer Fasnächtler müssen – oder dürfen – sich auf eine ganz andere fünfte Jahreszeit freuen.


Das Ganze auch als Chance sehen

Die vereinigten Fasnachtsgesellschaften suchen neue Wege für die Fasnacht 2021

Die Fasnacht 2021 wird eine ganz andere. Auch in Muri sind viele Anlässe schon abgesagt. «Indoor wird es nichts geben», sagen die drei Schultheisse der Fasnachtsgesellschaften. Sie suchen nach alternativen Ideen und wenden sich dabei auch an die fasnachtsverrückte Bevölkerung.

Annemarie Keusch

Am Fasnachtsmontag an der Réunion wurden noch Witze gemacht. Dass das Coronavirus ein Jahr später eben diese Réunion verhindern würde, damit hat im Februar niemand gerechnet. «Immerhin, wir konnten die letzte Fasnacht noch wie geplant durchführen», sagt René Neiger, Schultheiss der Fasnachtsgesellschaft Muri-Neuenburg. Den Basler Fasnächtlern etwa blieb dies verwehrt. «Dass wir aber ein Jahr später unsere Fasnacht nach dem Virus richten würden, das dachte niemand», sagt Paul Rey, Schultheiss von Muri-Wien.

Stimmung in Stadträten ist gut

Geknickt oder entmutigt sind die Fasnachtsgesellschaften nicht, auch wenn sie neben den neuen Ideen vor allem über Absagen sprechen müssen. «Die Stimmung in den Stadträten ist gut», versichern sie. «Klar, die Situation ist nicht schön, aber es ist gleichzeitig auch eine Chance, neue Ideen und Ansätze zu finden», sagt Simon Waltenspühl, Muri-Adelburg.

Schlüsselübergabe im kleinen Rahmen

Dass sie unter keinen Umständen die ganze Fasnacht absagen wollen, darin waren sich die Schultheisse an ihrem jährlichen Treffen einig. Morgen Mittwoch, am 11. November, würden in normalen Jahren alle Stadtteile ihre Mottos verkünden. «Wir sind aktuell am Überlegen, ob es womöglich ein gemeinsames Motto gibt», sagt Simon Waltenspühl. Und auch die Zeit, in der die Fasnächtler den Schlüssel haben und die Macht vom Gemeinderat übernehmen, wollen sie nicht missen. «Wir sprechen darüber, den Schlüssel am Schmutzigen Donnerstag, 8.08 Uhr, in einer kleinen Zeremonie zu übernehmen und wir würden ihn dann am Dienstag wieder zurückgeben», sagt René Neiger. Fünf Tage statt mehrere Wochen – immerhin.

Die Fasnacht soll im nächsten Jahr ganz allgemein gesagt nicht an einem zentralen Ort stattfinden, sondern zu den Leuten nach Hause gehen. So ist geplant, dass alle Stadtteile ihre Nationalfeiertage begehen – nur auf andere Art. Eine Idee sieht zudem vor, die Bevölkerung zum Dekorieren ihrer Gärten oder Fenster zu motivieren und daraus eine Prämierung zu machen. Die drei Schultheisse appellieren an die Bevölkerung: «Macht trotzdem Fasnacht, einfach im kleineren Rahmen.» Auch seien Ideen gefragt, um die fünfte Jahreszeit trotzdem zu feiern. «Das natürlich nur, wenn die Zahlen nicht noch weiter ansteigen», betont René Neiger.

«Flick ab» gibts trotzdem

Die Fasnachtsgesellschaften zählen auch auf die Kreativität der Bevölkerung. «Es lassen sich ganz viele Verkleidungen mit Maske umsetzen», ist Paul Rey überzeugt. Klar ist, dass es an der nächsten Fasnacht mehr Motivation brauche, die Leute zum Mitmachen zu animieren. Aber eines versichern die drei: «Man wird in Muri auch nächstes Jahr merken, dass Fasnacht ist.» Die Fasnachtszeitung «Flick ab» etwa wird es trotz Corona geben.

Fehlen wird ohne die grossen Anlässe viel. Gespräche, Begegnungen, gemeinsames Feiern, die Unbeschwertheit. «Es gibt viele Leute, die sich Jahr für Jahr an der Fasnacht treffen. Natürlich ist es schade, dass das nicht geht», sagt René Neiger. «Der ganze Rummel wird sicher fehlen», ergänzt Simon Waltenspühl. Aber eben, unterkriegen lassen sich die Fasnächtler nicht. Eine Idee haben sie zudem im Köcher, von der sie noch nichts verraten wollen, weil letzte Abklärungen noch anstehen. Sie sagen nur so viel: «Man wird von uns hören.»

Und die Vorfreude auf 2022 und die Hoffnung, dass dann wieder eine normale Fasnacht möglich sein wird, ist ungebrochen gross.


Weitere Fasnachtsanlässe

Mit zusätzlichen Posten und ohne das Treffen in der Turnhalle bemüht sich die Buttwiler Fasnachtsgesellschaft Hohenwien-Wissenburg, den Narrenmarsch trotzdem durchführen zu können. «Der Chlosterball ist abgesagt», sagt FC-Muri-Präsident Michael Stadelmann. Auch Patrick Berger, Präsident der «Gängeli-Musig», schreibt: «Der Gängeli-Ball und die Seniorenfasnacht sind abgesagt.» Alle Beteiligten der Murianer Fasnacht treffen sich Anfang Dezember nochmals, um über mögliche Alternativen zu sprechen. Definitiv abgesagt ist der «Geischterball» in Buttwil.


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