GASTKOLUMNE

  10.06.2022 Meinungen

Hans Melliger, Sarmenstorf.

Sarmenstorf ist Grabenstorf

Da werden doch vor zwei Wochen in Sarmenstorf tatsächlich 3000 Jahre alte Scherben in einem Aushub für Neubauten gefunden. Die Kantonsarchäologen, die den Weg nach Sarmenstorf bereits bestens kennen, unterbrechen die Baggerarbeiten und übernehmen das Graben am «Chapf». Sie hoffen auf weitere Spuren zur Bronzezeit und gehen davon aus, dass an der Fundstelle, in der Zeit von 1000 v. Chr., Abfall entsorgt wurde, um das Sumpfgebiet um den Erusbach aufzufüllen.

Ich weiss, was Sie jetzt denken – aber es stimmt nicht.
Diesmal sind wir vom Theater Grabenstorf völlig unschuldig. Wir gehen dem Graben zwar mit Aktionen und einem Theaterstück gehörig auf den Grund und vergraben höchstens Unterhosen zu Forschungszwecken, aber natürlich keinen fingierten Abfall aus der Bronzezeit. Wobei, bestechend ist die Idee schon … für ein andermal.

Die Aktion «Sternstunde Grabologie», die sich übrigens auch mit Abfallgruben aus der Neuzeit beschäftigte, hat klar zutage gebracht, was Archäologen längst wissen: «Wer gräbt, der findet.» Meistens nicht das, wonach gesucht wird, aber bestimmt irgendetwas anderes und sei es nur eine spannende Geschichte oder eine mystische Sage über Land und Leute. Das Grabologielabor, das Verborgenes am Laufmeter oder besser pro Tiefenmeter zutage bringt, kann auf der Homepage «grabenstorf.ch» von sensationellen Zufallsfunden berichten.

Und noch eine Parallele: Unser Aushub für die tiefer gelegte Bühne samt Tribüne steht der Baggergrube für die Neubauten am «Chapf» in nichts nach. Einziger Unterschied: Bei uns waren die Kantonsarchäologen bereits vorgängig vor Ort. Sie haben aber die Probegrabungen auf der «Verdachtsfläche» mitten im Dorf bereits abgeschlossen und längst grünes Licht für den riesigen Aushub gegeben.

Grabenstorf wurde also von der Wirklichkeit in Sarmenstorf regelrecht überholt. Und das genau zum richtigen Zeitpunkt. Denn jetzt, wo wir den Vorverkauf für die Premiere im «Schwobenacher» am 19. August starten, genau jetzt lassen sich publikumswirksam reale Fundstücke aus der Bronzezeit finden. Was würde Grabowski aus dem Stück Grabenstorf dazu sagen? «So Sache passierid sosch nur im Theater.»


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