GASTKOLUMNE

  18.06.2021 Kolumne

Heidi Ehrensperger, Bremgarten.

Kunst hilft

Wo erholen Sie sich gut? Ich gehe dafür gerne ins Kunstmuseum. Nach einer Tagung in Hamburg war ich richtig kaputt. Im Kunstmuseum gab es Bilder, die ich nicht kannte, sie machten mich neugierig, und einige, die ich kannte. Diese vermittelten mir mitten in Hamburg Heimatgefühle. Nach dem Museumsbesuch fiel es mir wie Schuppen von den Augen: «Mir geht’s wieder gut! Ich bin erfrischt und erholt!» – Seither erlebe ich das immer wieder. Es kommt nicht darauf an, ob es weltberühmte Kunstwerke und Museen sind. Wenn ich nach dem Ausstellungsbesuch nach draussen komme und auf die Uhr schaue, merke ich erst, wie lange ich drinnen war. Die Zeit war vergangen wie im Flug.

Wenn ich nach einem Besuch so angeregt bin, dass ich denke, ich müsste jetzt sofort gestalterisch tätig werden, weiss ich, dass es ein geglücktes Unternehmen war. Mindestens merke ich, dass sich mein Blick verändert hat. Mir fallen jetzt Dinge auf, die ich vorher übersehen hatte. Besonders schön war das in einer Ausstellung mit Wolkenbildern in Wien. Mitten in der Ausstellung eröffnete ein grosses Fenster den Blick auf den Himmel. Und was sehe ich: eine aussergewöhnlich schöne Wolke!

Ich habe keine Kunstausbildung. Schauen gelernt habe ich von Rico Galizia, meinem Zeichnungslehrer an der Bezirksschule Muri. Er erklärte uns jeden Monat ein Bild, das er als Kunstdruck abonniert hatte. Und weiter gelernt habe ich bei Museumsbesuchen mit Kollegen, die mir erzählten, was sie sahen. Allerdings ist das auch heikel: das Tempo beim Museumsbesuch ist sehr individuell (es ähnelt wohl dem individuellen Lebenstempo überhaupt), und so ist es mir am liebsten, wenn ich in meinem Tempo gehen und schauen kann – mit Treffpunkt Museumscafé oder -shop. Letzterer ist oft auch eine Augenweide.

Eine meiner Kolleginnen, eine wirklich Kunstsachverständige, meint, dass wohl die Intensität, mit der die Künstlerinnen und Künstler sich jahrelang mit ihren Themen auseinandersetzen, auf uns als Betrachtende überspringt. Das hätte ich nicht so klar formulieren können, aber gespürt habe ich es.

PS: Diese «Kunst-Kur» ist (dank Museumspass) günstig und zeitigt keine unerwünschten Nebenwirkungen.


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