Genau wahrnehmen
08.09.2020 RottenschwilGiordana und Gion Huonder stellen Mitte September ihre Bilder aus
Frau Gemeindeammann Giordana Huonder und ihr Mann sind in ihrer Freizeit künstlerisch tätig. Ab 18. September stellen sie ihre Werke einen Monat lang in Lenzburg aus. Für beide ist die Kunst eine Möglichkeit, ihre Kreativität und Neugier auszuleben.
Roger Wetli
Das Atelier haben sie in ihrer Wohnung. Hier sind Giordana und Gion Huonder künstlerisch tätig. «Wenn es geht, arbeiten wir zur selben Zeit hier. Oft aber auch alleine», erklärt Giordana Huonder. Ihre Werke entstehen individuell und nicht zusammen. Ausserhalb ihres Ateliers malen sie in den Ferien auf kleine Papiere Szenerien, die sie gerade sehen. «Auf Reisen sind wir oft gierig, in kurzer Zeit möglichst vieles zu sehen», gesteht Gion Huonder. «Das Zeichnen hilft uns, an einem Ort stillzusitzen und durch die Notizen die Situation sehr genau wahrzunehmen. Es macht Spass und man kommt zur Ruhe.»
Zwei Techniken
Das Paar probiert immer wieder neue Techniken aus. In Lenzburg werden jetzt Bilder ausgestellt, die es ihnen aktuell angetan haben. Bei Giordana Huonder ist es die Wachsmalerei. «Diese fasziniert mich. Sie ist bereits 3000 Jahre alt. Man hat in Ägypten solche Bilder von Mumien gefunden, die noch genau so glänzen wie zum Zeitpunkt ihrer Entstehung.» Giordana Huonder fügt dazu Farbpigmente einem Wachsgemisch bei und bringt dieses auf einen Holzrahmen. Anschliessend wird das Gemalte eingebrannt. «Es entstehen dadurch Bilder mit mehreren Schichten», ist sie begeistert. «Aktuell versuche ich, möglichst viele Pigmente selber herzustellen, so zum Beispiel aus Tee oder Kurkuma.»
Ähnlich stark strahlt ihr Mann, wenn er über die «Schabtechnik» spricht. Aus einer schwarzen Oberfläche ritzt er den Belag weg. Übrig bleiben weisse Striche. «Ich hole damit das Licht hervor», schwärmt er. «Mit wenigen Strichen kann man damit wunderbare Bilder kreieren, wobei kein Strich rückgängig gemacht werden kann.»
Wirschaft- statt Kunstschule
Interesse für die Kunst zeigen die beiden bereits seit ihrer Zeit im Gymnasium. Damals hatten sie verschiedene Schularbeiten zusammen umgesetzt. «Mir wurde damals nahegelegt, die Kunstschule zu besuchen», erinnert sich Giordana Huonder. «Das wollte ich aber nicht. Und studierte lieber Wirtschaft.» Der Kunst sei sie aber immer verbunden geblieben. Ihr Mann dagegen verlor die aktive Kunst aus den Augen. «Nach dem Militär fing ich an, im Immobilienbereich zu arbeiten. Damals war ich nicht mehr selber aktiv.» Zusammen mit Kollegen betrieb er Anfang der 90er-Jahre in Ilanz eine Galerie, wo sie Kunst von Dritten ausstellten. Daneben fotografierte er.
Mehr Selbsicherheit
Selber kreativ wurde Gion Huonder erst, als er und seine Frau vor 17 Jahren ein Paar wurden. «Wir haben dann alles Mögliche ausprobiert. Von Ton, Schmuck, Glasschmelzung bis zu verschiedenen Maltechniken», so Giordana Huonder. «Allerdings dachten wir nie daran, damit an die Öffentlichkeit zu gehen.» Das änderte sich erst, als sie sich vor zwei Jahren für einen Kurs einschrieben. An der Schule für Kunst und Design in Zürich absolvieren sie einen dreijährigen Diplomlehrgang. «Auch hier probieren wir viele verschiedene Dinge aus. Dabei werden unsere Objekte durch die Lehrer und Mitschüler beurteilt. Das gibt uns jetzt die Sicherheit, unsere Werke auch einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.»
Dabei steht für sie im Vordergrund, Kreativität und Neugier auszuleben. Aber auch in sich reinzuhören und runterzufahren. «Ein Traum wäre ein eigenes kleines Atelier in der Nähe», erklären die beiden. «Wir geniessen es aber auch einfach, zu Hause wirken zu können.»
Weitere Informationen sind auf www.artdagio.ch zu finden.