Geschichten, die das Leben schreibt
22.11.2022 Boswil, Region OberfreiamtDer Jodlerclub Echo vom Lindenberg feiert sein 75-Jahr-Jubiläum
Zwei Tage feierte der Jodlerclub Echo vom Lindenberg sein 75-jähriges Bestehen in der Mehrzweckhalle Boswil. Rund um seine Entstehungsgeschichte präsentierte der Verein eine Auswahl an ...
Der Jodlerclub Echo vom Lindenberg feiert sein 75-Jahr-Jubiläum
Zwei Tage feierte der Jodlerclub Echo vom Lindenberg sein 75-jähriges Bestehen in der Mehrzweckhalle Boswil. Rund um seine Entstehungsgeschichte präsentierte der Verein eine Auswahl an traditionellen Liedern, Theatereinlagen sowie Gastkünstlern.
An der Bühnenrückwand der Mehrzweckhalle Boswil hängt ein handgemaltes grosses Bild, das den Ort zeigt. Tannenbäume, eine Holzbank, Kuh, Kalb und sogar ein Bär rahmen die Bühne ein. Im Saal stehen dekorierte Tischtafeln mit Platz für rund 300 Gäste. Am Auftakttag ist der Saal zu gut 80 Prozent besetzt, am Samstag scheint es kaum noch Plätze zu geben. «Die Veranstaltung gehört zu den Highlights in Boswil und Umgebung», erklärt eine Dame am Eingang ihrer Freundin. Beide haben sich, wie viele andere auch, deswegen heute besonders schick und fein angezogen.
Gross und Klein ist gekommen, ob Familienangehörige, Freunde, Fans oder Vertreter befreundeter Jodlerclub-Delegationen – alle wollen mit dem Jodlerclub Echo vom Lindenberg das Jubiläum feiern. Man freut sich, sich wieder zu sehen, miteinander zu feiern und eine schöne Zeit zu verbringen.
Anekdoten von früher und jetzt
Unter dem Motto «Gschichte, wo s’Läbe schriibt» begleitet der Jodlerclub die Gäste durch seine Vereinsgeschichte mit einer Auswahl an traditionellen Jodelliedern. Die Lieder lauten «Läbesgschicht», «I bi ne Burebueb» oder «Läbesziit» und stimmen die Zuhörerschaft in die Tradition und Kultur des Jodelns ein. Prä- sident Geri Bütler begrüsst mit Freude seine Gäste und über 20 Jodler-Delegationen. Bewusst zählt er alle Jodler-, Volks- und Heimatvereine, Kirchenchöre sowie Trachtengruppen auf. Aber nicht nur der Vereinspräsident, auch andere Mitglieder halten vor jedem Lied eine kleine Laudatio. Dabei bedanken sie sich bei langjährigen Vereinsmitgliedern und erzählen lustige Anekdoten aus dem alten, aber auch aktuellen Vereinsleben.
Als Gastformationen waren am Freitag die Luzernerin Agnes Hunger zusammen mit dem Berner Willy Schnyder von «EggiMaaRundiFrou» und am Samstag die Jodlergruppe Heiterluft aus dem Kanton Obwalden eingeladen.
In der Hosentasche versteckt
Der Jodlerclub Echo vom Lindenberg wurde 1947 ins Leben gerufen. Da dies nicht jedem der anwesenden Gäste noch in Erinnerung sein kann, hat sich der Jodlerclub kleine Theatereinlagen zwischen den Liedern überlegt und einstudiert. Sie berichten mit viel Liebe zum Detail und herzerfrischendem Humor von der ersten Zusammenkunft, der damaligen Suche nach einem passenden Clubnamen sowie den richtigen Dirigenten, von kleinen Rivalitäten zu benachbarten Jodlervereinen bis zur offiziellen Gründung inklusive der ersten Generalversammlung.
Tradition, die geblieben ist
Für alle, die kein Jodler-Wissen haben, stellte sich nebenbei die Frage, warum die Jodler mit den Händen in der Hosentasche oder die Jodlerinnen mit den Händen unter der Kleiderschürze auf der Bühne stehen. Ruth Furrer, Vereinsaktuarin, klärte auf: «Die Männer stammten zur damaligen Zeit aus der Landwirtschaft oder dem Handwerk. Sie mussten täglich schwer arbeiten und hatten deswegen zerschundene und oft auch aufgerissene Hände. Da diese trotz gründlichem Händewaschen nicht immer sehr fein aussahen, wurden sie in den Hosentaschen versteckt. Da es den Frauen früher nicht viel anders ging, trugen sie Spitzenhandschuhe und wer diese nicht hatte, versteckte die Hände unter der Kleiderschürze.»
Nicht mehr alle Jodler und Jodlerinnen arbeiten in der heutigen Zeit ganz so schwer, dass sie ihre Hände in ihrer Tracht verstecken müssten – traditionell machen sie es aber trotzdem. Übrigens: Die Jodler-Tracht vom Echo vom Lindenberg heisst Berner Mutzen.
Die eine oder andere Träne
Als letztes Lied sangen sie das Jodellied von Peter Künzi «Zmitt’s im Läbe» – das nicht nur beim Jodelfest in Zurzach sehr gut ankam, sondern auch hier am Jubiläumsfest die Zuhörer mitten ins Jodlerherz traf. Manch einer lehnte sich dabei zurück, genoss vertraute Klänge und nahm seine Frau dazu fest in den Arm. Der genaue Beobachter konnte dann sogar die eine oder andere Träne im Augenwinkel erkennen.
Und wer nach dem Konzert immer noch nicht genug hatte, konnte den festlichen Jubiläumsabend am Freitag mit dem Ländlertrio Urnergmüet und am Samstag mit dem Ländlertrio Acheregg ausklingen lassen und dazu das Tanzbein schwingen. --mub