Grosse Baustellen gibt es keine
30.01.2024 Beinwil/Freiamt, Region OberfreiamtJacqueline Hofer nimmt nach 17 Jahren Abschied von der Schule Beinwil – ihr Nachfolger ist Hans Engl
15 Jahre Schulleitung, vorher schon zwei Jahre Schulsekretariat. Jacqueline Hofer hat die jüngste Vergangenheit der Schule Beinwil geprägt. Nun geht sie in ...
Jacqueline Hofer nimmt nach 17 Jahren Abschied von der Schule Beinwil – ihr Nachfolger ist Hans Engl
15 Jahre Schulleitung, vorher schon zwei Jahre Schulsekretariat. Jacqueline Hofer hat die jüngste Vergangenheit der Schule Beinwil geprägt. Nun geht sie in Pension. «Ich freue mich, Verantwortung abzugeben», sagt sie. In ihre Fussstapfen tritt Hans Engl. «Es stimmte nach den ersten Gesprächen sofort», sagt er.
Annemarie Keusch
Irgendwie ist Jacqueline Hofer fast zur Beinwilerin geworden. «Das stimmt. Als Schulleiterin in einem solch kleinen Dorf war ich in Kontakt mit der Gemeinde, den Vereinen, der Kirchenpf lege, der Feuerwehr und ganz vielen Privatpersonen.» Die Vergangenheitsform verräts. Bald ist Schluss, offiziell morgen, am 31. Januar, inoffiziell schon seit einiger Zeit. «Es gab noch Überzeit abzubauen», sagt Jacqueline Hofer. Das heisst aber nicht, dass sie zwischen den Weihnachts- und den Sportferien der Schule fernblieb. Seit November trifft sie sich wöchentlich mit ihrem Nachfolger Hans Engl. «Wir besprechen die Übergabe. Und das ist einiges», meint sie und lächelt.
Nun sei aber alles besprochen. «Ich bin auf den letzten Metern des Endspurts», sagt Jacqueline Hofer. Hans Engl ist stattdessen in den Startlöchern, um richtig loslegen zu können als neuer Schulleiter in Beinwil.
Viele Veränderungen miterlebt
Für Hofer ist es ein Abschied mit weinendem und lachendem Auge. «Das lachende überwiegt.» Sie freue sich darauf, künftig Herrin ihrer eigenen Zeit zu sein, Verantwortung abzugeben. «Ich habe seit letztem Frühling einen jungen Hund und freue mich, noch mehr Zeit mit ihm zu verbringen», sagt die 60-Jährige.
Aber Wehmut ist schon dabei. Schliesslich hat sie 17 Jahre an der Schule verbracht, 15 davon als Schulleiterin. Hofer spricht von einer grossen Entwicklung, die die Schule absolviert habe. «Integrativer und altersdurchmischter Unterricht, neue Unterrichtsformen. Es ist viel passiert in dieser Zeit. Dabei durfte ich immer auf ein kompaktes und sehr engagiertes Team zählen, das den Fokus auf das Wohl der Schülerinnen und Schüler legte und das die Änderungen professionell umsetzte. Wir haben in Beinwil immer an einem Strick gezogen. Dafür bin ich dem ganzen Team sehr dankbar.» Auch Herausforderungen gab es zu bewältigen. Nebst der Unterrichtsentwicklung, nennt Jacqueline Hofer den neuen Lehrplan, die neuen Führungsstrukturen und die Neu-Ressourcierung als Beispiele. «Allgemein, in einer solch kleinen Schule ist kein Jahr einfach nur ‹normaler Unterrichtsalltag›. An einer Schule gibt es immer Bewegung.»
Für sie ist der Moment perfekt
Hofer arbeitete früher im Erziehungsdepartement des Kantons St. Gallen, wurde Mutter dreier Kinder. «Als ich das kleine Pensum ausgeschrieben sah, war es für mich der perfekte Wiedereinstieg in die Arbeitswelt», sagt sie rückblickend. Aus einem kleinen Pensum wurde sie Schulleiterin – und das 15 Jahre lang. Das grosse Jubiläum 2012, als die Schule das 200-jährige Bestehen feiert, der Umbau, bei dem das Team der Schule eng involviert war, aber auch viele Momente aus dem einfachen Alltag bleiben ihr besonders in Erinnerung.
Wie sie sich selbst als Schulleiterin beschreiben würde? Jacqueline Hofer lächelt. «Ich habe hohe Ansprüche, an alle Beteiligten. Als Schulleiterin sah ich mich immer als Partnerin der Eltern. Ich war strikt, was das Einhalten von Verordnungen betraf, bot aber dort Hand, wo das möglich war.» Das habe ihr über all die Jahre viel Genugtuung gebracht. Warum hört sie denn nun auf? «Eigentlich wollte ich schon vor Längerem aus privaten Gründen kürzertreten. Jetzt ist aber der perfekte Zeitpunkt. Nach dem ersten Semester fängt jeweils die Planung des neuen Schuljahres an. Ich will meinem Nachfolger keine Vorgaben machen.» Zudem seien die Strukturen ohne Schulpflege nun gefestigt, der neue Lehrplan ebenso.
Einen Zehntel so gross wie bisher
Dass er keine grossen Baustellen übernimmt, sondern eine Schule, die gut organisiert und aufgegleist ist, davon ist auch Hans Engl überzeugt. Er kenne das Dorf, «von Biketouren und vom Langlaufen auf dem Horben». Bisher hatte Engl die sportliche Leitung einer internationalen Schule im Kanton Zug inne. 1200 Schülerinnen und Schüler besuchten diese, in Beinwil werden es 115 sein. «Ich suchte bewusst eine neue Herausforderung, eine kleine Schule. Schon nach den ersten Gesprächen hier in Beinwil passte es für mich. Die Schule, die Infrastruktur, das Team, alles.» Er erhoffe sich eine ganzheitlichere Arbeit, mehr Nähe zu den Schülerinnen und Schülern sowie zum Personal. Und gleichzeitig sieht Engl Potenzial für Projekte, die die Schule weiter voranbringen. «Es gibt hier Entwicklungspotenzial, das reizt mich.» Tagesstrukturen seien beispielsweise ein grosses Thema, aber auch die Mehrzweckhalle, die saniert oder neu gebaut wird.
Dass die Schule eine Perle in der Aargauer Bildungslandschaft darstellt. Das war immer das Ziel von Schulleiterin Jacqueline Hofer. Planen, auswerten, reflektieren – und das bei jedem noch so kleinen Anlass. Es war ihr Rezept zum Erfolg, der sich auch immer wieder in Qualitätskontrollen zeigte. Und was ist Hans Engls Ziel? «In erster Linie soll es so weitergehen wie bisher. Ich will nicht alles über den Haufen werfen, stattdessen Ruhe hineinbringen, Vertrauen schaffen, gerade auch über Kommunikation.» Gleichzeitig wolle er neue Projekte, Themen, Herausforderungen immer aufnehmen, sich als Schule weiterentwickeln. Das ist auch nötig, werden doch ab nächstem Schuljahr erstmals alle Klassen doppelt geführt. «Es wird mehr Personal brauchen. Dieses zu finden, ist nie einfach», weiss Hans Engl. An Motivation, Tatendrang und Enthusiasmus für seine neue Schule wird es aber ganz sicher nicht mangeln.