«Heizen und Energie»
31.10.2025 Energie, ThemaEs wird kälter und das Thema Heizen und Energie wird wieder aktuell. Deshalb wird auf den Sonderseiten eine Auslegeordnung gemacht. Wie kann man energieeffizient heizen? Sind fossile Heizungen wie Gas noch gefragt? Worauf muss man bei einem Heizungsersatz achten und wie ist die Nachfrage bei ...
Es wird kälter und das Thema Heizen und Energie wird wieder aktuell. Deshalb wird auf den Sonderseiten eine Auslegeordnung gemacht. Wie kann man energieeffizient heizen? Sind fossile Heizungen wie Gas noch gefragt? Worauf muss man bei einem Heizungsersatz achten und wie ist die Nachfrage bei Brennholz und Holzschnitzeln? Antworten liefern der Forstbetrieb Region Muri, die ibw Wohlen und die Eichholzer Haustechnik AG aus Oberwil-Lieli. --sab
Die richtige Wärme fürs Eigenheim
«Heizen und Energie» – Tipps von der Eichholzer Haustechnik AG Oberwil-Lieli zum Heizungswechsel
Ob Wärmepumpe, Pellets oder doch Erdsonde – wer seine Heizung erneuern will, steht vor einer Vielzahl von Möglichkeiten. Ein Gespräch mit Fachmann Peter Iten von der Eichholzer Haustechnik AG zeigt, worauf es bei der Wahl des richtigen Systems ankommt.
Sabrina Salm
Wenn draussen die Temperaturen sinken, wird drinnen gern schnell aufgedreht. Doch das kann teuer werden. «Eine Raumtemperatur von 22 Grad reicht völlig», sagt Peter Iten, Geschäftsführer der Eichholzer Haustechnik AG in Oberwil-Lieli. «Jedes Grad mehr verbraucht rund sieben Prozent zusätzliche Heizenergie.» Auch richtiges Lüften spielt eine Rolle: mehrmals täglich kurz und kräftig statt dauerhaft gekippter Fenster. Noch wichtiger sei jedoch, dass die Heizungsanlage korrekt eingestellt ist. «Heizkurve, Steuerung und Umwälzpumpen sollten regelmässig überprüft werden. Kleine Justierungen können grosse Wirkung haben.» Wer sich darum kümmert, spart Energie, schont das Klima – und verlängert die Lebensdauer der Anlage.
Frühzeitig planen
Viele Hauseigentümer beschäftigen sich erst mit dem Thema, wenn die Heizung bereits versagt hat. «Das ist der ungünstigste Moment», betont Iten. Sinnvoll sei es, frühzeitig zu planen – idealerweise im Herbst des Vorjahres oder spätestens im Frühjahr. Je nach System seien Bewilligungsverfahren nötig, etwa bei Erdsonden, bei denen verschiedene Werke eingebunden sind. «Je früher der Entscheid fällt, desto besser kann geplant werden.» Dabei lohnt es sich, verschiedene Systeme zu prüfen. Die Bandbreite ist gross: Erdsonden-, Luft- und Grundwasser-Wärmepumpen, Holzpellet- oder Gasund Ölheizungen. Im Freiamt, so Iten, seien Erdsonden-Wärmepumpen derzeit klar die Favoriten. «Sie verursachen langfristig die tiefsten Energieund Unterhaltskosten – und es gibt attraktive Förderbeiträge.» Frühzeitige Planung empfiehlt er besonders jetzt, da die Nachfrage nach Heizungsmodernisierungen, nicht zuletzt seit der Abstimmung zur Abschaffung des Eigenmietwerts, deutlich gestiegen ist.
Der Fachmann, der seit 25 Jahren im Unternehmen ist und auf einen grossen Erfahrungsschatz blicken kann, weiss, dass früher der Beratungs- und Offertaufwand viel kleiner war, da praktisch immer die Ölheizung der Favorit war. «Andere Systeme waren meistens gar nicht gefragt und wurden entsprechend auch gar nicht geprüft.» In den letzten fünf bis zehn Jahren hat ein klarer Trend weg von den fossilen Brennstoffen stattgefunden.
Jede Immobilie ist anders
Einerseits sind die Kunden umweltbewusster und andererseits wird der Wechsel zu den erneuerbaren Energien auch politisch mittels Förderungen und Gesetzen gesteuert. «Diese finanzielle Unterstützung ist ein wichtiger Anreiz», sagt Iten. Sie richtet sich an Privatpersonen, Unternehmen und auch an landwirtschaftliche Betriebe. Die Höhe der Beiträge hängt vom bisherigen Heizsystem, dem neuen System und der installierten Leistung ab. «Die Kombination aus Förderung und sinkenden Betriebskosten macht erneuerbare Systeme langfristig zur besten Investition.» Welches System passt, hängt von vielen Faktoren ab: Gebäudetyp, Heizverteilung, Geologie, vorhandene Photovoltaikanlage oder geplante Investitionen. «Bei Bodenheizungen ist eine Wärmepumpe fast immer ideal», erklärt Iten. «Bei Radiatorenheizungen müssen die Vorlauftemperaturen geprüft werden.» Auch der Standort spiele eine Rolle – im Mutschellengebiet etwa sei die Geologie ideal für Erdsonden, im Reusstal teilweise dagegen weniger.
Besonders beliebt ist die Kombination aus Wärmepumpe und Photovoltaik. «Damit lässt sich der Stromverbrauch optimieren und man wird unabhängiger», so der Experte. Hybridheizungen – also die Kombination aus fossilen und erneuerbaren Systemen – sieht er dagegen kritisch: «In den meisten Fällen sind sie weder wirtschaftlich noch ökologisch sinnvoll.» Eine gute Beratung sei entscheidend. «Jedes Objekt ist einzigartig. Wir vergleichen Machbarkeit, Investitionsund Unterhaltskosten und zeigen die Vor- und Nachteile auf.»
Tradition trifft Zukunft
Die Eichholzer Haustechnik AG in Oberwil-Lieli und Obfelden blickt auf über 190 Jahre Firmengeschichte zurück. Was einst als kleiner Handwerksbetrieb begann, ist heute ein moderner Dienstleister mit 45 Mitarbeitenden – neun davon Lernende. «Der Nachwuchs ist uns besonders wichtig», erklärt Marcel Duc, stellvertretender Geschäftsleiter und Mitinhaber. Jährlich führen sie rund 150 Heizungssanierungen durch. «Wir verstehen uns als Partner, der den Kunden durch den ganzen Prozess begleitet», betont Duc. «Vom ersten Beratungsgespräch bis zur Inbetriebnahme.» Der Fokus liegt auf praxisnaher Beratung und nachhaltigen Lösungen für Klein- und Grossanlagen – ohne Ideologie, aber mit Überzeugung.
Auch wenn ein Heizungsersatz für viele ein komplexes Thema ist, Marcel Duc und Peter Iten sehen das nur bedingt so und erklären: «Wichtig ist, am Anfang eine saubere Auslegeordnung zu machen, bei der die verschiedenen Systeme auf Machbarkeit im Bezug auf das Objekt geprüft sowie die Investitions- und Unterhaltskosten verglichen werden.» Nach einer vertieften Beratung kristallisiere sich meistens nur noch ein System heraus, welches optimal zum Objekt passt. Somit werde es für den Bauherrn einfacher zum Entscheiden. Eine Entscheidung, die sich nicht nur für den Wohnkomfort bezahlt macht, sondern auch langfristig das Portemonnaie und die Umwelt schont.
Holzenergie als Trumpf
«Heizen und Energie» – der Forstbetrieb Region Muri sorgt für Wärme aus dem Wald
Im Herbst steigt die Nachfrage nach Brennholz. Das spürt auch der Forstbetrieb Region Muri, wie Förster Oliver Eichenberger bestätigt. Während Brennholz vor allem für gemütliche Feuer sorgt, bilden Holzschnitzel längst ein wichtiges Standbein der regionalen Energieversorgung – und der Forstwirtschaft.
Sabrina Salm
Sobald die Tage kürzer werden, steigt das Interesse an Brennholz. «Wie jedes Jahr im Herbst zieht die Nachfrage an», sagt Förster Oliver Eichenberger vom Forstbetrieb Region Muri. «Im Moment liegt sie im normalen Bereich – während der Coronajahre war sie allerdings enorm.»
Rund 300 bis 400 Ster verarbeitet der Betrieb jährlich, überwiegend Buche. «Buche ist besonders beliebt, obwohl Hartlaubholz einen geringeren Brennwert besitzt», sagt Eichenberger. Etwa zwei bis drei Jahre lagert das Holz, bevor es verkauft wird – meist bereits trocken, da kaum jemand zu Hause noch Platz zum Trocknen hat. Der Verkauf von Cheminéeholz ist ein Mehraufwand ohne Gewinn für den Forstbetrieb, zu dem knapp 700 Hektaren Waldungen in den Gemeinden Aristau, Besenbüren, Boswil, Bünzen, Muri und des Staates Aargau im Freiamt gehören. «Für uns ist der Verkauf von Brennholz trotzdem eine wichtige Dienstleistung. Es käme schlecht an, wenn wir sagen ‹Kauft Schweizer Holz›, aber selbst keines anbieten», betont der Förster.
Energiequelle und Wirtschaftsfaktor
Wirtschaftlich wichtiger als Brennholz sind die Holzschnitzel. Rund ein Drittel des Holzverkaufsumsatzes erwirtschaftet der Forstbetrieb damit. «Schnitzelholz bringt mehr Erlös, weil die Verarbeitung einfacher ist – alle im Wald anfallenden Holzsortimente können gehackt werden», erklärt Eichenberger. Rund 11 000 bis 12 000 Schüttraummeter werden pro Jahr ausgeliefert, hauptsächlich an fünf Anlagen in der Region Muri und Umgebung. Grösster Abnehmer der Holzschnitzel ist die AEW, welche die Heizung in der Pflegi Muri betreibt. «Einmal pro Woche wird gehackt und die Silos gefüllt. Wir setzen auf eine partnerschaftliche und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit kurzen Transportwegen», sagt Eichenberger.
Für ihn ist das Heizen mit Holz die nachhaltigste Form der Wärmegewinnung. «Holz ist CO2-neutral, wächst nach und enthält kaum graue Energie. Zudem bedeutet es Versorgungssicherheit – wir im Forst haben das Holz vor Ort.» Pro Jahr wachsen im Revier Muri rund 13 Kubikmeter Holz pro Hektare nach. «Wir nutzen nur den Zuwachs», betont er. Das Produkt Holz ist einfach der beste Rohstoff der Welt, schwärmt Eichenberger. «Und der Wald ist unser Luftfilter – es gibt nichts Vergleichbares.» Durch die nachhaltige Nutzung könne der Forstbetrieb gleichzeitig wirtschaftliche, ökologische und gesellschaftliche Funktionen des Waldes erfüllen: Holzproduktion, Erholung, Naturschutz und Klimaschutz.
Grosses Potenzial
Auch in der Energiepolitik sieht der Förster grosses Potenzial. «Bei der Stromerzeugung aus Holzenergie müssen wir noch einen Schritt weiter gehen. Die grösste Herausforderung ist die bessere Nutzung der Abwärme im Sommer. Aber die Kombination von Wärme und Strom wird sich lohnen. Besonders im Winter, wenn Strom knapp ist.»
Für den Betriebsleiter des Forstbetriebs Region Muri ist klar: Holzenergie steht sinnbildlich für regionale Kreisläufe. Was im Wald wächst, wärmt Häuser und Institutionen in der Umgebung – ohne lange Transportwege oder fossile Abhängigkeiten. «Heizen mit Holz ist das Natürlichste überhaupt», sagt Oliver Eichenberger. «Nachhaltig, erneuerbar und einfach genial.»
«Stabile Entwicklung»
«Heizen und Energie» – Gas hat laut ibw Wohlen weiterhin Zukunft
Die Heizperiode steht an. Und das Thema Heizen mit Gas ist aktuell. Wie sehen Ausgangslage, Preisentwicklung, Umweltbelastung und Versorgungssicherheit aus? Peter Lehmann, Vorsitzender der ibw-Geschäftsleitung, erläutert die Situation rund ums Erdgas.
Daniel Marti
Die IB Wohlen AG betreut rund um Wohlen ein grosses Gasnetz. Spätestens seit Beginn des Ukraine-Kriegs und wegen den Gaslieferungen aus Russland ist der Gasverbrauch in die Schlagzeilen geraten. Die internationale Lage hat auch die Kundschaft in der Region getroffen. Die Frage drängt sich nun zum Start der Heizperiode auf: Wie ist gegenwärtig die Entwicklung des Gasverbrauchs der ibw-Kundschaft generell? «Nach dem preisbedingten Rückgang im Jahr 2022 zeigte der Gasverkauf der ibw in den vergangenen Jahren eine weitgehend stabile Entwicklung – 2024 nahm der Absatz gegenüber dem Vorjahr sogar wieder leicht zu. Auch 2025 entwickelte sich der Gasverkauf bisher stabil», antwortet Peter Lehmann, Vorsitzender der ibw-Geschäftsleitung.
«Als attraktiver Energieträger wahrgenommen»
Die ibw spürt die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs nach wie vor. Oder steigt die Kundschaft tatsächlich auf Alternativen um? Die «Welle» der Umstiege nach 2022 flacht laut Lehmann «wieder deutlich ab». Natürlich komme es weiterhin vor, dass Kundinnen und Kunden von Gasheizungen zu Wärmepumpen wechseln, «aber wir stellen fest, dass auch vermehrt wieder Gasheizungen durch neue ersetzt werden. Und es gibt auch Kunden, die von Öl- auf Gasheizungen umsteigen», so Lehmann, der zufrieden feststellt: «Gas wird nach wie vor als attraktiver Energieträger wahrgenommen.»
Die Umstellungen von Öl- auf Gasheizungen sind das eine, ein möglicher Ausbau das andere. «Eine grossflächige Neuerschliessung von Quartieren mit Gas findet derzeit nicht statt», sagt Lehmann. Das Gasnetz der ibw umfasst Wohlen, Anglikon, Villmergen, Waltenschwil, Büttikon, Dintikon, Dottikon, Boswil. Hier findet derzeit kein grösserer Ausbau statt. «Sollte sich eine Gelegenheit ergeben – etwa, wenn ein Unternehmen in der Region Bedarf anmelden sollte – ist die ibw stets bereit, einen Ausbau zu prüfen.»
«Gasversorgung bis 2050 CO2-neutral»
Der Wettbwerb rund um neue Kunden geht jedenfalls weiter. Denn eine Gasheizung weist heute noch Vorteile auf. Die ibw hält klar fest: «Gas hat weiterhin Zukunft. Natürlich reden wir hier nicht von herkömmlichem, fossilem Erdgas. Vielmehr wird die ibw im Rahmen ihrer Wärmestrategie die Gasversorgung bis 2050 CO2-neutral gestalten», so Peter Lehmann. Dies werde erreicht, indem der Anteil an erneuerbarem Gas im Netz nach und nach erhöht werde. Derzeit weist ibw-Gas «basic» einen Anteil von zehn Prozent erneuerbarem Gas auf. «Mit diesem Wert ist die Vorgabe des kantonalen Energiegesetzes erfüllt, und eine bestehende Gasheizung kann problemlos durch eine neue ersetzt werden. Natürlich können ibw-Kunden schon heute einen höheren Anteil an erneuerbarem Gas beziehen. Übrigens: Eine Gasheizung, die mit einem Anteil von 50 Prozent erneuerbarem Gas betrieben wird, hat die gleiche Ökobilanz wie eine Wärmepumpe und kostenmässig ist sie ihr sowieso ebenbürtig.»
Tarife okay, Versorgungssicherheit sehr gut
Zudem sprechen die Tarife fürs Gas, sie sind eher am Sinken. Nicht alle Rahmenbedingungen sind bekannt, um die nächstjährigen Preise zu nennen. Laut Lehmann werden die definitiven Gaspreise 2026 voraussichtlich Anfang Dezember publiziert. «Wie bereits angekündigt, gehen wir von einer erneuten Senkung der ibw-Gaspreise per 1. Januar 2026 aus, in einer Grössenordnung von rund acht Prozent.»
Die mittelfristige Preisentwicklung ist dagegen in erster Linie von den «Einkaufspreisen an den Gasmärkten abhängig sowie von der Entwicklung der politischen Rahmenbedingungen», so Lehmann weiter.
Auch bei der Versorgungssicherheit blickt er zuversichtlich in die Zukunft. Die ibw beurteilt die Versorgungssicherheit «weiterhin als sehr gut. Schon zu Beginn des Ukraine-Kriegs, als die Preise aufgrund der befürchteten Mangellage explodierten, erwiesen sich die Ängste als unbegründet.» Es gab gemäss Lehmann zu keinem Zeitpunkt zu wenig Gas auf dem Markt. «Heute, nachdem sich die Märkte wieder weitgehend beruhigt haben, gilt dies umso mehr.» Auch wenn die EU den angekündigten Importstopp von russischem Gas bis Ende 2027 wirklich umsetzt, «besteht kein Anlass zur Sorge», räumt Peter Lehmann ein. «2023 stammte nur noch neun Prozent des in der EU verbrauchten Erdgases aus Russland. Der Grossteil wird durch Flüssiggasimporte, vor allem aus den USA, sowie mit Gas aus norwegischen und nordafrikanischen Quellen abgedeckt.»




