Hochsaison für den Hauswart
16.07.2024 Bünzen, Region OberfreiamtBlick hinter die Kulissen
Mit dem Start der Sommerserie «Blick hinter die Kulissen» gewährt der Hauswart dem Redaktor einen Einblick in seine Arbeiten. Für ihn ist Hochsaison. Denn gerade die Sommerferien bieten sich an, um alles gründlich ...
Blick hinter die Kulissen
Mit dem Start der Sommerserie «Blick hinter die Kulissen» gewährt der Hauswart dem Redaktor einen Einblick in seine Arbeiten. Für ihn ist Hochsaison. Denn gerade die Sommerferien bieten sich an, um alles gründlich anzupacken, da die Schüler ihr ganzes Schulmaterial in den Bänken räumen. --red
Sommerserie «Blick hinter die Kulissen»: Schulhausputzete mit André Lörtscher in Bünzen
Während es die meisten ruhiger angehen lassen, sind an den Schulen die Hauswarte während der Sommerferien besonders gefordert. Die aufgeräumten Verhältnisse werden fürs grosse Saubermachen genutzt.
Thomas Stöckli
Eigentlich wäre es ja nur der Durchgang von den Garderoben auf den Rasenplatz. Heute sind hier Bücherregale angebracht. Die Bibliothek unter dem Dach musste dringend benötigtem Schulraum weichen. An heissen Tagen beginnt Hauswart André Lörtscher seinen Arbeitstag um 5.30 Uhr damit, hier alle Fenster zu öffnen, damit sich die Hitze nicht staut. Im ehemaligen Kindergartenraum ist heute die schulische Heilpädagogik untergebracht. Der ehemalige Werkraum dient seit einem Jahr als Kindergarten, dafür musste ein Vereinsraum der ehemaligen Militärunterkunft unter der Mehrzweckhalle zum Werkraum umgenutzt werden.
Putzen mit System – und Flexibilität
«Wir sind bis unters Dach voll», bringt es André Lörtscher auf den Punkt. Je mehr die Räume ausgelastet sind, desto schwieriger wird es für ihn, bei laufendem Schulbetrieb für Ordnung zu sorgen: «Bei Gruppenarbeiten verteilen sich die Kinder im ganzen Haus und nutzen sogar die Treppen.» Und nicht zuletzt machen mehr Schülerinnen und Schüler halt einfach mehr Dreck. Und dieser Dreck muss weg. In der ersten Ferienwoche war ein Kran da, um die Fenster von aussen reinigen zu können. Das geht nur, wenn der Boden nicht zu nass ist. Gleichzeitig sollte die Sonne nicht scheinen, da die Scheiben sonst zu schnell trocknen und somit Schlieren entstehen. Bereits gereinigt ist der Hallenboden, die Duschen und WCs sind ausgeschäumt. Nach dem «Vorputzen» in der ersten Woche gab es in der zweiten Woche für drei Tage Unterstützung durch ein Putzinstitut. Grundsätzlich wird von oben nach unten gereinigt. Wobei da Flexibilität verlangt ist: «Ich kann nicht das Mobiliar aller Zimmer gleichzeitig in den Gang räumen», veranschaulicht der Hauswart.
Tiefenreinigung im Turnus
«Wir putzen natürlich das ganze Jahr», stellt Lörtscher klar. Die Sommerferien bieten sich an, das systematisch und besonders gründlich anzupacken. Nicht nur, weil dann für fünf Wochen Ruhe ist im Schulhaus, sondern auch, weil die Kinder im Sommer alles, was sich unter den Pulten und in den Garderoben jeweils ansammelt, nach Hause nehmen.
Beim Besuch des Journalisten stehen im zweiten Stock die Pulte der künftigen Zweitklässler von Zimmer 304 auf dem Gang. In einem Turnus von rund fünf Jahren bekommen die Linoleumböden der Schulzimmer eine Grundreinigung, die über das übliche Scheuern hinausgeht. Den Bedarf sieht man im Zimmer 304: Im glänzenden Belag häufen sich die matten Flecken, wo die schützende Beschichtung bereits abgetragen ist. Bei der Grundreinigung wird die Beschichtung vollständig entfernt, der Boden anschliessend gründlich gespült und nach der Trocknung wieder frisch beschichtet. Zwei bis drei Lagen Emulsionsflüssigkeit trägt Lörtscher dazu jeweils gleichmässig auf, wobei zwischen den einzelnen Schichten je vier Stunden Trocknungszeit nötig sind. «So ist der Boden dann wieder für fünf Jahre gerüstet.»
Wertvolle Unterstützung
In seiner «Zentrale», wie er sein Büro nennt, behält der Hauswart den Überblick. Es ist ein funktional eingerichtetes Kabäuschen, als Tisch dient ein uraltes Schulpult. «Für mich reicht das schon noch», sagt Lörtscher. Ein beidseitig zugängliches Regal dient als Raumtrenner, dahinter schliesst sich die kleine Werkstatt an. Froh ist er über Rebekka Furger, die ihn in einem 30-Prozent-Pensum unterstützt. «Sie ist selbstständig und flexibel», betont Lörtscher.
Und da wären noch zwei weitere «neue Mitarbeiter», wie der Hauswart mit Augenzwinkern ankündigt, während er hinter die Turnhalle voranschreitet. Seit einem Monat tanken hier zwei Rasenmäher-Roboter den Strom für ihren täglichen Einsatz auf dem grossen Rasenplatz. Denn auch die Aussenflächen wollen gepflegt sein. «Die Neophyten sind ein grosses Thema geworden», sagt Lörtscher. Als besonders hartnäckig erlebt er das Einjährige Berufkraut. Das gilt es mit der Wurzel zu jäten, bevor es versamen kann.
Hauswart mit Herzblut
Für André Lörtscher ist Bünzen nicht nur Arbeitsplatz, sondern auch Heimat. Das zeigt sich im Vereinslokal mit Küche unter der Mehrzweckhalle. Hier hängen Infotafeln zu verschiedenen Themen der Ortsgeschichte an den Wänden. «Das könnte mein Grossvater sein», sagt der Hauswart und zeigt auf ein historisches Foto aus den 1950er-Jahren mit dem ersten Mähdrescher. Aus dem Bernbiet kommend, habe dieser in Bünzen als Knecht angeheuert. Die Verbindung hält auch zwei Generationen später noch an: André Lörtscher engagierte sich im Turnverein und in der Feuerwehr. Im Feuerwehrverein ist er noch heute aktiv. Es ist nicht die einzige Verbindung zum lokalen Vereinswesen. «Ich bin praktisch bei jedem Anlass da», führt er aus. Die Vereine machen zwar vieles selbstständig, seine Aufgabe sei es, ihnen zu zeigen, wo sie was finden.
Die Arbeit an der Schnittstelle zwischen Lehrpersonen und Kindern, Vereinen und Gemeinde sei nicht immer einfach, sagt der Hauswart, «da kommt es auch mal vor, dass ich ausrufe.» Grundsätzlich stelle er fest, dass die Anspannung zunehme und die Erwartungen hoch sind. «Die Leute sehen nicht, was alles sauber ist, sie sehen nur, wenn etwas dreckig ist», so Lörtscher. Und: «Es kann nicht immer alles sofort erledigt werden.» Und doch ist er Hauswart mit Herzblut. Er ist stolz, den Klassen ihre Schulzimmer nach den Ferien wieder blitzblank zur Verfügung zu stellen. Und er fühlt sich verbunden mit Bünzen. Hier wohnen und arbeiten zu dürfen, das bedeutet für den Hauswart Lebensqualität. «Wenn ich im Radio die Staumeldungen höre, sage ich mir jeweils: «Ich habe es schon schön!»