Hoffnung auf viel Solidarität

  27.11.2020 Kirche

Versammlung der katholischen Kirchgemeinde in der Kirche: Diskussion um das Chappelehof-Sanierungsprojekt

Die Kirche als Tagungsort und der Chappelehof mit dem Trägerverein St. Leonhard im Mittelpunkt. Das passt zusammen. Nun soll diese Verbindung gelöst werden. Die Verträge für die Trennung sind aufgegleist, werden aber erst in einem Jahr abgesegnet. Dann ist der Verein für das Sanierungsprojekt Chappelehof alleine zuständig.

Daniel Marti

Diese Worte klingen für etliche Wohlerinnen und Wohler wie eine Wohltat. «Der Chappelehof ist etwas Spezielles, er ist eines der bedeutendsten Gebäude aus den 60er-Jahren», sagt Kurt Kolb als Vertreter des Architekturbüros Hegi Koch Kolb. Und er könne es kaum verstehen, dass in der Vergangenheit einmal über den möglichen Abriss diskutiert wurde. Das ist inzwischen gänzlich ausgestanden. Nun liegt das Sanierungsprojekt für den im Jahr 1967 erbauten Chappelehof vor. Die Basis bildet die Arbeit «Konzept Gesamtsanierung und Aufwertung», ausgearbeitet von Hegi Koch Kolb.

«Mit grossem Respekt und mit Mass»

So viel Qualität wie der Chappelehof heute noch aufweist, würde man heute kaum mehr bekommen, sagte Kolb noch. «Die Nutzungsqualität ist hoch. Die Mischung von Kultur und Wohnen belebt sich gegenseitig», so der Architekt, der von einem Einzelfall in Wohlen spricht. Und der Chappelehof geniesse auch eine grosse Akzeptanz in der Bevölkerung.

Einziger Nachteil: Beim Unterhalt sei man nicht immer konsequent an der Arbeit gewesen. Die Grundsubstanz sei gut, aber die Jahre und die Normen hätten das Gebäude nun eingeholt. Damit meint er die Erdbebensicherheit und die Gebäudedämmung. Beides sei von der geforderten Zustandstauglichkeit entfernt, zudem müssen die Abläufe optimiert und alle Normen erfüllt werden. «Wir gehen das Sanierungsprojekt mit grossem Respekt und mit Mass an», so Kolb, «und machen das Gebäude für die nächsten dreissig Jahre wieder fit.»

Das Resultat dieses Projekts hat einen Preis: 12,4 Millionen Franken. Es sei zu bedenken, dass ein umgebautes und saniertes Gebäude «viel wirtschaftlicher ist».

Vertragswerk erst im November 2021

Wegweisend sind dabei der Abtretungsvertrag und die Trennungsvereinbarung. Das Landstück mit dem Chappelehof geht für einen symbolischen Franken von der Kirchgemeinde an den Trägerverein St. Leonhard. Es war angedacht, dieses Vertragswerk an der Kirchgemeindeversammlung des letzten Jahres zu verabschieden. Dann erfolgte die Verschiebung aufs Jahr 2020, nun auf November 2021. «Die Notwendigkeit der Sanierung ist unbestritten. Und die Kirchenpflege ist bereit, das Chappelehof-Land für einen Franken an den Trägerverein abzutreten», betonte Josef Brunner, Präsident der Kirchenpflege. «Verein und Kirche werden darum entflechtet.» Brunner erklärte auch, dass der Verein St. Leonhard den Abtretungsvertrag erst unterzeichnen wird, «wenn die Zukunftssicherung des Chappelehofs vorliegt».

Die Kirchgemeinde braucht heute viel weniger Räume als damals, als der Chappelehof realisiert wurde. Heute sind es noch knapp 100 Quadratmeter. Brunner: «Wir haben keinen Nutzen mehr. Und der Chappelehof ist zurzeit kein Renditeobjekt.»

Josef Brunner versichert auch, dass die Kirchenpflege nochmals prüfen werde, «ob eine finanzielle Unterstützung fürs Sanierungsprojekt möglich sein wird».

Einen solchen finanziellen Zustupf hat der Verein St. Leonhard wohl bitter nötig. Die 12,4 Millionen Franken seien ein «grosser Haufen», so Vorstandsmitglied Andrea Fuchs, «und wir haben keinen Erneuerungsfonds». Die Vereinsverantwortlichen stehen mit vielen möglichen Geldgebern in Kontakt. Die Art der Finanzierung lässt viele Wege offen: Hypotheken, Stiftungen, Spenden, Verkauf Stockwerkeigentum, Legate, Subventionen, Bürgschaften. «Und wir stehen mit der Kirchgemeinde und der Einwohnergemeinde in Kontakt», sagt Fuchs. So wird auch auf eine ganze Menge Solidarität gehofft. «Denn der Chappelhof gehört zu Wohlen, er ist ein Zentrum.»

Noch ein Jahr und noch sehr viel Arbeit

Die Kirchgemeinde soll nochmals über die Bücher, verlangte Kirchgemeindemitglied Guido Benz. Sie soll «eine grosse Unterstützung leisten, die ist nötig.» Man müsse jetzt den Weg der Entflechtung unbedingt weiter beschreiten, forderte Kirchgemeindemitglied Walter Dubler. Er sei «negativ überrascht, dass der Abtretungsvertrag erneut nicht unterschrieben ist». Dies wurde vor Jahresfrist von der «Gmeind» einstimmig so beschlossen.

Die Kirchenpflege wäre bereit, die Unterschriften zu leisten, antwortete Josef Brunner. «Aber um den Vertrag abzuschliessen, braucht es zwei.» Der Verein St. Leonhard sei «am Verhandeln mit der Bank», so Andrea Fuchs, «aber das Land allein hilft uns im Moment zu wenig». Ohne die klaren Signale, dass finanzielle Unterstützung geleistet werde, «funktioniert das Sanierungsprojekt nicht». Der Verein St. Leonhard sei gemeinnützig, «und bis vor zehn Jahren war klar, dass die Kirchgemeinde die Hälfte der Sanierungskosten übernimmt.» Beim damaligen 14-Millionen-Projekt waren das sieben Millionen Franken.

Kredit über 870 000 Franken

Nun bleibt also nochmals ein Jahr Zeit: Die Versammlung nahm zur Kenntnis, dass im November 2021 die Trennungsvereinbarung und der Landabtretungsvertrag verabschiedet werden können. Zuerst steht nun die Genehmigung des Projektierungskredites an. Der Verein St. Leonhard hat seinen Mitgliedern den Antrag gestellt, einen Beitrag in der Höhe von 870 000 Franken zu bewilligen. Das Resultat dieser Abstimmung wird nächste Woche vorliegen.

Und dann fängt die grosse Arbeit erst an: die gezielte Projektierung und die erhofften Zusagen von Geldgebern.


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