«Ich kann es jedem empfehlen»

  17.12.2021 Uezwil

Stefan Meyer war 15 Jahre, die letzten vier Jahre als Ammann, im Gemeinderat tätig

Eine Lebensschule sei die Zeit in der Exekutive gewesen, sagt der abtretende Uezwiler Gemeindeammann Stefan Meyer. Dass er als damals 30-Jähriger den Schritt in den Gemeinderat gewagt hat, sei der richtige Entscheid gewesen. Nun aber steigt seine berufliche Belastung, und nach 15 Jahren im Rat tritt er Ende Jahr ab.

Sabrina Salm

«Es war nie ein Müssen», sagt Stefan Meyer. «Ich habe es gerne gemacht. Und ich habe mich immer auf die Sitzungen mit meinen Ratskollegen und die Zusammenarbeit gefreut.» Seine Kollegen im Gemeinderat werde er vermissen. Es habe ihm Spass gemacht. «Wenn man so viel Zeit für etwas opfert, soll es einem auch gut dabei gehen. Und mir ging es gut.»

Als Stefan Meyer im Februar 2007 in den Uezwiler Gemeinderat kam, hatte er nicht viel mit Politik am Hut. «Ich war auch ein wenig geschädigt von Gemeindepolitik», meint er lachend. Denn sein Vater war lange Ammann von Uezwil. «Der Entscheid musste erst reifen», so der 45-Jährige heute. Bereut hat er diesen nie. «Sonst wäre ich nicht so lange im Amt gewesen.»

Überblick über alles

Viel hat er in dieser Zeit erlebt. Stefan Meyer kam in den Uezmeler Gemeinderat für den zurückgetretenen Ammann Peter Koch und übernahm auch dessen Ressorts. Dazu gehörten auch die öffentliche Sicherheit mit Feuerwehr- und Polizeiwesen oder Forst und Landwirtschaft. «Ressorts, zu denen ich einen Bezug hatte und in denen ich mich wohlfühlte», so Meyer. Später als Ammann kamen dann Finanzen, Steuern und die Verwaltungsleitung hinzu. Angesprochen auf die Highlights in seiner Gemeinderatslaufbahn, kommt Stefan Meyer ins Grübeln. «In vielen Ressorts ist einiges gegangen», sagt er. Als Ammann habe er immer versucht, seinen Gemeinderatsmitgliedern den Rücken zu stärken und sie zu unterstützen.

Früher, zu seinen Anfangszeiten, war einer der Glanzpunkte, dass Uezwil sein Jagdrevier behalten konnte. «Der Kanton wollte damals die Jagdreviere zusammenlegen und unseres streichen. Dass wir dies abwenden konnten, macht schon stolz.» Die Digitalisierung auf der Verwaltung sieht er als weiteren Meilenstein. «Uezwil war eine der ersten Gemeinden im Kanton, die mit Clouds gearbeitet haben. Das hat sich sehr schnell bezahlt gemacht. Wir konnten schon früh die Aktenauflage von zu Hause aus machen und so effizienter arbeiten.»

Auf Eigenständigkeit bauen

Die Gemeinde auf sicheren Schienen zu führen und voranzutreiben. Das sind Punkte, die für Meyer stets wichtig waren. Kooperationen mit anderen Gemeinden dort, wo es Sinn macht, einzugehen und sonst auf die Eigenständigkeit zu bauen. Das gehe unter anderem nur mit gesunden Finanzen. «Wir sind auf gutem Weg, die Finanzen gut zu halten.» Trotz kleiner Grösse und dem Finanzausgleich konnte die Gemeinde in den letzten Jahren eine positive Bilanz erwirtschaften. «Solange wir auch noch genügend Leute haben, die sich für Ämter einsetzen lassen und sich fürs Dorf engagieren, können wir eigenständig bleiben.» Die Eigenständigkeit von Uezwil werde als Kleinstgemeinde immer ein Thema sein. «Der Druck wird bleiben.» Wichtig sei auch für die Zukunft, attraktiv für Familien zu bleiben, damit die Gesellschaftsstruktur beibehalten werden kann.

An einen Misserfolg eines Geschäftes mag er sich nicht mehr erinnern. «Obwohl, etwas gibt es, wo ich Schiffbruch erlitten habe», sagt Stefan Meyer nach einiger Zeit. «Mit meinem Amtseintritt wollte ich eigentlich auch die jüngere Generation für die Gemeindepolitik mobilisieren. Doch das war wohl ein Trugschluss.» Irgendwie sei es verständlich, dass sich nicht so viele Jüngere sowie auch Neuzuzüger für die Gemeindepolitik interessieren. «Doch es ist auch sehr schade.»

Viel gelernt

Stefan Meyer leugnet nicht, dass das Gemeinderatsamt zeitintensiv ist. «In einer kleinen Gemeinde wie bei uns hängt operativ viel am Gemeinderat selbst.» Der Aufwand sei nicht unwesentlich, wenn man es dann auch seriös machen will. Meyer wurde attestiert, dass er als Ammann einen guten Überblick über alle Ressorts hatte. Die Zeit sei auch ein Grund dafür, weshalb er sich nicht mehr für sein Amt hat aufstellen lassen. Er ist beruflich stark ausgelastet. Vor zwei Jahren hat sich die Selbstständigkeit ergeben, und so ist er nun Geschäftsinhaber einer IT-Consulting-Firma. «Der Fokus hat sich geändert und somit kann ich nicht mehr so viel Zeit für die Gemeinde investieren.»

Aus der Zeit im Gemeinderat nehme er sehr viel mit. «Es war eine Art Lebensschule», sagt Stefan Meyer. «Als ich damals als junger Berufstätiger in den Gemeinderat kam, bin ich in eine spezielle Welt eingetaucht.» Der Zweifachvater lernte, wie die öffentliche Hand auf Gemeinde- und Kantonsebene funktioniert. Auf einmal verstehe man gewisse Zusammenhänge besser. «Auch das Netzwerk, das man aufbaut, ist enorm wertvoll.» Nur schon das Mitmachen bei einer Kommission sei eine riesige Erfahrung. «Ich kann es wirklich nur jedem empfehlen.» Den frisch gewählten Gemeinderäten wünscht er für ihr Amt viel Herzblut und Freude. «Und dass ihre Arbeit auch eine Wertschätzung erfährt.»


«Es waren gute 16 Jahre»

Martin Binder ist noch bis Ende Jahr Vizeammann von Uezwil

Nicht nur der Uezwiler Gemeindeammann tritt ab. Auch der Vize streicht nach 16 Jahren, davon seit 2010 als Vizeammann, die Segel. Zu der Zeit, als Stefan Meyer in den Rat kam, übernahm er interimistisch das Amt des Ammanns. Zwei Jahre lang hatte er es inne.

An seine Anfänge mag er sich noch gut erinnern. «Alles war neu und vor allem sehr viel», meint Martin Binder lachend. Doch er habe eine gute Unterstützung durch die bisherigen Gemeinderäte erfahren und so habe er sich schnell eingelebt. Er hatte die ganzen 16 Jahre die gleichen Ressorts inne wie Bauwesen, Verkehr, Wasser und Abwasser sowie Entsorgung. Als einen Meilenstein betrachtet er die Gesamtrevision der Bau- und Nutzungsordnung. Und die Digitalisierung der Werkleitungen sei ebenfalls etwas, woran er sich gerne zurückerinnert. «Das war ein Quantensprung», sagt er. Alles war zuvor nur auf Papier erhältlich. «Nun ist alles digitalisiert worden und so hat man jetzt alle Netze immer dabei auf dem Handy. Das ist echt praktisch.»

Neue Spontanität

Die Zeit in der Exekutive habe ihm viel gebracht. Sie sei sehr lehrreich und spannend gewesen. Sicher gab es Momente, die ärgerlich waren, so Martin Binder. «Doch das gehört dazu. In einem Gemeinderatsamt macht man sich nicht nur Freunde.» Alles in allem sei seine Zeit im Gemeinderat gut gewesen. «Ich gehe nicht aus Frust oder weil es mir verleidet ist. Ich wollte einer jüngeren Generation Platz machen und denke, 16 Jahre sind genug.» Er wäre auch nie vier Amtsperioden geblieben, wenn es im Gremium nicht so kollegial gewesen wäre. «Es gab keine Rivalitäten, alle haben immer am gleichen Strick gezogen.» Das liege wohl daran, dass alle nur sach- und nicht parteipolitisch diskutiert hätten. «Uns ging es immer nur darum, das Gute für Uezwil zu finden.»

Der 50-jährige Tiefbaupolier ist als Werkmeister tätig. Er freue sich nun auf die neu vorhandene Spontanität. «In den letzten Jahren kam alles etwas zu kurz. Nun kann ich mehr geniessen. Mal nicht schon alles verplant zu haben, darauf freue ich mich.» Martin Binder kann sich gut vorstellen, sich weiterhin für das Dorf einzusetzen. So bleibt er auch in der Landschafts- und Planungskommission tätig. «Operativ Jöbli für die Gemeinde zu übernehmen, kann ich mir weiterhin vorstellen.» --sab


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