Im Chaos Überblick behalten
17.09.2024 Dintikon, Region UnterfreiamtHauptübung der Feuerwehr Rietenberg in Dintikon mit anforderungsreicher Aufgabe
Was als «normaler» Autounfall beginnt, weitet sich immer mehr zu einem Schreckensszenario aus. Mit Knalleffekten, Rauch und Feuer. Die Feuerwehr bietet den Zuschauern ein ...
Hauptübung der Feuerwehr Rietenberg in Dintikon mit anforderungsreicher Aufgabe
Was als «normaler» Autounfall beginnt, weitet sich immer mehr zu einem Schreckensszenario aus. Mit Knalleffekten, Rauch und Feuer. Die Feuerwehr bietet den Zuschauern ein grosses Spektakel. Und stellt unter Beweis, dass sie ihr Handwerk versteht.
Chregi Hansen
«Achtung, es könnte laut werden», warnt Übungsleiter Philipp Hagenbuch die vielen Zuschauer, besonders aber auch die Kinder. Und laut wird es dann tatsächlich, als plötzlich die schwere Tür der Werkstatt durch eine Explosion im Innern herausgeschleudert wird. Und einen Gaffer unter sich begräbt.
Dieser war zuvor der heimliche Star der Übung. Als Anwohner spaziert er rauchend mitten durch die Rettungsaktion, fegt seelenruhig den Vorplatz und stört die Feuerwehrleute bei ihrer Arbeit. Überhaupt spielen alle Figuranten ihre Rolle wunderbar – und sorgen so für besondere Momente an diesem Nachmittag. Die Hauptübung vor der Setz Reparaturwerkstatt in Dintikon bietet viel Spektakel. Und das direkt vor den Augen der Liegenschaftsbesitzer, des Ehepaars Setz, das an diesem Tag den 50. Hochzeitstag feiern kann und das Geschehen quasi vom Logenplatz aus verfolgt.
Ein Unglück kommt selten allein
Und es gibt einiges zu sehen. Ein Kleinbus mit den Mitgliedern eines Vereins kollidiert mit einem Auto, ein zweiter Autofahrer ist unaufmerksam und fährt auf den Unfall auf. Während die schnell herbeigeeilten Rettungskräfte die vielen Verletzten und Schockierten betreuen, beginnen die Wagen Feuer zu fangen. Und weil die Besitzerin der nahen Werkstatt nach draussen eilt, um zu helfen und dabei die Schweisseranlage vergisst, kommt es zu einer Explosion und einem Feuer in der Werkstatt, das sich fast unbemerkt auf die Wohnung im Obergeschoss ausbreitet. Einsatzleitung und Feuerwehrleute sind gefordert – kaum scheint ein Problem gelöst, brennt es an einem anderen Ort. Inklusive einem Feuerwehrmann selber, der bei seinem Einsatz Feuer fängt. Doch die Feuerwehr Rietenberg lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und bringt die Lage unter Kontrolle.
Es ist eine intensive Übung nach einem intensiven Jahr. Gleich zu zwei Grossereignissen wurde die Truppe in den Wochen zuvor gerufen, zweimal handelte es sich um einen Brand in Dintikon. Gerade derjenige Mitte Juni war enorm anspruchsvoll, fast zwei Tage waren die Rettungskräfte im Einsatz, bis alle Brandherde gelöscht waren. «Insgesamt leisteten 77 Angehörige der Feuerwehr während mehr als 200 Stunden Dienst bei diesem Einsatz», schaute Kommandant Andreas Köchli in seiner Begrüssung auf das Geschehen zurück. «Wenn der Alarm losgeht, sprinten meine Leute los – egal, was sie gerade am Machen sind. Sie gehen da hin, wo es gefährlich ist, um uns zu schützen», so Köchli weiter. Solche Einsätze würden die Truppe zusammenschweissen. «Jeder weiss, dass er sich auf den anderen verlassen kann.»
Dank verdient
Auch René Schmidli, Gemeinderat von Villmergen und Präsident der Feuerwehrkommission, lobt das freiwillige Engagement zum Wohl der Gemeinde. «Es sind ja nicht nur die Einsätze bei Ernstfällen, es sind auch die vielen Stunden in Kursen und bei den Übungen, die sie opfern. All dies im Streben nach Perfektion», stellt er fest. Aber auch die Angehörigen und die Familien hätten einen Dank verdient. «Es kann sein, dass jemand mitten in einem feinen Essen weglaufen muss. Und die anderen bleiben im Ungewissen zurück und müssen abwarten, bis der Einsatz vorüber ist.» Zumindest bei der Hauptübung mussten die Familien nicht zittern, sondern konnten hautnah erleben, wie die Feuerwehr ihren Job erledigt.
Intensives Jahr
Bis zur Hauptübung hatte die Feuerwehr Rietenberg 64 Einsätze zu bewältigen. Der Grossteil davon waren Bagatellereignisse wie Wespennester (43), Fehlalarme (6) oder Abklärungen ohne Intervention (4). Aber es gab auch zwei grosse Brandfälle in Dintikon sowie einen kleineren Brand, einen Fahrzeugbrand und zwei Strassenrettungen. Gleich zweimal mussten Personen aus Liftanlagen befreit werden.
Aktuell besteht die Feuerwehr aus 104 Mitgliedern. Sechs Personen mit zwischen 8 und 17 Dienstjahren wurden im Rahmen der Hauptübung verabschiedet. Dazu gab es mehrere Beförderungen: Manuel Breitschmid zum Gefreiten, Michael Graf zum Korporal, Raphael Störi zum Adjutant Unteroffizier und Kevin Breitschmid zum Oberleutnant. Ebenfalls zum Oberleutnant und zugleich zum neuen Vizekommandanten wurde Patrick Mathez ernannt. Er löst Markus Meyer ab, der das Vizekommando abgibt, der Feuerwehr aber weiter erhalten bleibt. Zudem wurden im vergangenen Jahr viele Kurse absolviert. --chh