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19.09.2025 Wohlen, PorträtZum Hinschied von Heini Stäger (15. April 1946 bis 9. September 2025)
Seine Schaffenskraft war umfassend und vielfältig. Heini Stäger liebte es, Lokalhistoriker zu sein. Als Autor hinterlässt er mit bedeutungsvollen Publikationen ein wertvolles ...
Zum Hinschied von Heini Stäger (15. April 1946 bis 9. September 2025)
Seine Schaffenskraft war umfassend und vielfältig. Heini Stäger liebte es, Lokalhistoriker zu sein. Als Autor hinterlässt er mit bedeutungsvollen Publikationen ein wertvolles Vermächtnis. Ein kleiner Trost: Heini Stägers Erbe wird weiter bestehen.
Er war Bezirksschullehrer und Lokalhistoriker. Er war in Kulturkreisen bestens bekannt – und anerkannt. Nur, auf diese Eigenschaften allein darf man Heini Stäger nicht reduzieren. Er war eine grosse Persönlichkeit – ohne sich je in den Vordergrund zu drängen. Heini Stäger war eine wichtige Stimme in Wohlen, nicht nur auf seinen Streifzügen durchs Dorf, bei seinen unzähligen Erkundungstouren mit dem Namen «Gang durch Wohlen», wo er oft zusammen mit Daniel Güntert die Historie von Wohlen erzählte und tief in die Vergangenheit blickte und Zusammenhänge erklärte.
Heini Stäger war in den letzten Jahren vor allem Lokalhistoriker, in der Zeit davor war er jedoch ganz viel mehr. Mitautor von Büchern. Berater und irgendwie auch das gute Gewissen von Wohlen. Aus diesen Gründen ist der Hinschied von Heini Stäger so schmerzvoll. Man wird ihn und seine sympathische Art, etwas Kompliziertes einfach zu vermitteln, schmerzlich vermissen.
Das Erstlingswerk ist ein wahres Schmuckstück
Eigentlich wollte Heini Stäger weder Lehrer noch Autor werden. Pilot war sein Traumberuf. Sein Interesse galt jedoch schon früh der Geschichte und den Sprachen. So ist er praktisch in den Lehrerberuf hineingerutscht. Und 37 Jahre lang geblieben. An der Bezirksschule war Stäger eine beliebte Lehrperson – nahe bei den Menschen, bei Schülern und Lehrschaft, auch nahe bei den Eltern. Eben eine Lehrkraft, die Tradition und Moderne verbinden und die jungen Menschen begeistern konnte. Mit 62 liess er sich frühzeitig pensionieren. So konnte er sich noch intensiver seinen grossen Hobbys widmen, dem Schreiben und der Lokalhistorie.
Sein Erstlingswerk geht weit zurück. Im Jahr 1978 war er für die Publikation «Wohler Erinnerungen» verantwortlich. Ein Bildband über das alte Wohlen aus Anlass der 800-Jahr-Feier. Heute ein wahres Schmuckstück. Ähnliches schuf er als Co-Redaktor zum Thema «Bahnhof Wohlen» im Jahr 1983. Auch da gab es ein grosses Fest. Und im Jahr 1993 griff er zusammen mit seinem Bruder Lorenz Stäger die Gedichte seines Vaters Robert Stäger auf. Aus dem einstigen Werk «Schnitz ond Hördöpfel» wurde «D’Familie Tschätter». Sein Vater und Mundartdichter Robert war wie Heini Lehrer an der Bezirksschule Wohlen (1936 bis 1967). Auch dieser Kreis hat sich harmonisch geschlossen. Erst mit den Jahren haben allerdings Lorenz und Heini den Wert der Texte ihres Vaters erkannt. Nicht weiter schlimm, dafür schätzen sie diese ums mehr.
«Spiritus Rector» und «Primus inter Pares»
Als besonderes Werk gilt das Jubiläumsbuch «100 Jahre FC Wohlen», erschienen im Jahr 2004. Heini Stäger war Teil des illustren Redaktionsteams. Im Editorial wurden seine Verdienste herausgehoben: «Heini Stäger wurde zum Spiritus Rector und zur ordnenden Hand und übernahm gleichzeitig die Aufgabe, die FCW-Geschichte von der Gründung bis ins Jahr 1970 aufzuarbeiten.» Da war er in seinem Element. Und Spiritus Rector – wie passend – ein führender, lenkender Wegbereiter, ein Bahnbrecher, ein Ideengeber. Er war bei diesem vielfältigen Nachschlagewerk über etliche Menschen – nicht nur über Fussballer, sondern auch Dorforiginale –, auch «Primus inter Pares». «Erster unter Gleichen», auch das hat Heini Stäger vorgelebt – ohne je über den anderen stehen zu wollen.
Weitere wichtige Publikationen folgten: «100 Jahre Anglikon» im Jahr 2012; «100 Jahre Gasversorgung Wohlen» 2013. Ein besonderes Werk gelang ihm zusammen mit Felix Bingesser mit dem «Chäberbuch» zum 80. Geburtstag von Irma Koch. Ein Buch, das nahezu vergriffen ist. Ein Werk über eine herzensgute Frau – geschrieben von zwei herzensguten Männern.
Er diente, wenn es ihn brauchte
Nein, Heini Stäger war kein Ämtlijäger, auch wenn er stets gesellig in der Mitte der Gesellschaft leben wollte. Wenn es ihn brauchte, stand er bereit. Sehr oft im Dienste der Gesellschaft. Als Präsident wirkte er für den Tennisclub, für die Volkshochschule Wohlen, für die CVP Wohlen und für die Finanzkommission der Ortsbürgergemeinde. 20 Jahre lang war er Vize der Historischen Gesellschaft Freiamt. Und acht Jahre lang nahm er für die CVP Einsitz im Einwohnerrat.
Heini Stäger hat so unzählige Geschichten geschrieben. Wertvolle Storys. Und Ereignisse mitgeprägt. Seine erste Führung durchs Dorf im Jahr 2001 dauerte beispielsweise von 9 bis 16 Uhr. Er wusste die Menschen eben zu fesseln. Oder Heini Stäger war auch Ratgeber bei beiden Ausgaben des Kinderbuches «Chnorrlimorrli» – damit die Freiämter Ausdrücke auch richtig interpretiert wurden.
Geschätzter Kolumnist
Heini Stäger war zwölf Jahre lang Kolumnist dieser Zeitung. Informativ, unterhaltsam, originell oder auch mal mahnend waren seine Kolumnen. Die Redaktion freute sich an jedem einzelnen Beitrag – er wohl auch. Zum Abschluss dieser Arbeit hatte er in den «Chäber» eingeladen, zum Vorlesen einiger Lieblingskolumnen. Der «Chäber» war ausverkauft – ein schönes Kompliment und eine Wertschätzung für seine Arbeit. Sein letzter grösserer Auftritt war beim Anlass «Punkt & Halbi» des Vereins Schlössli vor rund einem Jahr. Heini Stäger las Gedichte und Geschichten von Robert Stäger. Auf dem Tisch lag sein Strohhut, die Gäste im «Sternen» hörten ihm gespannt zu, und er erzählte und erzählte und war in seinem Element.
Am feierlichen Anlass für den neuen Friedensbaum in Wohlen Mitte Mai war Heini Stäger zwar anwesend, er sagte jedoch sein Referat ab. Bald folgte seine Leidenszeit. Am vergangenen 9. September ist er nach kurzer, schwerer Krankheit verstorben. Den Angehören unser herzliches Beileid.
Dass seine Stimme verstummt ist, dass er seine feine Feder nicht mehr schwingen wird – das ist ein grosser Verlust für ganz Wohlen, fürs ganze Freiamt. Aber Heini Stäger hinterlässt ein riesiges Erbe, dafür sollte sein Wohlen dankbar sein. Ewig. --dm
Die Abdankungsfeier findet heute Freitag, 19. September, 14.30 Uhr, in der katholischen Pfarrkirche in Wohlen statt.