Kalter Wind statt Kunstrauch
26.03.2024 Büttikon, Region OberfreiamtDie Feuerwehr Büttikon-Uezwil hat ihr neues TLF eingeweiht
Einen effektvollen Auftritt hatten die Neuerwerbungen an der Bollstrasse 100 in Büttikon. Die 150 Gäste liessen sich vom Glanz des TLF beeindrucken, daneben ging die Motorspritze etwas unter. ...
Die Feuerwehr Büttikon-Uezwil hat ihr neues TLF eingeweiht
Einen effektvollen Auftritt hatten die Neuerwerbungen an der Bollstrasse 100 in Büttikon. Die 150 Gäste liessen sich vom Glanz des TLF beeindrucken, daneben ging die Motorspritze etwas unter.
Thomas Stöckli
Durch eine Rauchwand hätte es fahren sollen, vorbei an den Spalier stehenden Feuerwehrleuten auf die vor dem Feuerwehrdepot wartenden Gäste zu, das neue Tanklöschfahrzeug der Feuerwehr Büttikon-Uezwil. Der stürmische Wind verunmöglichte diese Inszenierung jedoch. Er hätte den Übungsrauch schlicht verblasen. Die Feuerwehr wusste sich allerdings zu helfen. So stellte sie mit auf Sprühen eingestellten Hohlstrahlrohren einen Nebel mit ähnlichem Effekt her.
Hörbarer Unterschied
Mit heiserem Cis-Gis-Krächzen näherte sich um 14.16 Uhr erst das alte TLF, das mittlerweile in der Chemiewehrschule Zofingen in der Ausbildung eingesetzt wird. Aus Uezwil rauschte dann mit deutlich imposanterem Sirenenklang erst das Zugfahrzeug mit der neuen Motorspritze heran und schliesslich mit Musik dramatisch unterlegt das neue TLF. Rund 150 Interessierte wollten sich den grossen Moment nicht entgehen lassen. Nebst den «Büezi»- Feuerwehrleuten zeigten sich auch Delegationen der umliegenden Feuerwehren sowie Repräsentanten der Behörden um den Büttiker Gemeindeammann Gian Carlo Silvestri sowie der kantonalen Gebäudeversicherung.
Sie alle haben mit den zahlreichen Einwohnerinnen und Einwohnern aus den beiden Gemeinden bei zwar sonnigen, aber durch den Wind doch kalten Bedingungen ausgeharrt, bis der grosse Moment kam. Und sie machten anschliessend regen Gebrauch von der Möglichkeit, das neue TLF genau unter die Lupe zu nehmen. Ein Fahrzeug, das die Gemeinden 400 000 Franken gekostet hat, wobei die Gebäudeversicherung eine Kostenbeteiligung von 45 Prozent zusicherte.
Langer Prozess
Den Entscheid, das über 30-jährige TLF demnächst zu ersetzen, fiel bereits 2016. Angesichts der hohen Investition wurden zunächst allerdings Formen der Zusammenarbeit mit umliegenden Feuerwehren geprüft. Als feststand, dass die Feuerwehr in der bestehenden Form weitergeführt wird, ging man in Zusammenarbeit mit der AGV in die Planung. Mit dem Segen der Gemeindeversammlung wurde der Lastwagen noch 2021 bestellt. Die Auslieferung sollte sich allerdings verzögern. Im November 2022 erhielt eine Delegation der Feuerwehr zumindest Gelegenheit, im Rahmen einer Werksbesichtigung bei Rosenbauer in Linz, Österreich, den Aufbau eines baugleichen Fahrzeugs mitzuerleben. «Zwei Jahre vom Zuschlag bis zur Auslieferung – im Normalfall geht es schneller», zeigte sich Rico Käser von der Firma Rosenbauer selbstkritisch. Wobei das Chassis der Grund für die Verzögerung gewesen sei und nicht der Aufbau.
Segen erhalten
Im Dezember durfte «Büezi» das neue TLF dann endlich entgegennehmen – um sogleich mit der Ausbildung loszulegen. Einen ganzen Tag setzten sich Fahrer und Maschinisten intensiv mit dem neuen Einsatzfahrzeug auseinander. Seine Feuertaufe hatte der «Büezi-Löscher» bereits am 6. Januar. Bei einem Bagatell-Einsatz in der Rossweid. «Es war nur ein Wespennest in Brand geraten», blickt Feuerwehrkommandant Roger Weibel zurück, der mit seinen gut 60 Feuerwehrleuten ein Einsatzgebiet von 530 Hektaren abdeckt.
Den symbolischen Schlüssel nahm Roger Weibel von Rico Käser entgegen. Den göttlichen Segen vermittelte Pfarrer Ambrose Olowo. Die Ehre, das neue TLF auf Platz zu bringen, fiel Dominic Schwegler zu. «Das wollte ich mir nicht nehmen lassen», so der Chef der Maschinisten, der auch in der Beschaffungsgruppe aktiv war, mit breitem Lachen. Als grössten Unterschied zum bisherigen TLF, bei dem alles noch mechanisch lief, nennt er die Bedienung des Pumpenbetriebs per Touchscreen. Selbst der Motor lasse sich so vom Maschinistenbedienstand hinter dem Fahrzeug aus an- und abstellen. Zudem bringt ein Leiterlift neu das schwere Rettungsgerät vom Dach. Das ist nicht nur ein Bequemlichkeits-, sondern auch ein Sicherheitsaspekt, wie Schwegler betont: «So muss niemand mehr aufs Dach klettern, um die Leiter hinunterzureichen.»
Beim Aufbau ihres neuen «Flaggschiffs» durfte «Büezi» sich aktiv einbringen. So wählte man für die Materialunterbringung das System mit Flügeltüren, um an alle Gerätschaften gut ranzukommen. Bei der Aufteilung habe man das bewährte Konzept beibehalten. Fahrerseitig ist vor allem Schlauchmaterial untergebracht, aber auch etwas Sanitäts- und Elektromaterial. Beifahrerseitig befinden sich der grosszügige Atemschutz-Bereich sowie Schnellangriff – hier wird mit weniger Wasser, aber dreifachem Druck gearbeitet – und Feuerlöscher.
Übungsfrequenz erhöht
Die Freude am neuen Gerät sei bei der Mannschaft gross, verriet Schwegler. Um möglichst schnell mit vielen Leuten einen hohen Ausbildungsstand zu erreichen, haben die Maschinisten ihren Übungsaufwand erhöht. So sind neu auch bei den Atemschutzübungen jeweils vier, fünf Maschinisten dabei, um die Handgriffe zu verinnerlichen. Nicht zuletzt verbessern diese gemeinsamen Übungen die Zusammenarbeit an den Schnittstellen und fördern den Zusammenhalt der Truppe.
Das Interesse am neuen Fahrzeug war am Einweihungstag gross. Zahlreiche Kinder nutzten die Gelegenheit, mal hinters Lenkrad zu sitzen und für Erinnerungsfotos zu posieren. Deutlich weniger Beachtung fand derweil die ebenfalls neue Motorspritze. Sie lässt sich ganz ähnlich bedienen wie die Pumpe des TLF. Und auch hier beteiligt sich die AGV mit 45 Prozent an den Anschaffungskosten. Diese beschränken sich allerdings auf 47 000 Franken.
Vor dem kalten Wind fanden die zahlreichen Gäste dann beim Apéro im Schulhaus-Foyer Schutz. Und gegen 17 Uhr sollte sich der Festbetrieb dann an die «Feuer-Bar» im Feuerwehr-Magazin verlagern.