Kleine Orgel – grosse Werke

  27.09.2022 Büttikon

Kapellenverein Büttikon feiert seine 22-jährige Orgel

Ohne die Initiative von Nikolaus Sax und Otto Walti würde heute noch ein Harmonium in der Kapelle St. Nikolaus erklingen. Nun wurde das 20-Jahr-Jubiläum der Metzler-Orgel mit einem Konzert nachgeholt.

Monica Rast

Im Jahr 1996 entstand die Idee, in der Kapelle St. Nikolaus in Büttikon eine Pfeifenorgel einzubauen. Vier Jahre später konnte unter der Führung des damaligen Präsidenten des Kapellenvereins Büttikon Nikolaus Sax und des Organisten der Pfarrei Otto Walti das Instrument der Firma Metzler eingebaut werden.

Die ganze Dorfbevölkerung und die Vereine trugen zur Realisierung bei und wurden mit einem Spendenbarometer in Form einer Pfeife über den aktuellen Stand auf dem Laufenden gehalten. Dank einer grosszügigen Spende der Koch-Berner-Stiftung Villmergen und mit dem Erlös aus den Vereinsaktivitäten konnten die Kosten von 148 000 Franken damals beglichen werden. «Die wichtigsten Akteure waren die Menschen in Büttikon selber», erinnert sich Otto Walti.

Begleiterin und Zierde der Kapelle

Anlässlich ihres 20-Jahr-Jubiläums, das um zwei Jahre verschoben werden musste, fand am letzten Samstag ein Konzert in der Kapelle St. Nikolaus statt. Organisiert wurde das Jubiläumskonzert für alle Orgelliebhaber, Freunde klassischer Musik und Unterstützer der Kapelle.

Organist Stephan Kreutz verzauberte die Zuhörer. «Auch auf einer kleinen Orgel lassen sich grosse Werke spielen», verkündet Otto Walti, der mit Geschichte von Kapelle und Orgel die vorgetragenen Werke umrahmte. «Mit ‹Toccata und Fuge d-Moll BWV 565› erklang wohl zum ersten Mal das grandiose Bach-Werk in der Kapelle», meint Walti zum Eröffnungsstück in der 1696 erbauten Johannes-, später Nikolaus-Kapelle. «Wie lässt sich so etwas mit Händen und Füssen spielen», richtet er sich an die Zuhörer. Dazu meinte Johann Sebastian Bach selber: «Man muss nur zur rechten Zeit die richtigen Tasten treffen, den Rest erledigt das Instrument.» Und für Mozart war die Orgel sowieso die Königin aller Instrumente, was Otto Walti nur bestätigen konnte. Mit «Andante-Variationen in D-Dur» von Felix Mendelssohn-Bartholdy verzauberte der Organist ein weiteres Mal die Anwesenden, ganz besonders Otto Walti, der sich dieses Stück für einen ganz besonderen Abschied wünscht.

Um einen Organisten zu beschreiben, griff Walti nach den Worten von Johann Mattheson: «Ein Organist ist ein kunstreicher Kirchendiener und starker Klavierspieler, der die Komposition versteht.»

Orgel im Detail vorgestellt

Stephan Kreutz ist seit 2007 als Kirchenmusiker in Villmergen tätig. Gewann mit dem Orgelspiel Preise, ist als Dozent tätig und gibt im In- und Ausland Konzerte. In einer Vorführung der einzelnen Register, mit einer kleinen Melodie eines Kinderliedes, präsentierte er zugleich, was Improvisation an der Orgel bedeutet.

Ein Register ist die Reihe derselben Pfeifen mit gleicher Bauart und gleichem Material. «In der Regel ist jedes Register einer Klaviatur fest zugeordnet», erklärt der ehemalige Organist das Instrument. «Auf dieser Orgel sind es über 400 Pfeifen.» In einer Kostprobe hörten die Anwesenden die einzelnen Register und ihr improvisiertes Zusammenspiel.

Sogar Harald Schmidt spielte gerne Orgel

Das folgende Stück von Robert Jones «Cortège» mit schöner Melodie ist ein reines Manualiter-Stück, passt gut auf eine kleine Orgel und wird nur mit den Händen gespielt. Wer hätte gedacht, dass auch Entertainer Harald Schmidt ein Organist war. Walti mag ihn und erzählte aus dessen Zeit, als er noch für ein paar Mark Orgel spielte, und dies nicht besonders gut.

Angeblich sprechen Geistliche gern bei ihren Treffen über die Organisten. Welche, die gut spielten, und diejenigen, die die Orgel zu lange, zu laut oder zu wild spielten. In Büttikon gehört der Organist definitiv zu den gut spielenden, denn die über 70 Freunde der Orgelmusik genossen sichtlich jeden einzelnen Ton. Beim abschliessenden Ohrenschmaus aus einer Improvisation mit Einleitung, Variationen und Fuge über «Im Aargau sind zwei Liebi» brauchte es keine grosse Aufforderung mitzusingen. Textsicher allen voran Otto Walti.


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