Konstante des Bünzparks

  14.08.2020 Waltenschwil

Kajal Dutta ist Leiter der Pflegewohngruppe

Direkt neben der Bünz landete der Dartpfeil auf dem Areal des Waltenschwiler Bünzparks. Hier ist gerade ein zusätzliches Mehrfamilienhaus im Bau, wo ein Haus- und ein Zahnarzt untergebracht werden. Die Pflegewohngruppe ist das Herz des Bünzparks und Kajal Dutta ist schon seit sechseinhalb Jahren deren Leiter – mit Ausnahme des ersten Jahres seit deren Gründung. «Es ist eine sehr vielseitige Tätigkeit», sagt Dutta. Und er bezeichnet Bewohner und Mitarbeitende als grosse Familie. Diese Familie hat eine bewegte Zeit hinter sich. Die Auswirkungen der Coronapandemie beschäftigen Dutta und die Bewohner noch immer. --ake


Wie in einer grossen Familie

Sommerserie «Auf den Punkt»: Kajal Dutta leitet die Pflegewohngruppe des Bünzparks Waltenschwil

Seit sieben Jahren gibt es den Bünzpark in Waltenschwil und damit die dortige Pflegewohngruppe. Mit Ausnahme des ersten Jahres leitet Kajal Dutta diese. Er spricht von einer enorm abwechslungsreichen Tätigkeit und von den Coronavirus-bedingten Einschränkungen.

Annemarie Keusch

Das Stopp-Schild ist gross und auffällig. Externen ist kein Zutritt in die Pflegewohngruppe des Bünzparks möglich. Stattdessen weisen die Pfeile auf eine Klingel. Kajal Dutta trägt eine Maske, als er durch den Haupteingang nach aussen tritt. «Es ist schon eine sehr aussergewöhnliche Situation», sagt er. Als einschneidend bezeichnet er die Lage aber nicht, nicht mehr. «Dass während dem Lockdown keine Besucher zu unseren Bewohnern durften, das war für sie nicht einfach», sagt Dutta.

Seit sechseinhalb Jahren leitet er die Piegewohngruppe des Bünzparks, die dem Reusspark in Niederwil angegliedert ist. Mit 970 Stellenprozenten, plus drei Lehrlingen, werden 14 Bewohnerinnen und Bewohner betreut. «Wir sind eine Kleingruppe», sagt Dutta. Kein Vergleich mit grösseren Organisationen oder Heimen, auch, was die Arbeit betrifft. Denn auch als Leiter beschränkt sich Duttas Büroarbeit auf einen Tag in der Woche – durchschnittlich. Die restlichen Tage ist er im Bereich der Pflege tätig, wie die anderen angestellten Fachleute. «Das ist genau das Interessante für mich. Nur im Büro arbeiten, das könnte ich nicht.»

Über den Reussin den Bünzpark gefunden

Weder Waltenschwil noch den Bünzpark kannte Dutta, bevor er vor sechseinhalb Jahren seine Stelle hier antrat. Sein Lebensmittelpunkt ist in Windisch, seine ersten Berufsjahre absolvierte er bei den psychiatrischen Diensten in Königsfelden. Die Lehre als Psychiatriepfleger war die zweite, die er anfing, aber nicht abschloss. «Eine Weltreise kam dazwischen», sagt Kajal Dutta und strahlt noch heute. Es sind wohl schöne Erinnerungen, die daran hängen. Retour in der Schweiz erwarteten er und seine damalige Freundin ein Kind. «Zeit, seriöser zu werden.» Dutta schloss die Lehre als Psychiatriepleger ab, war einige Jahre in einem Teilzeitpensum tätig und hauptberuflich Hausmann. «Eine schöne Zeit.»

Es folgten Stationen im Reusspark in Niederwil und die letzten sieben Jahre leitete er eine kleine Piegewohngruppe mit sieben Plätzen in Gebenstorf. Dann kam der Anruf vom Reusspark. «Sie haben mich quasi überredet, mir das Ganze in Waltenschwil einmal anzuschauen», sagt Dutta und grinst. «Zu weit» sei es lerweile zur Normalität geworden. «Es gefällt mir sehr hier.»

Mit der Auslastung mehr als zufrieden

Dutta mag vor allem die Abwechslung. «Wir machen alles, vom Servieren des Essens bis zur Pflege der Bewohner.» Es könne durchaus vorkommen, dass er nach dem Essen beim Abwasch mithelfe. Aber dem Piegewohngruppenleiter gefällt auch das Familiäre. «In einer so kleinen Gruppe kennt man sich untereinander.» Kajal Dutta spricht von einer Grossfamilie.

«Es läuft», antwortet er auf die Frage, wie es dem Bünzpark gehe. Nach sieben Jahren habe sich die Pflegewohngruppe etabliert. Die Auslastung lag in den letzten Jahren konstant über 97 Prozent. «Höher als in grösseren Institutionen in der Umgebung.» Den Grund sieht Dutta darin, dass viele – vor allem ältere Leute aus Waltenschwil – das Familiäre schätzen. «Und sie finden es schön, ihr Dorf nicht verlassen zu müssen.» Aber Dutta weiss, dass die Grösse der Gruppe auch einige davon abhält, ihren Lebensabend hier zu verbringen. «Anonym ist es hier ganz sicher nicht.»

Grosse Unterstützung aus dem Dorf

Gute Gespräche mit dem Vorstand des Trägervereins, interessante Geschichten der Bewohnerinnen und Bewohner – Kajal Dutta fühlt sich wohl in Waltenschwil. «Es ist schön, wie viele Leute aus dem Dorf regelmässig bei uns vorbeischauen.» Auch die Unterstützung, etwa in Form von freiwilligen Helfern, die mit den Bewohnern spielen oder spazieren, schätze er sehr.

Kritik direkt an ihn getragen

Auch die Arbeit gefällt ihm, trotz der vielen Herausforderungen, die er und sein Team zu leisten haben. «Fachpersonal zu rekrutieren, ist beispielsweise eine schwierige Aufgabe.» Und auch von den Bewohnerinnen und Bewohnern kommen immer wieder Rückmeldungen. «Nicht nur gute», sagt Dutta und lacht. Er erachte es als gutes Zeichen, dass Kritik auch direkt an ihn getragen wird. «Das zeugt von Vertrauen.» Es ist ein Puzzleteil, das Dutta in der Piegewohngruppe des Bünzparks gefällt. «Ich habe nicht vor, wegzugehen», sagt er. Weg geht er nur gerne in den Ferien. «Ohne zu verreisen, sind es für mich quasi keine Ferien», sagt er schmunzelnd.

Die nächsten stehen vor der Tür. Bis dahin wartet aber noch die eine oder andere Nachtschicht auf den Pflegewohngruppenleiter.


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