Kultur wird auswärts genossen
26.07.2024 Aristau, Region OberfreiamtAristauer Kultur
Auf Ende Juli ist die Kultur- und Freizeitkommission in Aristau geschlossen zurückgetreten. Warum und ob es Kultur im Dorf braucht, wird wohl in den nächsten Wochen geklärt werden müssen.
Roland Stampfli, der die Kultur- und ...
Aristauer Kultur
Auf Ende Juli ist die Kultur- und Freizeitkommission in Aristau geschlossen zurückgetreten. Warum und ob es Kultur im Dorf braucht, wird wohl in den nächsten Wochen geklärt werden müssen.
Roland Stampfli, der die Kultur- und Freizeitkommission sechs Jahre leitete, und seine Kommissionsmitglieder sind an Grenzen gestossen. Der ehemalige Balsthaler Gemeindepräsident wird sich laut eigenen Angaben auch in der Zukunft wieder engagieren. --vaw
Die Kultur- und Freizeitkommission in Aristau tritt geschlossen zurück
In der Kultur- und Freizeitkommission in Aristau brodelt es. Die Kommission ist geschlossen zurückgetreten. Die Anfrage beim Gemeinderat ergab, dass noch ungewiss ist, wie es mit der Kommission weitergeht.
Aus einem Sommergespräch wird eine Geschichte um Kultur und Freizeitangebote in einer kleinen Gemeinde wie Aristau. Man lud den Präsidenten der Kultur- und Freizeitkommission Aristau Roland Stampfli ein, um von ihm mehr darüber zu erfahren, wie Kultur auf dem Land gelebt wird. Welche Erfahrungen die Kommission macht und was bei den Einwohnern Anklang findet. Das Gespräch beginnt mit der Überraschung, dass die Kommission auf Ende Juli geschlossen ihr Amt niederlegt. Wobei zwei der sechs Mitglieder bereits im Frühling zurückgetreten sind. Im Umfeld der Kommission ist zu vernehmen, dass es um fehlende Unterstützung und schwierige Kommunikation geht. Die Situation zeigt auf, wie wenig vernetzt Kultur in Aristau zu sein scheint.
Welche Ziele verfolgt Kultur in einem Dorf?
Auf Anfrage beim Vorsteher der Ressorts Kultur Fabian Trüeb ist zu erfahren, dass der Gemeinderat von der Demission Kenntnis genommen hat. Wie es weitergehen soll, darüber besteht zum aktuellen Zeitpunkt noch kein Plan. «Ob und wie wir in Zukunft das Kultur- und Freizeitangebot gestalten, ist ungewiss», so Trüeb in seinem kurzen Statement. Zu diesem Zeitpunkt war der Gemeinderat nicht bereit, weitere Fragen zum Thema zu beantworten. Seit 2008 besteht die Kommission für Kultur- und Freizeit in Aristau. Grössen wie Philipp Galizia, Susanne Kunz, Hanspeter Müller-Drossaart waren zu Gast. Vor sechs Jahren hat Roland Stampfli die Leitung der Kommission übernommen. «Wir waren voller Elan und motiviert und haben anfänglich übersehen, wie begrenzt das Interesse an Kulturveranstaltungen im Dorf ist.» Ein Argument, welches ins Spiel kommt, besagt, dass Muri mit seinem kulturellen Angebot eine Sogwirkung habe. «Wer kulturelle Interessen lebt, der ist auch bereit, diese auswärts zu konsumieren», diese Erfahrung haben Stampfli und seine Kolleginnen und Kollegen gemacht und vonseiten Gemeinderat zu hören bekommen. In diesem Frühsommer kamen die Mitglieder der Kommission zur Überzeugung, dass es wenig Sinn macht, einfach Sitzungen abzuhalten, deren Ergebnis nur wenige motiviert. Es sind Stimmen da, die erzählen, dass Kommunikation und Unterstützung zwischen dem Gemeinderat und der Kommission ausbaufähig wären. Dies hat die Kommissionsmitglieder dazu bewogen, zurückzutreten. Was mit den Angeboten passiert, die laufen, und wie bzw. ob diese weitergeführt werden, ist zum heutigen Zeitpunkt offen.
Auf den Rücktritt der Kommission in globo hat der Gemeinderat nicht reagiert. «Wir erhielten das Protokoll der Gemeinderatssitzung, worin die Demissionen akzeptiert wurden», so der ehemalige Leiter der Kommission. Der Gemeinderat hat entschieden, zu einem späteren Zeitpunkt zu beraten, und wird dann festlegen, was aus der Kultur- und Freizeitkommission wird.
Programmpunkte, die funktionieren
Es gibt Programmpunkte im Angebot der Kommission, die auf Interesse gestossen sind. «Wir haben einen ‹Round-Table› in englischer Konversation aufgezogen», erklärt Stampfli. Dieses Angebot ist erfreulicherweise gewachsen. Wir überlegen, ob die Gruppe künftig aufgeteilt wird, damit entsprechend dem Sprachniveau gearbeitet werden kann. Michelle Fawcett, eine versierte Kursleiterin, die ihre Fachkenntnisse und Begeisterung an die Teilnehmer weitergibt, leitet dieses Angebot. Der «Kaffee-und-Gipfeli-Treff» der jeden ersten Mittwoch im Monat im Vereinslokal stattfindet, erhält regelmässigen Besuch von einer Gruppe, die den Austausch geniesst.
Auch der Dorftreff, der jeden zweiten Dienstag im Monat mit einem Thema stattfindet, hat seine regelmässigen Teilnehmer. Stampfli erzählt: «Die zwei Themenabende ‹Stromversorgung› und ‹Wasserversorgung› wurden von vielen Interessierten besucht. Wir konnten jeweils einen Saal voller Besucher begrüssen. Ähnliche Themen können gegebenenfalls vom Gemeinderat einberufen werden.»
Welche Art von Kultur benötigt eine kleine Gemeinde?
Ist die Programmgestaltung richtig? Vielleicht ist dies eine Frage zum Wie-Weiter. Was benötigt die Gemeinde in der Zukunft? Diese Fragen wird der Gemeinderat sich wohl stellen, wenn er darüber berät und entscheidet, wie es weitergeht. Dabei wird wohl die Frage, welchen Stellenwert ein Kulturprogramm in einer Gemeinde wie Aristau haben soll, dazukommen.
Stampflis Erkenntnisse aus den vergangenen Jahren ist: «Es gibt starke Vereine im Dorf, die ihr Vereinsleben organisieren und deren Anlässe auf grosses Interesse stossen. Sie finden Rückhalt in der Gemeinde. Der Kulturund Freizeitkommission fehlt dieser Rückhalt im Dorf.» Er zeigt dies anhand von Angeboten wie der Autorenlesung oder einem Comedy-Abend, welchen die Kommission organisierte. Wenn an einem solchen Abend zwanzig bis dreissig Zuschauer den Anlass besuchen und die Hälfte der Besucher aus der Kommission stammt, stehen Aufwand und Ertrag in keinem Verhältnis. --vaw