Kulturgut aktiv erhalten

  30.09.2022 Zufikon

Am Sonntag, 2. Oktober, findet in der katholischen Kirche ein Drehorgelkonzert statt

Zwei Drehorgelspielerinnen und drei Drehorgelspieler präsentieren am kommenden Sonntag in Zufikon ein Konzert. Die Murianerin Gertrud Laube organisiert den Anlass zusammen mit dem Zufiker Josef Breitschmid. Sie ist vom Instrument begeistert.

Roger Wetli

«Viele Leute haben Freude, wenn sie eine Drehorgel sehen», weiss Gertrud Laube. «Auch ich war schon immer fasziniert von diesen Instrumenten. Dasselbe galt für meinen Vater.» Heute besitzt sie selber zwei Drehorgeln und möchte diese Freude am kommenden Sonntag mit der Bevölkerung teilen.

Erschwingliches Instrument

Dass sie selber mal solche Instrumente besitzen könnte, war für die Murianerin lange nicht vorstellbar. «Am Fest zu meiner Pensionierung spielte Hans Schmid aus Villmergen. Da wurde mein Interesse erst richtig geweckt», blickt sie zurück. Schmid spielt nicht nur Drehorgeln, sondern verkauft sie auch. «Also habe ich mal geschaut, was sie kosten, und dabei festgestellt, dass gerade Occasionen durchaus erschwinglich sind.» Nach und nach sei sie daraufhin in die Szene hineingerutscht.

Ihr erstes Konzert spielte Gertrud Laube in der katholischen Kirche von Zufikon 2018. «Der Anlass entstand, weil mich Josef Breitschmid aus Zufikon anfragte, ob ich mit ihm zusammen dieses Konzert organisieren möchte. Also haben wir ein Datum gesucht und weitere Drehorgelspieler eingeladen.» Die Kirche von Zufikon verfüge für dieses Instrument über eine tolle Akustik. Am kommenden Sonntag treten nun neben Laube und Breitschmid auch dessen Ehefrau Jolanda, Cyrill Schulthess aus Althäusern und Ueli Temperli aus Geltwil auf. «Jeder spielt drei Lieder. Das Programm haben wir gemeinsam zusammengestellt», gibt Gertrud Laube Einblick. Sie betont: «Drehorgeln können mehr als nur die typische Chilbimusik zum Besten geben.» So hat sie am Sonntag zum Beispiel die «Swiss Lady» von Pepe Lienhard im Programm oder Jolanda Breitschmid «El Condor Pasa».

Fasziniert ist Gertrud Laube nicht nur vom Klang und vom Aussehen der Drehorgeln, sondern auch von ihrer Technik. «Mit dem Drehen des Rades wird ein Blasbalg bewegt, der die Luft anzieht und wegpresst. Gleichzeitig treibt das Rad ein Papierlochband an. Wo es gerade ein Loch gibt, wird Luft durch eine der Pfeifen geblasen, was schliesslich die Musik erzeugt.» In Zufikon werden dieses Jahr Drehorgeln zu hören sein, welche über 22 bis 84 Pfeifen verfügen.

«Die grösste Herausforderung zu Beginn war für mich, das Rad gleichmässig zu drehen, also nicht zu schnell und nicht zu langsam», erklärt sie. «Speziell macht für mich das Instrument, dass man ohne Strom nur mit Drehen Musik erzeugen kann.» Wobei, 100 Prozent auf Technik verzichtet Gertrud Laube nicht. «Die kleinere meiner beiden Drehorgeln ist mit einem Memorystick versehen. Darauf sind über 300 Lieder gespeichert. Diese werden dann mechanisch und mit einem Akku eingespeist. Drehen muss ich die Orgel aber trotzdem.» Ansonsten kämen aber immer noch die Lochbänder zum Einsatz.

Kaum aussterben

Sie betont, dass in Zufikon neben einem Instrument von 1920 alle anderen Drehorgeln Jahrgänge zwischen 1984 und 1994 hätten. Erst 2015 wurde der Schweizer Drehorgelclub gegründet, dem die Murianerin 2017 beigetreten ist. «Ich war schon an Treffen mit 50 Drehorgelspielern. Besonders in Erinnerung bleibt mir der Umzug an der Olma 2019, wo wir mitlaufen durften», strahlt sie. Sie komme mit ihren beiden Orgeln auch immer häufiger in der Schweiz herum. «Ich war schon mehrmals in Brunnen, im Verkehrshaus Luzern, auf dem Gurten und jetzt öfters im Schongiland. Es macht einfach Spass.»

Bei den Spielern in Zufikon handelt es sich aber nicht um einen eigenen Verein, sondern um eine lose Gruppierung. «Man kennt sich sehr schnell», lacht sie. «Wobei es mehrheitlich ältere Spieler mit vereinzelt jüngeren Personen sind.» Trotzdem macht sich Gertrud Laube keine Sorgen, dass dieses Kulturgut bald aussterben könnte. «Solange die Leute Freude und Interesse daran haben, bleibt es erhalten. Deshalb erklären wir am Sonntag nach dem Konzert auch gerne unsere Instrumente.»

Das Drehorgelkonzert findet am Sonntag von 17 bis 18.30 Uhr in der katholischen Kirche St. Martin in Zufikon statt. Eintritt frei. Kollekte zur Deckung der Unkosten.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote