Langfristig das Problem lösen
13.11.2020 JonenStimmberechtigte genehmigten neue Wasserleitung und verabschiedeten den Gemeindeschreiber
67 Personen trotzten der Pandemie und nahmen mit Abstand und Masken an der Gemeindeversammlung in der Mehrzweckhalle teil. Sie stimmten dem Bau einer Wasserleitung nach Affoltern am Albis zu, welche die Trinkwasserversorgung von Jonen für lange Zeit sichern sollte.
Roger Wetli
«Wir müssen zu unserem Trinkwasser Sorge tragen», erklärte Gemeinderat Dieter Brodbeck. Er wies darauf hin, dass die Quellfassung «Himmelrich» wegen zu hohen Nitratwerten seit 2015 nicht mehr genutzt werden darf. «Im Spitzenbedarf fehlen deshalb eigene Trinkwasser-Ressourcen von zirka 450 Kubikmeter pro Tag. Diese Fehlmenge muss von benachbarten Wasserversorgungen bezogen werden.» Deshalb wurde in diesem Sommer innert 14 Tagen eine Notwasserleitung in Richtung Affoltern am Albis gelegt.
Im Auge behalten
Diese soll nun für 1,21 Millionen Franken durch eine definitive Leitung ersetzt werden. Jonen zahlt dabei die Kosten bis zur Gemeindegrenze. Diese betragen rund 850 000 Franken. Das Projekt wurde an der Gemeindeversammlung genehmigt. «Damit haben wir eine Versorgungssicherheit für die nächsten 30 bis 40 Jahre», betonte Dieter Brodbeck. «Und wir können dadurch auch eine Übernutzung des Grundwasservorkommens im Pumpwerk Grien verhindern und den Löschschutz in der Siedlung Lindenhof und im Schützenhaus Jonen Ottenbach verbessern.» Die Transportleitung wird 1200 Meter lang. «Wir hoffen aber auch, dass der zu hohe Nitratgehalt irgendwann mal wieder abnimmt und wir die Quelle Himmelrich wieder nutzen können.»
Genau da setzte ein Anwesender an: «Das Hauptproblem ist der ausgewiesene Nitratwert. Die Verursacher sind klar in der Landwirtschaft zu finden. Was wir hier tun, ist eine Pflästerlipolitik», stellte er fest. «Was macht der Gemeinderat, um eine Lösung zu finden?» Brodbeck beteuerte, dass in den vergangenen Jahren mit verschiedenen Massnahmen versucht worden sei, den Ort herauszufinden, wo das Problem entsteht. «Leider war dies ohne Erfolg, weshalb wir jetzt handeln müssen. Zudem dauert es 20 bis 30 Jahre, bis eine Massnahme gegen das Nitrat wirkt. Die Leitung löst das Problem kurzfristig. Das andere behalten wir im Auge», versprach er.
Konstante beibehalten
Bei der Finanzplanung rechnete der Gemeinderat vor, dass Jonen wohl bald wieder schuldenfrei sein wird. «Die grossen Projekte wie der Bau des neuen Schulhauses oder des Feuerwehrmagazins sind vorbei», erklärte Vizeammann Philipp Ackermann. Trotzdem würde es in den nächsten fünf Jahren noch einiges zu tun geben.
Er erwähnte dabei den Hochwasserschutz, der zurzeit gebaut wird. 2023 soll das Gemeindehaus punktuell saniert werden. Zwei Jahre später wird ein neues Tanklöschfahrzeug der Feuerwehr benötigt. «Im gleichen Jahr sind eine Million Franken für die Renaturierung des letzten Teils des Jonenbaches vorgesehen», schaute Ackermann voraus. «Dieses Projekt wurde wegen der hohen Kosten für den Hochwasserschutz für einige Jahre zurückgestellt.» Er erklärte, dass die Gemeinde eine Strategie des «konstanten Steuerfusses» fährt. «Wir wollen damit nicht regelmässig hoch und runter, sondern den Bürgern eine gewisse Planungssicherheit geben.» Die Stimmberechtigten genehmigten die beantragten 92 Prozent.
Rasch verzichtbar machen
Längst vorbei sind die Zeiten, als er noch bei über 160 Prozent lag. Einer, der damals schon auf der Gemeindeverwaltung arbeitete, ist Gemeindeschreiber Arnold Huber. Er beendet in diesen Tagen nach 38 Jahren in dieser Funktion und drei Jahren als Lehrling seine Tätigkeit. «Ich habe für die Gemeinde gelebt. Manchmal über meine Grenzen hinaus», gab er sich selbstkritisch. «Ich würde es aber wieder so machen. Dieser Beruf kennt keine Kompromisse.» Er sei heute reich an Erfahrungen, die er nicht missen möchte. «Die vier Jahrzehnte fast unbeschadet zu überstehen, verdanke ich meiner Familie», wusste er. «Ich möchte mich jetzt möglichst rasch verzichtbar machen. Es wird mir nie egal sein, wohin die Gemeinde steuert.» Dem Gemeinderat riet er, zu den Leuten auf der Verwaltung Sorge zu tragen. «Sie haben es verdient.»
Gemeindeschreiber bleiben
Gemeindeammann Jürg Rüttimann lobte «seinen» Gemeindeschreiber als stillen Schaffer im Hintergrund. «Du bist nie ein Dorfkönig gewesen. Das wolltest du auch nie sein. Der Gemeinderat schätzte die Zusammenarbeit mit dir.» Gemeinderäte würden kommen und gehen, Gemeindeschreiber dagegen blieben.
Nach 38 Jahren ging jetzt mal der andere. Die Anwesenden würdigten diesen Jahrzehnte währenden und intensiven Einsatz mit einem lang anhaltenden Applaus.
Die Beschlüsse
An der Gemeindeversammlung in der Mehrzweckhalle nahmen 67 von 1458 Stimmberechtigten teil. Das absolute Mehr lag bei 292 Stimmen. Alle Beschlüsse mit Ausnahme der Zustimmung zur Einbürgerung unterstehen dem fakultativen Referendum.
Sämtliche Anträge wurden ohne Gegenstimmen angenommen. Es sind dies: 1. Protokoll vom 29. Juni. – 2. Kredit von 850 000 Franken als Anteil von Jonen für den Bau eines Netzverbundes zwischen den Wasserversorgungen Jonen und Affoltern am Albis. – 3. Kredit von 276 000 Franken als Anteil von Jonen für die Erstellung einer Schlammentwässerungsanlage auf dem Gelände der ARA Kelleramt in Unterlunkhofen. – 4. Sanierung des Altersheims «Bärenmatt» Bremgarten des Gemeindeverbandes Regionale Alterszentren Bremgarten, Mutschellen, Kelleramt. – 5. Budget 2021 mit einem unveränderten Steuerfuss von 92 Prozent. – 6. Ein Einbürgerungsgesuch. --rwi