Licht abschalten

  23.06.2020 Jonen

Das Reussdorf liegt zurzeit nachts im Dunkeln

Vier Wochen lang leuchten in Jonen in der Nacht keine Strassenlampen mehr. Der Gemeinderat testet damit, wie dieses neue Regime bei der Bevölkerung ankommt. Er möchte damit die eigene Lichtverschmutzung mindern.

Roger Wetli

Von Montag bis Freitag liegt Jonen jeweils zwischen 1.30 und 5 Uhr im Dunkeln. In den Nächten auf Samstag und auf Sonntag leuchten die Strassenlampen weiterhin die ganze Zeit. Dieses Experiment des Gemeinderates dauert bis und mit Freitag, 10. Juli. «Wir möchten damit unnötigen Stromverbrauch und Lichtverschmutzung verhindern», erklärt Gemeinderat Dieter Brodbeck. «Gemäss dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) sind unnötige Lichtverschmutzungen zu vermeiden. Im Kanton Aargau werden in vielen Gemeinden die Abschaltungen wieder eingeführt.»

Bevölkerung mit gespaltener Meinung

Der Gemeinderat führte im Januar und Februar eine Umfrage in der Bevölkerung zu diesem Thema durch. Die ausgewerteten Rückmeldungen zeigten eine Pattsituation. Zirka 50 Prozent möchten wie bisher die Strassenbeleuchtung die ganze Nacht über eingeschaltet lassen. «Sie begründen das mehrheitlich mit Bedenken zur Sicherheit», so Brodbeck. Die andere Hälfte der Rückmeldungen ist einer nächtlichen Abschaltung positiv gegenübergestellt.

Damit Jonen Erfahrungen sammeln kann, gibt es jetzt diese vierwöchige Testphase. Dabei werden sämtliche Strassenlampen im Gemeindegebiet nicht mehr leuchten. «Für einen Test wäre eine differenzierte Ausschaltung mit unverhältnismässigem Aufwand verbunden», erläutert Dieter Brodbeck. Die Pause des Experiments am Samstag und Sonntag wählte der Gemeinderat bewusst. «Es gibt dann einige Nachtschwärmer. Diesen möchten wir genügend Licht auf dem Heimweg zur Verfügung stellen.»

Technisch noch zu wenig ausgereift

Wie lange Strassenlampen leuchten, kann im Aargau jede Gemeinde selber entscheiden. Eine gesetzliche Grundlage fehlt dazu. «Vom Kanton gibt es nur Empfehlungen», so Brodbeck. Der Rat verfolgt aufmerksam, was in den umliegenden Gemeinden diesbezüglich geschieht. So war Dieter Brodbeck in diesem Frühling an der Infoveranstaltung in Oberlunkhofen, als die Gemeinde über den geplanten Ersatz der heutigen Strassenlampen durch LEDs informierte. Dabei wurde ein System vorgestellt, das dann zu leuchten beginnt, wenn jemand wieder unterwegs ist. Danach schaltet es wieder automatisch ab. Der Fussgänger oder Fahrzeuglenker merkt dabei gar nicht, dass das Dorf eigentlich im Dunkeln liegt.

Für Jonen kommt diese Technik zurzeit noch nicht infrage: «Solche Systeme sind technisch sehr aufwendig und teuer», weiss Dieter Brodbeck und schaut voraus: «Sie müssen sich in der Praxis erst noch bewähren, bevor wir einen solchen Einsatz prüfen.»

Auswertung im Herbst

Ein Blick in die Nachbardörfer im Kanton Zürich zeigt, dass diese Gemeinden die Strassenbeleuchtungen nachts bereits abschalten. «Wir haben keine Abklärungen getroffen», erklärt der Joner Gemeinderat. «Wir wissen jedoch aus Gesprächen mit dem Gemeinderat von Ottenbach, dass keine negativen Folgen durch die Abschaltung bekannt sind.»

Jonen führt jetzt den Test durch. «Wir hoffen praktische Erfahrung zu sammeln und auf weitere Rückmeldungen von der Bevölkerung», so Brodbeck. Er wünscht sich möglichst viele schriftlich verfasste Pro und Kontras. «Der Gemeinderat wird diese auswerten und entscheidet im Herbst, wie wir weiter vorgehen.»

Rückmeldungen können dem Gemeinderat per E-Mail an gemeinderat@jonen.ch gesendet werden.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote