Massive Aufwertung in Sicht

  15.12.2020 Wohlen

Der Bahnhof Wohlen wird tatsächlich zur ÖV-Drehscheibe: Weichen sind für die Projektierung gestellt

Ein riesiger Schritt zur Weiterentwicklung des Bahnhofs Wohlen ist getan. SBB, Kanton, Verkehr Aargau und die Gemeinde Wohlen verfolgen die gleichen Ziele. Die Voraussetzungen für die Umsetzung von vier Teilprojekten und eine klare Qualitätssteigerung sind erfüllt.

Daniel Marti

Weg mit dem Freiverlad. Weg mit dem Güterschuppen. Neue Streckenführung und neuer Endbahnhof für Aargau Verkehr (früher BD-Bahnhof genannt). Verbesserung des öffentlichen Raumes und Weiterentwicklung des südlichen Arealteils. Das ist der Prozess, der nun definitiv eingesetzt hat. Und weitergeführt wird. Die Partner – SBB, Kanton, Verkehr Aargau und Gemeinde Wohlen – sind sich einig. «Wir sind auf einem super-guten Weg», sagt beispielsweise Marco Lombardi, Stellvertretender Leiter Sektion öffentlicher Verkehr des Kantons Aargau.

Der nächste wesentliche Schritt

Die Baustellen auf dem südlichen Bahnhof-Gelände sind bekannt: Die Endstation der Aargau Verkehr AG ist mehr als sanierungsbedürftig und schon lange nicht mehr zeitgemäss. Der Freiverlad kommt allen Areal-Entwicklungen in die Quere. Und der Güterschuppen erinnert an eine Zeit, die längst überholt ist. Auch er steht im Weg. Vom Bahnhof-Hauptgebäude aus gesehen Richtung Oberfreiamt tun sich nur Probleme auf. Das Hauptgebäude steht unter Denkmalschutz, aber die restliche Infrastruktur genügt dem heutigen Standard schon lange nicht mehr.

Der Gemeinderat Wohlen betont schon seit Jahren, dass der Bahnhof Wohlen zur attraktiven ÖV-Drehscheibe werden muss und für die gesamte Region von grosser Bedeutung ist. Mit der neuen, bereits realisierten Personenunterführung West, mit dem aktuellen Bau des neuen Bushofes und mit der Neugestaltung des Bahnhofplatzes hat dieser Prozess schon begonnen. Nun kann der nächste wesentliche Schritt geplant werden.

Der wesentlichste Punkt, um alle Probleme lösen zu können, ist die Verlegung des Freiverlads. «Alle Fahrten dorthin führen durchs Zentrum», sagt Gemeindeammann Arsène Perroud. «Der Freiverlad muss raus aus dem Wohler Zentrum.» Dieser Meinung ist man in Wohlen schon seit längerer Zeit. Nun steht die Absichtserklärung, dass der Freiverlad nach Dottikon bei der Umspannanlage verlegt wird, Der neue Standort liegt jedoch auf Villmerger Boden, dies ist vor allem wichtig bei der neuen Erschliessung der Anlage.

Favorisierter Standort: Freiverlad nach Dottikon

Die Verlegung des Freiverlads sei tatsächlich ein «sehr langer Prozess», bestätigt Marco Lombardi. «Der Freiverlad in Wohlen ist eben nicht der einzige Problempunkt. Pro Zentrum braucht es einen Freiverlad.» Und von den SBB sei zudem eine genaue Analyse verlangt worden. «Insgesamt wurden in der Region acht Standorte analysiert.» Seit zwei, drei Jahren ist der Standort in Dottikon der Favorit. Und so ist es auch geblieben. Im Durchschnitt fahren täglich 30 Lastwagen den Freiverlad an. Diese werden in ein paar Jahren am Siedlungsrand von Dottikon weniger störend sein. «Die Auslagerung des Freiverlads ist der Kern der Weiterentwicklung. Die braucht es einfach», betont Perroud.

Seit die Idee mit der Verlagerung aufgetaucht ist, wurde mit einer finanziellen Beteiligung von 2,5 bis 3 Millionen Franken gerechnet oder eben spekuliert. Diese Zahl sei heute noch einigermassen relevant, sagt Stefan Leuenberger, Bereichsleiter Planung, Bau und Umwelt der Gemeinde Wohlen.

Neue Endstation verbessert die Umsteigequalität

«Eigentlich nichts Neues ist die Verschiebung der Endstation von Aargau Verkehr», erklärt der Gemeindeammann. Der Entscheid, dass diese Station an die Stelle des Güterschuppens rückt, teilen nun alle Partner. Kommt hinzu, dass die jetzige Station «stark sanierungsbedürftig ist». Eine Sanierung wäre etwa gleich teuer wie ein Neubau. Die neue Positionierung wird allerdings die Umsteigequalität enorm verbessern und vereinfachen. Gleichzeitig wird auch die bestehende Personenunterführung Ost eine Optimierung erfahren. Durch diese Verschiebung entsteht ein neuer öffentlicher Raum – zwischen der neuen Endstation und der reformierten Kirche. «Dies ist eine weitere Aufwertung des Bahnhofplatzes», schwärmt Gemeindeammann Arsène Perroud bereits heute.

Und als letzte Entwicklungsstufe kann dann das ganze Areal am südlichen Rand, dort, wo heute die Parkplätze aufgereiht sind, weiterentwickelt werden. Dieses Landstück gehört den SBB. Vor allem fürs Gewerbe liegt dieses Areal mit der Nähe zum Bahnhof optimal. Dieses Landstück wird dann von der Abteilung Immobilien der SBB weiterentwickelt, wobei es bisher noch keiner Zone zugesprochen worden ist. «Die Nutzung wird moderat ausfallen», kann Lombardi heute schon verraten.

Bund unterstützt das Gesamtkonzept

«Die Absichtserklärung ist ein durchwegs positives Zeichen von den SBB», betont Marco Lombardi von der Sektion öffentlicher Verkehr des Kantons Aargau. «Der Bund unterstützt das Gesamtkonzept, auch die Finanzierung der neuen Endstation trägt er mit, und die Bedingungen für die Verlegung des Freiverlads hat er akzeptiert.» Mit allen diesen Zusagen sind die Weichen gestellt in eine bessere Zukunft des gesamten Bahnhofs Wohlen. «Wir werden mit allen diesen vier Teilprojekten eine massive Aufwertung des Bahnhofs erfahren. Das ist ein grosser Schritt», ergänzt Gemeindeammann Arsène Perroud.

Nun geht es an die Ausarbeitung aller vier Teilprojekte: Neue Einführung von Aargau Verkehr mit neuer Endstation, Neubau Aufgang Personenunterführung Ost, Aufwertung öffentlicher Raum, Arealentwicklung inklusive Verlegung Freiverlad. Diese vier Teilprojekte greifen ineinander und werden den Bahnhof Wohlen tatsächlich zur ÖV-Drehscheibe der ganzen Region machen.


Im einstelligen Millionenbereich

Bahnhofentwicklung: Finanzen und Zeitplan

Im nächsten Sommer wird der neue Busbahnhof eingeweiht. Das ist die einzige konkrete Zeitangabe rund um die Weiterentwicklung des Bahnhofs. Das südliche Bahnhofgelände wird ebenfalls neu entwickelt (siehe Hauptartikel), Zeitangaben und Kosten können dazu jetzt noch nicht konkret genannt werden.

Im Frühling geht es um den Projektierungskredit

Der nächste Fixpunkt ist die Vorlage für den Projektierungskredit. Dieser Bericht und Antrag wird laut Gemeindeammann Arsène Perroud im kommenden Frühling präsentiert. Dann wird auch der gesamte Prozess mit den verschiedenen Teilprojekten aufgezeigt, inklusive Finanzen. Die Kostenbeteiligung der Gemeinde Wohlen liegt gemäss aktuellem Planungsstand im einstelligen Millionenbereich.

«Ein konkreter Kostenteiler wird im weiteren Planungsprozess zwischen den Projektpartnern ausgearbeitet», so der Gemeindeammann. Man hüte sich jetzt vor Zahlen, sagt Marco Lombardi, Stellvertretender Leiter Sektion öffentlicher Verkehr Kanton Aargau. «Nennt man jetzt eine Zahl, dann bringt man sie in den Diskussionen nicht mehr weg.»

Finanziell ist Wohlen der kleinste Player der Partner

Die Gemeinde Wohlen stehe aber nicht alleine da, beschwichtigt Lombardi. «Gemessen an den Gesamtkosten ist die Gemeinde Wohlen der kleinste Player der vier Partner», so Gemeindeammann Perroud.

Der mit Abstand grösste Kostentreiber sind die neue Einführung und die neue Endstation von Verkehr Aargau. «Das macht einen zweistelligen Millionen-Betrag aus», ergänzt Lombardi.

Der grösste Kostenpunkt für die Gemeinde Wohlen wird die Aufwertung des öffentlichen Raumes darstellen. Und bei der Verlegung des Freiverlads wird mit einer Kostenbeteiligung für die Gemeinde von 2,5 bis 3 Millionen Franken gerechnet. Gleichzeitig wird Wohlen von der Mehrwertabgabe (beim SBB-Land) profitieren, und diese Gelder können dann wieder ins Bahnhofareal investiert werden.

Freiverlad in fünf Jahren weg, neue Endstation braucht Geduld

Auch zu einem allfälligen Zeitplan kann der Gemeindeammann noch nichts Konkretes sagen. Die neue Endstation von Verkehr Aargau sollte ursprünglich bis Ende 2023 realisiert sein, sofern das Behindertengleichstellungsgesetz termingerecht umgesetzt wird. Dieser Zeitrahmen reicht allerdings nicht. Die Inbetriebnahme des neuen Endbahnhofs könne im Jahr 2027 oder 2028 erfolgen, so Perroud. «Und der Freiverlad sollte bis im Jahr 2025 weg sein, erst dann kann die Arealentwicklung erfolgen.»

Zuerst ist jetzt der Gemeinderat mit der Vorlage für die Projektierung am Zug (im kommenden Frühling). Dann wird auch der Einwohnerrat ein gewichtiges Wort mitsprechen dürfen. Für die Finanzierung der Verlegungen des Freiverlads nach Dottikon wird der Einwohnerrat seine Zustimmung geben müssen. --dm


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote