Per Minibus ans Ende der Welt

  22.02.2022

Tomasz Schmidt aus Abtwil und sein Bruder Wojciech wollen in die Mongolei fahren

Es soll nicht einfach nur eine Abenteuerreise für sie werden. Mit ihrer Tour von der Schweiz bis in die mongolische Hauptstadt Ulaanbaatar wollen Tomasz und Wojciech Schmidt den Verein Bayasgalant Kinderhilfe Mongolei unterstützen.

Sabrina Salm

10 000 Kilometer und drei Wochen Reisezeit stehen Tomasz und Wojciech Schmidt bevor. Die Reise soll aus der Schweiz über Deutschland, Polen, Litauen, Lettland, Russland bis in die Mongolei führen. «Wir hoffen, dass wir unseren Plan in diesem Jahr in die Tat umsetzen können», sagt Tomasz Schmidt, der in Abtwil zu Hause ist. Wegen der Pandemie musste die Reise immer wieder verschoben werden.

Geplant war die Reise eigentlich im Jahr 2020. Auch im letzten Jahr machte Covid-19 ihnen einen Strich durch die Rechnung. In zu vielen Ländern hätte eine Quarantänepf licht auf die beiden gebürtigen Polen gewartet. «Dies hätten wir nicht machen können. Ich bin noch berufstätig und so lange auf Reisen kann ich nicht sein», erklärt der Maschinenbauingenieur. Es sei schon ein grosser Frust gewesen, dass ihr Vorhaben auch damals nicht umgesetzt werden konnte. «Um den Frust abzubauen, sind Wojciech und ich mit dem Töff der Adria-Küste entlang bis nach Griechenland gefahren», lacht Tomasz Schmidt.

Aus einem Jux wird Ernst

Die Idee, in die Mongolei zu fahren, reifte bereits vor 40 Jahren. Als Tomasz Schmidt noch in Polen in der Schule war, hat er aus Jux mit seinem Freund abgemacht: «Wir fahren irgendwann gemeinsam mit einem kleinen Fiat ans Ende der Welt und weiter.» Für sie war es das ferne Land Mongolei. Um sich an die Abmachung zu erinnern, teilten sie einen polnischen 100-Zloty-Geldschein und jeder von ihnen behielt eine Hälfte. Auch als Tomasz Schmidt in die Schweiz kam, trug er seine Scheinhälfte bei sich. Die Jahre vergingen und eines Tages hielt er den zerrissenen Geldschein wieder in der Hand. «Ich erinnerte mich an unser Vorhaben und habe meinen Jugendfreund kontaktiert. Jetzt wollte ich unseren Plan in die Tat umsetzen.» Der Schulfreund musste aus verschiedenen Gründen das Unterfangen jedoch absagen. So fragte Tomasz Schmidt seinen Bruder Wojciech an, ob er nicht Lust hätte, mit ihm in die Mongolei zu fahren. «Wir beide machen gerne ausgedehnte Motorradfahrten, auch durch Europa.» Von dem her war es nicht weit hergeholt, mit seinem Bruder die nächste Abenteuerreise in Angriff zu nehmen.

Die beiden Brüder riefen das Projekt «Polstowy» (ein halber 100-Zloty-Schein) ins Leben. Immer mehr kristallisierte sich heraus, dass es jedoch nicht eine reine Plauschfahrt werden soll. «Sondern etwas Nützliches», betont Tomasz Schmidt.

Vorbereitungen fangen an

Per Zufall stiessen Tomasz und Wojciech Schmidt auf den Verein Bayasgalant Kinderhilfe Mongolei (siehe Kasten). «Ich nahm mit einer der Gründerinnen, Martina Zürcher, Kontakt auf und erfuhr viel Wissenswertes über den Verein. Und so wurde uns klar: Wir wollen sie unterstützen.» Bayasgalant, die unter anderem eine Kindertagesstätte in der Hauptstadt der Mongolei betreibt, sei ideal. «Da sie ihren Sitz in der Schweiz hat und die Werte vertritt, die mir und meinem Bruder wichtig sind», erklärt Schmidt die Auswahl. Immer mehr haben sie über das Land ihrer Ziele erfahren. Und auch über die Armut, die dort herrscht. «Aus dem Fiat wurde also ein Minibus, den wir bei der Ankunft dem Verein übergeben werden.» Ausserdem werden die Brüder Schmidt eine Woche vor Ort bleiben.

Fahrzeugkauf, Vorbereitung, Versicherungen, Reisekosten (in die Mongolei und zurück mit dem Flugzeug) und weitere anfallende Kosten werden von den Brüdern selber übernommen. «Wir suchen Sponsoren, die die Stiftung Bayasgalant weiter direkt finanziell unterstützen werden. Material selber können wir nicht viel mitnehmen, weil wir schon einiges an Bord haben», erklärt Tomasz Schmidt. «Es geht bei den Spenden nicht um uns, sondern um die Kinder.»

Witterungsbedingt soll das Projekt «Mongolia 2020» jetzt zwischen Mai und Oktober 2022 endlich umgesetzt werden. Die Mongolei hat ihre Grenzen wieder geöffnet. «Bald beginnen die Vorbereitungen wieder, dazu gehört die Kontaktaufnahme mit den Botschaften», erzählt Tomasz Schmidt. «Wir hoffen fest, dass nichts mehr dazwischenkommt.»

Wann die Reise losgeht sowie einen aktuellen Reisebericht von den Brüdern Schmidt wird man auf Facebook, «Polstowy», verfolgen können.


Kinderhilfe Mongolei

Der Verein Bayasgalant Kinderhilfe Mongolei mit Sitz in Nidau unterstützt in der mongolischen Hauptstadt Ulaanbaatar Kinder und ihre Eltern aus armen Verhältnissen mit dem Ziel, ihnen eine bessere Zukunftsperspektive zu bieten.

Vielfältige Hilfe

Aus anfänglich einer Suppenküche für Kinder sind über die Jahre die Tagesstätte, der Kindergarten und eine Vielzahl von Hilfsangeboten gewachsen. Heute betreut Bayasgalant täglich 175 Kinder mit Hilfe von 21 Festangestellten.

Wer spenden will kann dies unter BEKB Biel, PC 30-106-9, Vermerk: Projekt «Polstowy», IBAN-Nr.: CH66 0079 0042 4002 9780 5, machen.

Weitere Informationen erhält man unter www.bayasgalant.ch.


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