Mit grossen Augen
22.11.2024 Boswil, Region OberfreiamtDie Umbauarbeiten im Solino Boswil sind weit fortgeschritten – Küche und Speisesaal sind in Betrieb
Die Zeit des Kochens in zwei Containern ist vorbei. Ebenfalls die Zeit des Essens in der Cafeteria und im Mehrzweckraum. Die 51 Bewohnenden und die Mitarbeiter ...
Die Umbauarbeiten im Solino Boswil sind weit fortgeschritten – Küche und Speisesaal sind in Betrieb
Die Zeit des Kochens in zwei Containern ist vorbei. Ebenfalls die Zeit des Essens in der Cafeteria und im Mehrzweckraum. Die 51 Bewohnenden und die Mitarbeiter haben ihren Speisesaal und ihre Küche wieder. Heimleiter Ralph Huggel ist erleichtert, auch darüber, dass die Bauarbeiten allgemein bald abgeschlossen sind.
Annemarie Keusch
Ganz langsam geht sie mit ihrem Rollator von Tisch zu Tisch. Liest die Namen der Schilder, die bei jedem Stuhl platziert sind. «Suchen Sie Ihren Platz?», fragt Ralph Huggel. Die Frau nickt, er zeigt zu einem der Tische. «Mein fotografisches Gedächtnis hilft», sagt Huggel und lacht. Solche und ähnliche Szenen wiederholen sich kurz vor dem Mittagessen mehrmals. Eine andere Frau, die bereits an ihrem Tisch sitzt, steht nochmals auf, hebt jedes einzelne Schild der anderen drei Plätze hoch, liest. Schliesslich will sie wissen, mit wem sie am Mittagstisch sitzt. «Hesch ä müesse sueche?», tönt eine Männerstimme quer durch den Raum. Es ist der zweite Tag nach dem grossen Umzug. Nach den «goldigen Reaktionen», wie es Ralph Huggel beschreibt.
Es ist der zweite Tag, an dem das Mittagessen im grossen, hellen Speisesaal eingenommen wird. «Ihre grossen, staunenden Augen zu sehen, das war wunderschön», sagt Heimleiter Ralph Huggel. Auch wenn die Platzsuche noch etwas Schwierigkeiten macht. «Kaum haben sie sich daran gewöhnt, in der Cafeteria und im Mehrzweckraum zu essen, mussten sie schon wieder umziehen.» Doch dieser Umzug nun ist definitiv. Und er ist mit vielen Freuden verbunden. Die Fenster lassen viel Licht hinein, die Bodenheizung sorgt für angenehme Wärme, der Boden in Holzoptik und die grünen Wand- und Nischenelemente sorgen für gemütliches Ambiente. «Reklamationen gabs aber», gibt Huggel zu. «Aber höchstens wegen der Sitzordnung», ergänzt er.
60 Menüs aus zwei Containern
Der Bezug des neuen Speisesaals ist einer der grossen Meilensteine, die das Solino diese Woche begehen konnte – der Bezug der neuen Küche ein anderer. Seit April wurde im Provisorium gekocht, in zwei Containern. 60 Menüs werden hier täglich zum Mittag- und zum Nachtessen zubereitet. Zwei Drittel davon sind Normalkost, hinzu kommen Allergien, Unverträglichkeiten, Diäten, püriertes Essen. «Die Platzverhältnisse waren eng, aber es hat funktioniert.» Auch wenn das Provisorium länger nötig war als die ursprünglich gedachten zwei Monate im Sommer. «Wir entschieden uns dazu, keine Hauruck-Übung zugunsten eines kürzeren Provisoriums zu veranstalten und stattdessen einen Schritt nach dem andern zu machen.»
Es sind hektische und herausfordernde Monate, die das Solino hinter sich hat – Mitarbeitende genauso wie Bewohnende. «In einem Heim umzubauen, das bringt vieles mit sich, woran sich die Arbeiter von anderen Baustellen nicht gewohnt sind», weiss Ralph Huggel. Etwa, dass eine Werkzeugkiste, die herumsteht, eine gefährliche Stolperfalle sein kann. Oder dass die Mittagspause um 11.30 Uhr beginnt, wenn den Bewohnerinnen und Bewohnern das Mittagessen serviert wird. Grundsätzlich sei er aber zufrieden, wie alles lief. «Auch wenn wir die Belastung in Sachen Staub und Lärm durchaus auch etwas unterschätzt haben.» Obwohl zeitweise Wasser in die Baustelle lief. Und auch wenn es bei der Planung schon Verbesserungspotenzial gegeben hätte. «Etwa im Bereich der Lüftung.» Huggel weiss: «Wir sind sicher kein einfacher Bauherr, weil wir uns kompromisslos für das Wohl unserer Bewohnenden einsetzen.»
Kleinere Arbeiten stehen noch an
Und auch für jenes der Mitarbeitenden. Die neuen Räumlichkeiten der Wäscherei im Untergeschoss sind längst bezogen, nun folgte diese Woche auch der Umzug der Küche vom Provisorium in die neuen, grosszügigeren und mit modernen Geräten ausgestatteten Räumlichkeiten. «Das Buffet hilft, näher am Speisesaal zu sein, damit wir die Teller künftig noch wärmer servieren können», sagt Huggel. Wobei er damit eines der vielen Themen anspricht, bei denen nach einem Mittelweg gesucht wird. «Für die einen sind die Teller jetzt schon zu heiss, andere wünschen sie sich noch wärmer.» Im kommenden Jahr steht die nächste Bewohnerbefragung an. Da erhofft sich Huggel Antworten, nicht primär zur Tellerwärme, sondern allgemein zur Zufriedenheit mit den neuen Räumlichkeiten.
Abgeschlossen ist das Bauprojekt noch nicht. Auch an diesem Morgen sind viele Handwerker im Haus. Noch geht der neue Windfang in Richtung Alterswohnungen nicht auf alle Seiten auf. Noch ist der neue Boden nicht im ganzen Eingangsbereich verlegt. Noch ist die Lüftung nicht eingestellt. Noch fehlt der Abschluss bei den Brandmelde- und Notlichtanlagen. «Und auch wir brauchen noch etwas Angewöhnungszeit», sagt Huggel. Wie muss die Fritteuse eingestellt werden? Wo muss man stehen, um den Sensor der Schiebetür auszulösen? Wo wird der Kalender mit dem Spruch des Tages aufgehängt? Vieles aber laufe bestens. «In der Küche sind die Abläufe geschmeidiger, dreckiges Geschirr konsequent von sauberem getrennt. In der Wäscherei ist die Kapazität nun auch dafür da, die Bettwäsche nicht mehr auswärts waschen zu lassen.»
Druck nach Zimmern steigt
Zehn Monate dauerte der ganze Umbau. Bis Ende Jahr soll alles im Haus abgeschlossen sein. Dann ist das Solino nach der Renovation der Zimmer und der Erweiterung von vor zehn Jahren auch im Bereich der Ökonomie gut aufgestellt. Ein Tag der offenen Tür für die Bevölkerung ist im Frühling vorgesehen. Und dann hat es sich in Sachen Grossprojekte vorerst ausgesorgt? Ralph Huggel nickt. Aber er fügt an: «Der Druck nach zusätzlichen Zimmern ist gross.» Die Auslastung liege im laufenden Jahr bei 98,5 Prozent. Es gebe eine Warteliste für Leute, die einen Platz im Solino brauchen. «Aber zuerst schliessen wir nun dieses Projekt ab.» Übrigens sieht es aktuell danach aus, als könnte man dies auch finanziell im Rahmen tun. 4,8 Millionen Franken wurden genehmigt – zuzüglich Toleranz von zehn Prozent.