Mit Maradonas Hose zum Titel
16.12.2022 Fussball, SportEr kickte einst beim FC Muri: José Luis Mamone. Mittlerweile lebt der 40-Jährige in Aarau. Der Argentinier ist aktuell im Weltmeisterschafts-Fieber und hofft, dass seine Argentinier im Final am Sonntag gegen Frankreich den Titel holen. Damit das klappt, hängt er eine besondere Hose ...
Er kickte einst beim FC Muri: José Luis Mamone. Mittlerweile lebt der 40-Jährige in Aarau. Der Argentinier ist aktuell im Weltmeisterschafts-Fieber und hofft, dass seine Argentinier im Final am Sonntag gegen Frankreich den Titel holen. Damit das klappt, hängt er eine besondere Hose über den Fernseher. --spr
Die Hose von Maradona
Der Argentinier José Luis Mamone, früher beim FC Wohlen und FC Muri aktiv, fiebert dem WM-Final entgegen
Das Leben spülte José Luis Mamone immer wieder zum FC Wohlen. Heute ist der Ex-Profi 40 Jahre alt, bald dreifacher Papa – und lebt nach wie vor im Aargau. Mamone ist wegen seiner Heimat Argentinien im WM-Fieber. Eine Original-Hose von Maradona soll die Südamerikaner nun zum Titel führen.
Stefan Sprenger
Er hat zwei Kinder. Ende Dezember folgt Nummer 3. Alles sind Jungs. «Ich mache nur Buben, wegen dem Fussball. Irgendwann werden sie Profifussballer und ich werde ihr Manager, dann muss ich nicht mehr arbeiten», sagt José Luis Mamone und grölt mit seinem unverkennbaren Lachen los. Mit seiner Frau – einer Kolumbianerin, die seit ihrer Kindheit in der Schweiz lebt – wohnt Mamone in Aarau. Seit fünf Jahren arbeitet er als Hauswart. «Das Leben ist gut», meint er.
Er wäre fast wieder beim FC Wohlen gelandet
Ein Leben, das ihn immer wieder ins Freiamt spülte. Noch heute kennt er viele Leute. Mit Muri-Trainer Piu spielte er genauso zusammen wie mit FC-Wohlen-Captain Alban Pnishi oder Alain Schultz. «Wenn ich durch Wohlen gehe oder in der Zanzibar ein Bier trinke, dann würde ich bestimmt noch viele Leute kennen», meint er. Zeit dafür hat er aber nicht. «Arbeit, Familie, Fussball», sagt Mamone, der aktuell Co-Trainer beim FC Buchs in der 3. Liga ist. FC-Wohlen-Präsident Mike von Wyl hat versucht, ihn im vergangenen Frühling ins Trainer-Boot bei der U23 zu holen. Doch eben: Mamone hat drei Kinder und keine Zeit. Auch wenn er sagt: «Der FC Wohlen ist und bleibt eine grosse Herzensangelegenheit.»
Mit seiner offenen und liebevollen Art hat er im Freiamt Spuren hinterlassen. Beliebt bei den Frauen, beliebt bei den Männern. Der Mann, der ein Lächeln wie aus einer Zahnpasta-Werbung hat, wechselte 2005 aus seiner Heimat Argentinien zum FC Luzern. 2007 holt ihn der FC Wohlen in die Challenge League. Er bleibt 2,5 Jahre, geht im Dezember 2009 zurück nach Argentinien. Nur wenige Monate später stecken die Freiämter in akuter Abstiegsgefahr und lassen ihn wieder einfliegen.
Den Kindern eine Zukunft geben
Der FC Wohlen schafft den Klassenerhalt und Mamone geht im Sommer 2010 wieder zurück nach Südamerika. Tränen fliessen. Adios, Mamone. Es scheint, als komme er dieses Mal nicht mehr zurück. Doch wiederum dauert es nur ein halbes Jahr und Mamone kickt wieder beim FC Wohlen. Bis im Sommer 2012. Und dann geht der Mittelfeldspieler noch für eine Saison zum FC Muri.
Dieses Mal bleibt er hängen in der Schweiz. Er kickt in unteren Ligen, wird später spielender Assistenztrainer. Schötz, Zofingen, Wangen bei Olten, Gränichen, Buchs. «Und das alles nur wegen dem FC Wohlen. Ich habe damals eine Chance erhalten. Dafür bin ich bis heute dankbar.» Er liebt seine Heimat Argentinien, seine ganze Familie lebt noch dort. Klar, hat er manchmal Heimweh. Aber: «In Argentinien läuft einiges nicht gut. Politik. Wirtschaft. Das alles ist hier besser», meint er. Seine Kinder, alle in der Schweiz geboren, sollen eine gute Zukunft haben. «Deshalb ist mein Leben jetzt hier. Meine Familie ist hier verwurzelt. Mein Herz ist doppelt gefüllt. Ich bin Argentinier und Schweizer», so der 40-Jährige, der vorhat, in nächster Zeit den Schweizer Pass zu beantragen.
Natürlich ist José Luis Mamone aktuell etwas aufgekratzt. Argentinien hat es nach dem 3:0-Sieg gegen Kroatien in den Final der Fussball-Weltmeisterschaft geschafft. Am Sonntag (16 Uhr) geht es gegen Frankreich um den WM-Pokal.
Fussball- und Argentinien-Kenner Mamone schätzt ein: «Argentinien hat den WM-Final 2014 gegen Deutschland verloren. Danach folgte eine schwierige Zeit mit viel Kritik aus den eigenen Reihen. Trainer Scaloni hat jetzt Ruhe gebracht. Er und der ganze Trainerstaff machen einen hervorragenden Job. Es wurden junge Spieler integriert. Und auch Superstar Lionel Messi tritt ganz anders auf. Er kämpft, er geht voran.» Mamone ist stets in Kontakt mit seiner Familie in Argentinien. «Die Euphorie ist unglaublich gross. Alles ist sehr emotional. Für die Argentinier ist Fussball so viel mehr als nur ein Sport. Fussball gibt Hoffnung. Ich habe es noch nie so erlebt wie aktuell. Das ganze Land fiebert mit und hofft so sehr auf diesen Titel.»
Maradona trug diese Hose an der WM 1986
Wo Mamones persönlicher Weg hingeht, weiss er noch nicht. Seine Familie hat Priorität. Aber er könnte sich vorstellen, irgendwann als Trainer wieder mehr im Fussball involviert zu sein, wenn die Kinder grösser sind. Beim FC Wohlen? «Wohlen ist mein Herz. Irgendwann werde ich vielleicht wieder dort engagiert sein, wer weiss.»
Doch zuerst steht der WM-Final an. Die Spiele der Argentinier verfolgt er immer mit seiner Frau und den Kindern zu Hause. «Gemütlich», meint er. Ungemütlich wurde es im Viertelfinalspiel gegen Holland. In der Nachspielzeit gelingt den Holländern der 2:2-Ausgleich. «Da habe ich gezittert», erklärt Mamone. Und er zieht alle Register und beschwört magische Kräfte. Er hängt eine kurze Hose über den Fernseher. Und siehe da: Argentinien gewinnt im Elfmeterschiessen und kommt eine Runde weiter. Diese kurze Hose sei etwas Besonderes, wie er erklärt. Vor 20 Jahren spielte Mamone bei San Lorenzo in Argentinien. Mit dem Materialwart des Vereins war er gut befreundet. Und jener Materialchef war einst auch verantwortlich für die argentinische Nationalmannschaft. «Zum Geburtstag hat er mir eine Original-Hose von Diego Armando Maradona geschenkt. Er hat sie an der WM 1986 getragen. Überall, wo ich hingegangen bin, habe ich diese kurze Hose mitgenommen. Ich behandle diese Hose wie Gold», sagt Mamone – und lacht dabei nicht.
«Mit Messi haben wir einen zweiten Maradona»
Diese Hose soll beim WM-Final am Sonntag wiederum helfen. «Mit Lionel Messi haben wir nun einen zweiten Maradona.» Das Endspiel wird er zu Hause anschauen. Bei einem Sieg würde er aber wohl feiern gehen, so viel Zeit muss sein. Man wird schliesslich nicht alle Tage Weltmeister. Was prophezeit Mamone für den Final? «Wir sind gut. Frankreich ist gut. Argentinien sollte am Boden bleiben. Ich vertraue. Ich hoffe. Ich glaube. Argentinien hat Messi und den Geist von Maradona.» Und Mamone wird die kurze Hose erneut über den Fernseher hängen. Denn damals, als Maradona an der WM 1986 diese Hose trug, wurde Argentinien Weltmeister.